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Reptilienhandel Trotz Corona: Reptilien-Import steigt in Deutschland sprunghaft an

Lappenchamäleons sind nach dem Washingtoner Artentschutzabkommen meldepflichtig für Terrarienhalter und Händler
Lappenchamäleons sind nach dem Washingtoner Artentschutzabkommen meldepflichtig für Terrarienhalter und Händler
© Nick Greaves/Shutterstock
Die Deutschen halten in Corona-Zeiten nicht nur immer mehr Hunde und Katzen. Auch tropische Reptilien und andere Exoten boomen. Tierschützer fordern eine strengere Reglementierung - oder ein Haltungsverbot

Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Der Handel mit Wildtieren bedroht nicht nur seltene Arten. Er befeuert auch die Entstehung von Pandemien wie Sars-CoV-2, weil immer mehr Krankheitserreger von Wildtieren auf Menschen übertragen werden.

Affen, Schlangen und Schildkröten können darüber hinaus Darmparasiten übertragen, und die meisten Reptilien tragen Salmonellen in sich, die Immungeschwächten und älteren Menschen gefährlich werden können.

Dem weltweiten Handel mit Exoten und Reptilien tut das offenbar keinen Abbruch. Wie die Tierschutzorganisation Peta nun berichtet, boomte im Corona-Jahr 2020 das Geschäft mit exotischen Reptilien. Demnach wurden nach Angaben des Statistischen Amts der Europäischen Union im Jahr 2020 mehr als 350.000 Kriechtiere nach Deutschland importiert – das ist im Vergleich zum Vorjahr mehr als das Doppelte.

Die Dunkelziffer könnte laut Peta weitaus höher liegen. Der Grund: "Der illegale Handel mit bedrohten Wildtierarten ist eines der größten illegalen Geschäfte der Welt", wie die Tierschutzorganisation schreibt. Und zu den Reptilien kämen noch Amphibien und exotische Säugetiere hinzu.

Homeoffice lässt die Nachfrage nach Haustieren explodieren

Die gestiegene Nachfrage passt zum allgemeinen Trend zum Haustier in Corona-Zeiten. Tierschutzorganisationen wie der Deutsche Tierschutzbund verzeichnen etwa auch bei Hunden und Katzen einen rasanten Anstieg der Verkaufszahlen – und auch des illegalen Handels, etwa mit Welpen.

Von 2019 auf 2020 ist die Zahl der Haustiere – darunter auch Exoten – um 1,4 Millionen angestiegen, wie der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands mitteilte.

Das Problematische daran: Exotische Reptilien und Amphibien und andere Wildtiere wie Affen, afrikanische Weißbauchigel oder Stinktiere können in der Wohnung nicht artgerecht gehalten werden. So wird Tieren mit besonderen Ansprüchen – dazu zählen der Kontakt mit Artgenossen, die Umgebung und das Futter – das Leben oft zur Qual.

Reicht mehr Reglementierung – oder muss ein Verbot her?

Der Deutsche Tierschutzbund fordert in einem Positionspapier zunächst ein Haltungsverbot für Tiere, die dem Menschen gefährlich oder die sehr groß werden können. Die Haltung von anderen Tieren soll nach dem Willen des Tierschutzbundes an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sein. So sollten Halter zukünftig Sachkunde im Umgang mit dem Tier nachweisen können und konkrete Haltungsvorgaben beachten.

Peta geht das nicht weit genug. "Der massive Anstieg an Importen beweist, dass wir keine Zeit mehr vergehen lassen dürfen und endlich ein Haltungsverbot für exotische Tiere in Privathand brauchen", sagt Jana Hoger von Peta Deutschland.

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