Mehr als Leckerlis Über welche Belohnungsformen sich Hunde ganz besonders freuen

Dankbar schauender Hund hält seinen Kopf in den Händen
"Das hast du toll gemacht!" – Hunde genießen die Aufmerksamkeit ihrer Lieblingsmenschen voll und ganz
© Lourdes Balduque / Getty Images
Wer schon einmal versucht hat, einem Hund etwas beizubringen, weiß: Ohne Belohnung geht nichts. Doch was einen Vierbeiner motiviert, kann ganz unterschiedlich sein

Wer sich an das Thema Hundetraining wagt und sich mithilfe von Büchern oder digitalen Video-Workshops erst mal Wissen aneignen möchte, stellt schnell fest: Viele Ratgeber zum Thema Hundeerziehung setzen eine Belohnung für den Vierbeiner automatisch mit Leckerlis gleich. Tatsächlich aber greift diese Annahme zu kurz und verschenkt wertvolles Trainingspotenzial: Denn die Beziehung, die Mensch und Hund eingehen, kann einen enormen Einfluss auf den Trainingserfolg haben. Wer sich dessen bewusst ist, kann dieses Wissen für sich nutzen.

Zwar ist Futter ohne Frage ein praktisches Hilfsmittel beim Training – doch unsere Vierbeiner sind extrem soziale Kooperationspartner. Aufmerksamkeit, Zuwendung und gemeinsames Spiel sind für sie echte "Währungen" mit messbarer Wirkung. Das macht Hunde zu so wertvollen und aufmerksamen Begleitern.

Die neuere Neuro- und Hormonforschung zeigt, dass manche Hunde soziale Bestätigung ähnlich hoch oder sogar höher bewerten als Futter, wenn es um Motivation und Belohnung geht. Und dass Berührungen und eine freundliche Stimmfärbung die Bindung und Stressregulation der Vierbeiner merklich verbessern – Effekte, die extrem förderlich bei der Hundeerziehung sind.

So untersuchten beispielsweise der Psychologe und Neurowissenschaftler Peter F. Cook vom New College Florida und sein Team vor einigen Jahren mithilfe von Magnetresonanztomographen, wie stark das Belohnungszentrum im Gehirn von Hunden auf persönliches Lob und die Gabe von Futter reagiert. Damit war die Studie zur Hundebelohnung eine der ersten, die Gehirn-Bildgebungsdaten mit Verhaltensexperimenten kombinierte. Die Messungen des Forschungsteams zeigten: Bei 87 Prozent der untersuchten Hunde schien die soziale Zuwendung den gleichen oder sogar einen größeren Belohnungseffekt zu haben als das schlichte Geben von Futter.

Hund ist nicht gleich Hund

Gleichzeitig zeigte sich unter den getesteten Hunden aber auch eine große Bandbreite von individuellen Vorlieben und deren Ausprägungen. So reagierten manche Vierbeiner wesentlich stärker auf Belohnungsleckerlis als andere, und manche Hunde blühten bei Lob besonders auf. Die Ergebnisse veröffentlichte das Forschungsteam im Fachmagazin "Social Cognitive and Affective Neuroscience".

Hundeblick: Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen
Was Hunde uns mit ihren Blicken sagen wollen

Die Art und Weise, wie ein Vierbeiner gelobt wird, sollte also idealerweise zu dessen Persönlichkeit passen – sonst verpufft der Reiz, egal ob Lobeshymne, Leckerli, Spielerunde oder Kuscheleinheit. Kurz: Eine gute Belohnung bedeutet nicht einfach den Griff in die Leckerlitasche, sondern beginnt mit Beziehungsarbeit und Kommunikation. 

Streicheln hat Einfluss auf die Lernleistung

Hunde lernen am besten, wenn sie entspannt sind – ganz ähnlich wie wir Menschen. Verschiedene Studien aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass Berührungen bei Hund und Mensch die vermehrte Ausschüttung von Oxytocin fördern. Das "Kuschelhormon" wird immer wieder mit emotionaler Bindung oder Zugehörigkeitsgefühlen in Verbindung gebracht. Gleichzeitig sinkt die Produktion des als "Stresshormon" bekannten Cortisols. Dieser Biochemie-Effekt ist praxisrelevant, weil er die Vierbeiner für das Training empfänglicher macht.

Darüber hinaus konnten Vergleichsstudien zeigen, dass Hunde beim Training kurze Streichel-"Mikropausen" durchaus als Belohnung empfinden und dass diese Art der Zuwendung nicht so schnell für eine "Sättigung" sorgt wie das Fressen von Leckerlis. Wer dem eigenen Vierbeiner also vor dem Training ausgiebige Streicheleinheiten schenkt, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, und ihn während der Lerneinheiten immer wieder mit kurzen Zuwendungen belohnt, macht eine ganze Menge richtig und motiviert ihn.

Stimmklang und Lob zur Motivation

Auch wenn Hunde von ihren Lieblingsmenschen angesprochen werden und dadurch Aufmerksamkeit und Zuwendung erfahren, wirkt dies positiv auf ihr Lernerlebnis. Denn zwar sind Hunde nicht imstande, jedes unserer gesprochenen Worte zu entschlüsseln, doch die Tiere haben sich im Lauf der Evolution bemerkenswerte Fähigkeiten angeeignet, den Menschen verbal immer besser zu verstehen. Eine Studie aus Ungarn konnte 2024 beispielsweise nachweisen, dass Hunde dazu in der Lage sind, gelernte Begriffe mindestens zwei Jahre lang im Gedächtnis zu behalten. Und Forschende der Eötvös-Loránd-Universität zeigten im Jahr 2022 auf, dass Hunde sogar verschiedene Sprachen unterscheiden können. Dieses tiefe Verständnis der Vierbeiner für die menschlichen Sprache machen unsere Stimme und das verbale Lob zu lohnenden Werkzeugen beim Hundetraining.

Eine Frau kommuniziert mit ihrem Hund kuschelnd auf dem Sofa

Richtig kommunizieren Wie Sie mit Ihrem Hund sprechen sollten, damit er Sie versteht

Die meisten Hundehalterinnen und Hundehalter verbringen den Großteil des Alltags gemeinsam mit ihren Hunden, teilen viele Gewohnheiten und sprechen ganz automatisch mit ihnen. Doch wie gut verstehen die Vierbeiner uns wirklich, wenn wir mit ihnen reden? Forschende in der Schweiz sind dieser Frage nachgegangen

Während unaufgeregtes Sprechen für sich allein, ohne merkliche Emotion, keinen messbaren Effekt auf die Aufmerksamkeit oder das Verständnis von Hunden hat, beeinflussen sowohl der Tonfall als auch die Geschwindkeit, mit der wir mit unseren Vierbeinern sprechen, maßgeblich die Reaktion der Tiere. Fachleute empfehlen deshalb, während des Trainings ein wiederkehrendes, gelerntes Signalwort beim Loben zu nutzen, zusammen mit Blickkontakt und einer freundlichen Stimme, um zunächst präzise den Moment mithilfe des Signalworts zu markieren und danach mit der Stimme zu verstärken. So wird aus dem verbalen Lob ein klarer, verlässlicher Verstärker.

Wer mag, kann das Lob mit einem Leckerli verbinden. Wohldosierte, exklusive Futterhäppchen sind vor allem als direkter Verstärker hilfreich, wie die Verhaltensforscherinnen Megumi Fukuzawa und Naomi Hayashi von der japanischen Nihon-University im "Journal of Veterinary Behavior" berichten.

Spielen als Lernturbo

Auch gemeinsames Spielen kann eine großartige Belohnung für Hunde sein. So reagiert ein Vierbeiner, der besonders gern mit einem Zerrspielzeug tobt, nach einem Erfolg beim Training wahrscheinlich besonders erfreut auf ein kurzes Zerrspiel. Aber: Das Spiel muss exklusiv sein: Erhält der Hund sein Lieblingsspielzeug auch zwischendurch oder hat er dieses gar ständig zur Verfügung, wird die positive Wirkung des Zerrspiels schnell verpuffen und beim Training nicht mehr als Belohnung empfunden.

Das gemeinsame Spielen ist übrigens nicht nur eine wunderbare Belohnungsart: Es verbessert auch den langfristigen Lernerfolg. Wie die Amerikanerin Hannah Salomons, evolutionäre Anthropologin an der Duke University, und ihre Kollegen im internationalen Fachmagazin "animals" jüngst berichteten, fördern kurze Spielphasen im Anschluss an Trainingsblöcke nachweislich die Gedächtnisleistung von Vierbeinern.

Für die Praxis bedeutet das: Nach einer gelungenen Trainingseinheit lohnt es sich, 20 bis 60 Sekunden dauernde gemeinsame Zerr‑, Beute‑ oder Rennspiele einzubauen – von Herrchen oder Frauchen klar eingeleitet und ebenso klar beendet. Da Hunde eine ausgeprägte und lang anhaltende Spielfreude zeigen, wirkt das gemeinsames Spiel als natürlicher Verstärker, der die Motivation erhöht und die Mensch‑Hund‑Beziehung während des Trainings vertieft, ohne wie bei der Leckerligabe die Nebenwirkungen einer Dauerfütterung zu riskieren.

Mit der richtigen Belohnung klappt's!

Für den Trainingserfolg entscheidend sind also nicht unbedingt große Mengen von Leckerlis, sondern es gilt herauszufinden, was der eigene Vierbeiner besonders liebt. Praktisch heißt das: Testen, was wirklich begeistert – von gekochtem Hühnchen über Zerrspiele bis hin zum Kraulen an der Lieblingsstelle (heißer Tipp: Viele Hunde lieben Ohrenmassagen!) –, und diese Highlights dann sparsam für Training und Erziehungsarbeit reservieren. So entsteht aus Training nicht nur Leistung, sondern echte Freude, Bindung und alltagstaugliches Verhalten, das auch ohne ständige Leckerli stabil bleibt.