Endlich verstehen Warum wir im Winter ständig "einen gewischt bekommen" – und was wir dagegen tun können

Stromschlag an Autotür
Wohl jeder kennt die kleinen Stromschläge, etwa beim Griff nach einer Autotür. Auch wenn sie nicht so spektakulär aussehen wie in unserer Illustration 
© komta / Adobe Stock
Kleine, unangenehme Stromschläge gehören besonders im Winter zum Alltag. Aber warum? Die Erklärung liegt im Wassergehalt der Luft

An der Metallklinke: zack! An der Autotür: zack! Am Wasserhahn: zack! Wohl jeder kennt das Phänomen, dass man manchmal, wenn man mit bloßen Fingern metallische Oberflächen oder die Hand seines Gegenübers berührt, einen elektrischen Schlag erhält. Es gibt dafür sogar eine Redensart: "Einen gewischt bekommen". Das unangenehme Gefühl kann im Alltag so oft vorkommen, dass man sich schon vorher überlegt, ob und wie man metallische Oberflächen berührt.

Besonders oft trifft uns der elektrische Mini-Schlag in den Wintermonaten. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Allen voran ist die trockene Luft verantwortlich dafür, dass es bei Berührungen "knistert".

Auch wenn es angesichts von Regen, Schnee und Matsch nicht unmittelbar einleuchtet: Im Winter enthält die Außenluft wenig Wasserdampf. Denn je kälter Luft ist, desto weniger Wasser kann sie in Form von Wasserdampf aufnehmen. Was zu viel ist, kondensiert zu Nebel oder Wolken. "Während beispielsweise ein Kubikmeter Luft bei 20 Grad 17 Gramm Wasserdampf speichern kann, sind bei 0 Grad nur noch maximal 5 Gramm möglich", erklärt der Meteorologe Tobias Reinartz vom Deutschen Wetterdienst. "Bei minus 10 Grad reichen schon etwa 2 Gramm Wasserdampf, um einen Kubikmeter Luft zu sättigen."

Atem im Winter

Endlich verstehen Warum wird an kalten Tagen der Atem sichtbar?

Manchmal treten wir morgens aus dem Haus und stellen fest, dass bei jedem Ausatmen ein Nebelschleier vor unserem Gesicht entsteht. Was geschieht physikalisch, wenn der Atem sichtbar wird und warum erleben wir das nur in der kalten Jahreszeit?

Es ist genau diese Luftfeuchtigkeit, die dazu beiträgt, dass wir elektrostatische Ladung an die umgebende Luft abgeben. Aber warum ist das nötig?

Wir laden uns ständig mit elektrischer Spannung auf

Wenn Textilien auf unserer Haut reiben oder wenn wir mit Plastiksohlen über Synthetik-Teppiche schlurfen, laden wir uns elektrostatisch auf. Für einen allmählichen Spannungsausgleich über die Luft reicht in der Regel schon die normale Luftfeuchtigkeit. Doch die ist bei Minusgraden so gering, dass die Außenluft geradezu wie eine Isolierschicht wirkt. Mit der Folge, dass sich im Köper die Spannung "aufstaut": Mit mehreren Tausend Volt kann ein Körper geladen sein. Übrigens, ohne dass man selbst etwas davon bemerkt.

Zu einem Spannungsausgleich kommt es dann erst beim Berühren leitfähiger Oberflächen. Und das kann ein Metallteil, aber auch die Haut eines anderen Menschen sein. Zack! Gefährlich oder gesundheitlich bedenklich ist das unangenehme Phänomen übrigens nicht. Die Spannung mag beeindruckend hoch sein, aber die Strommenge, die dann tatsächlich durch den Körper fließt, ist viel zu gering, als dass sie Schaden anrichten könnte.

Wer die Mini-Stromschläge dennoch vermeiden möchte, kann in Innenräumen für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen und Handcremes benutzen. Die pflegen nicht nur die Haut – sondern sorgen auch für einen besseren Ladungsaustausch mit der Luft.

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