Dominica - das ist eine knapp 50 Kilometer lange und 23 Kilometer breite Insel in der Karibik, die verspricht, das Paradies zu sein. Die Hauptstadt Roseau ist geprägt vom sorglosen Lebensgefühl der Karibischen See, aber auch von einer grausamen, jahrhundertelangen kolonialen Geschichte. Während die Küsten weiße Sandstrände und kristallklares Wasser bieten, warten im Hinterland der Insel tosende Wasserfälle, dichter Regenwald oder der berühmte Boiling Lake auf Besucher.
Roseau – die bunte Hauptstadt mit bedrückender Geschichte
Die Hauptstadt Dominicas liegt auf einem schmalen Landstreifen an der Südostküste des Landes. Im Landesinnern ragen üppig bewachsene Berggipfel in die Höhe, die in kristallblaues Wasser übergehen. Ein Mittelpunt der größten Stadt der Insel – rund 16.000 Menschen leben in ihr – ist der Hafen.
Neben den Fischer- und Motorbooten landen auch die ganz großen Dampfer an, teilweise wirkt es etwas skurril, wenn am Horizont des größtenteils einstöckig gebauten Orts eine vielstöckige, schwimmende Stadt anlandet und weit und breit alles überragt. Ungebeten sind die Kreuzfahrt-Gäste aus aller Welt jedoch nicht, leben doch große Teile der Bevölkerung auf Dominica vom Tourismus. Das gilt auch für die Betreiber der zahlreichen kleinen Bars, Restaurants, Souvenirshops und die Künstler, die sich an der Uferpromenade „Dame Eugenia Charles Boulevard“ niedergelassen haben.
Wer Roseau auf eigene Faust erkunden will, kann sich getrost auf zwei gesunde Beine verlassen. Nur wenige Gehminuten trennen den Alten Markt von der Uferpromenade. Dort, im Zentrum Roseaus, gibt es die Süße der Karibik für den Mund. Tropische Kokosnüsse, Melonen, Papayas und all das Obst, das in deutschen Supermärkten nach tage- oder wochenlangem Transport landet, wird hier frisch und unter großem Trubel verkauft.
Dazwischen gibt es sonst alles, wonach Touristen auf Dominica suchen: Souvenirs, geflochtene Körbe, kunstvoll gestaltete Kokosnussschalen. Nach einem Marktbesuch lohnt es sich, in den schmalen Gassen verloren zu gehen. An vielen Ecken gibt es frischen Fisch oder Hummer, dazu selbst gebrautes Bier und mit ein bisschen Glück Reggae-Live-Musik.
Die koloniale Vergangenheit – das Dominica-Museum
Weniger hektisch, dafür umso spannender ist es im Dominica-Museum, das die bewegte Geschichte der Karibikinsel aufarbeitet. Der Stammbaum des Großteils der heutigen Bevölkerung Dominicas ist eng mit den Grausamkeiten des Sklavenhandels und der kolonialen Politik verknüpft. Ein Museumsbesuch rückt auch den Besuch auf dem Markt in das richtige Licht: Wo heute Händler lauthals ihre Früchte anpreisen, wurden früher Menschen als Ware gehandelt.

Pflicht bei einem Roseau-Besuch ist der Aussichtspunkt Morne Bruce
Vom Roseaus Hafen aus kann man ihn bereits am Horizont erahnen, den grünen Aussichtspunkt Morne Bruce. Hinauf geht es entweder über den steilen, aber nur wenige hundert Meter kurzen Jack’s Walk. Der Aufstieg lässt sich gut mit einem Spaziergang durch den Botanischen Garten verbinden, in welchem der Pfad seinen Einstieg hat. Wer es gerne etwas bequemer hätte, der kann sich mit dem Taxi die steile Bath Road hochkutschieren lassen. Egal, wie man nach oben kommt, der Blick nach unten lohnt sich auf jeden Fall, schaut man doch auf die kleinen Gassen zwischen den bunten Häusern hinab.
Nationalpark Morne Trois Pitons: Naturschatz auf Dominica
Im Landesinneren der Insel liegt einer ihrer größten Naturschätze: der Nationalpark Morne Trois Pitons. Nur knapp 15 Kilometer außerhalb der Stadtgrenze Roseaus gelegen, wurde er 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Wer also das knapp 7000 Hektar große Schutzgebiet erkunden will, sollte bedenken, dass man einer von vielen Touristen auf der Insel ist, die das jedes Jahr vorhaben – und dass dies nur funktioniert, wenn alle die Natur des Parks achten. Die hügelige Landschaft des Morne Trois Pitons ist dicht bewachsen, der Regenwald hat alles für sich eingenommen und ein Dickicht aus Blättern, Lianen, Stämmen, Ästen und Wurzeln über die Berge gespannt, das nur gelegentlich von rauschenden Flüssen unterbrochen wird.
Durch dieses Dickicht führt ein eng gewundener Pfad zum Boiling Lake – dem kochenden See. Graubraunes Wasser brodelt dort vor sich hin und hüllt die Umgebung so manches Mal in dichten Nebel. Als eine der größten Fumarole der Welt – Fumarole sind Dampfaustrittsstellen im Bereich von vulkanisch aktiven Gebieten – erstreckt sich der Boiling Lake über einen Durchmesser von mehr als 60 Metern. Einen guten Einstieg in den Pfad bietet das Dörfchen Laudat, von dort geht es über zwölf Kilometer auf schmalen Wegen, die teilweise mit dicken Steinbrocken verbaut und nicht immer leicht auszumachen sind. Wer sich den Weg über die Insel alleine nicht zutraut, kann einen Guide buchen.

Wasserfälle donnern in smaragdgrünes Wasser – der Emerald Pool
Ganze 40 Meter tief fällt das klare Wasser aus den Bergen des Nationalparks Morne Trois Pitons, bevor es krachend und rauschend auf der Wasseroberfläche des Emerald Poolsaufschlägt. "Emerald" steht im Deutschen für "Smaragd" und spielt auf das smaragdgrüne Wasser an, das unterhalb des Wasserfalls und zwischen dichtem Regenwald schimmert. Eine traumhafte Filmkulisse – dachten sich auch die Macher des Hollywoodstreifens "Fluch der Karibik", die an mehr als zwanzig verschiedenen Orten auf Dominica drehten.
Der Indian River - das Handelstor zur Karibik
Dominica ist geformt von Wasser, auch im Nordwesten der Insel. Nur wenige Kilometer über der Küstenstadt Portsmouth gelegen, schlängelt sich der Indian River durch die Landschaft. Lange wurde er als Zufahrtsstraße zum Karibischen Meer genutzt, über welches Handelsleute ihre Waren transportierten.
An seinen Ufern ragen die mächtigen Bwa-Mang-Bäume ins Wasser, die erst aus der Perspektive von der Wasseroberfläche aus ihre ganze Macht und Schönheit entfalten. Wer eine Bootstour unternimmt, der bekommt vielleicht sogar die Chance, die zahlreichen Wildtiere, die sich um den Fluss angesiedelt haben, zu beobachten. Auf jeden Fall ist meistens eine Pause mit geräuchertem Fisch und jeder Menge Rum dabei!

Einblicke in die indigene Kultur Dominicas – das Kalinago-Reservat
An der Ostküste der Karibikinsel, zwischen Bataca und Sineku heißt es „Mabrika“ – eine Grußformel der indigenen Bevölkerung, der Kalinago. Lange wurde die Bevölkerungsgruppe marginalisiert, als Kannibalen und Wilde dämonisiert; der Zugang zu Schulen oder der Gesundheitsversorgung wurde ihnen lange Zeit verwehrt. Heute jedoch gibt es auf Dominica das geschützte Kalinago-Reservat, das kolonial geprägte Wort „Kariben“ wurde aus offiziellen Regierungsdokumenten gestrichen.
Die Motivation dafür ist sicher nicht ausschließlich eine gerechtere Geschichtsschreibung und gleichberechtigter Zugang zu öffentlichen Gütern. Seit Kreuzfahrttouristen zu einer der Haupteinnahmequellen der Inselbewohner geworden sind, wird auch die Kultur der Kalinago verstärkt auf der Insel vermarktet. Dabei versuchen die Dörfer den Spagat zwischen ihrer traditionellen, genügsamen Lebensweise und einem touristischen Angebot, das es Besuchern ermöglicht, einen Einblick in diese Lebensweise zu gewinnen. So bieten viele Bewohner des Dorfes Barana Aute Übernachtungen in ihren eigenen Hütten an – ein Programm, das offiziell von der Regierung Dominicas unterstützt wird.
Inselhopping nach Guadeloupe, Martinique und St. Lucia
Wer einmal den weiten Weg in die Karibik nach Dominica auf sich genommen hat, möchte oft die Gelegenheit nutzen, auch die umliegenden Inseln zu erkunden. Die Fähre L'Express des Îles bringt Besucher von Dominica aus zu den umliegenden Insen Guadeloupe, Martinique und St. Lucia – im Sommer deutlich regelmäßiger als im Winter. Dies ist jedoch bei Weitem nicht der einzige Anbieter, viele weitere pendeln zwischen Inseln hin und her.