Fußball-WM 2030 Hunde-Säuberungsaktionen in Marokko: Tierschützende fordern FIFA zum Handeln auf

Straßenhund am Strand: Berichten zufolge will Marokko sein Imageproblem auf die brutale Art lösen
Straßenhund am Strand: Berichten zufolge will Marokko sein Imageproblem auf die brutale Art lösen
© walid Moujanni / Getty Images
An den Austragungsorten der Fußball-WM 2030 in Marokko könnten bis zu drei Millionen Straßenhunde eingefangen und brutal getötet werden. Tierschutzorganisationen protestieren

Einen "einzigartigen Katalysator für positiven sozialen Wandel" nannte FIFA-Präsident Gianni Infantino die Weltmeisterschaft 2030 in Spanien, Portugal und Marokko. Sie werde die Welt einen und nicht spalten. An Straßenhunde hatte er dabei wohl nicht gedacht.

Berichten verschiedener Tierschutzorganisationen zufolge sollen schon vor der FIFA-Entscheidung für Marokko in dem nordafrikanischen Land Hunderttausende Hunde jährlich gefangen und getötet worden sein. Seit der Weltverband die Entscheidung im Dezember 2024 bestätigt hat, so die Befürchtungen, könnten die massenhaften Tötungen sogar noch intensiviert werden. Damit die Straßenhunde die Besucherinnen und Besucher der WM nicht belästigen oder den Eindruck stören könnten, den das nordafrikanische Land gern vermitteln möchte.

Bis 2030, so warnen 24 internationale Tierschutzorganisationen, die sich in der International Animal Coalition (IAWPC) zusammengeschlossen haben, könnten bis zu drei Millionen Tiere eingefangen, vergiftet, erschlagen oder erschossen werden. Berichten zufolge werden in den Austragungsorten der Weltmeisterschaft in Marokko "Tiersammelstellen" eingerichtet, in denen die Tiere getötet werden sollen.

Neben der IAWPC hat sich auch die Primatenforscherin Jane Goodall mit einem Protestschreiben an die FIFA gewandt. Nun zieht auch der Deutsche Tierschutzbund nach.

Tierschutzbund: Tötungen "brutal und sinnlos"

Gemeinsam mit seiner europäischen Dachorganisation Eurogroup for Animals und weiteren Tierschutzorganisationen fordern die Tierschützenden die FIFA auf, Druck auf die örtlichen Behörden auszuüben. Die massenhafte Tötung von Straßenhunden sei nicht nur brutal und widerspreche geltendem marokkanischem Recht – sie sei auch sinnlos. Denn den Platz der getöteten Tiere würden lediglich Hunde aus der weiteren Umgebung einnehmen. Zugleich steige das Tollwutrisiko, wenn geimpfte Tiere getötet würden und ungeimpfte nachrückten.

"In einer durch Kastration verringerten, aber stabilen Hundepopulation sinkt das Risiko für Tollwut, da die ansässigen Tiere, wenn sie geimpft werden, dauerhaft zur Herdenimmunität beitragen", sagt Luca Secker, Fachreferentin für Auslandstierschutz beim Deutschen Tierschutzbund in einer Pressemitteilung. So seien auch Menschen vor einer Ansteckung geschützt. Sowohl unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes wie auch des Seuchenschutzes sei es essenziell, sich auf die Reduzierung der Geburtenrate und eine gesundheitliche Versorgung der Straßenhunde zu konzentrieren.

Ein Vertreter des marokkanischen Innenministeriums wies die Berichte unterdessen als "unbegründet" zurück. Die lokalen Behörden hätten sich lediglich freiwillig verpflichtet, "ethische und nachhaltige Lösungen für den Umgang mit streunenden Hunden in Übereinstimmung mit internationalen Tierschutzstandards" umzusetzen.

In seiner Bewerbung für die Weltmeisterschaft hatte Marokko angegeben, Straßenhunde einfangen, kastrieren und impfen zu wollen. Eine Stellungnahme der FIFA steht noch aus.

Auf Protest stoßen die "Säuberungsaktionen" nicht nur im Ausland. Wie die International Animal Coalition berichtet, hatte ein marokkanischer Richter schon im November 2022 mit einem "beispiellosen Urteil" den Gouverneur der Provinz Nador zu einer Geldstrafe verurteilt, weil in dessen Gemeinde streunende Hunde getötet worden waren. Die Tötungen durch Gift und Schusswaffen seien "unzivilisiert", "brutal" und "nicht mehr akzeptabel". Solche Praktiken stimmten nicht mit den islamischen Empfehlungen überein, Tiere seien mit "Mitgefühl und Freundlichkeit" zu behandeln.