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Verhalten: Elefanten an der Bar

Alle Jahre wieder im November erwartet ein Hotelier in Sambia ungewöhnliche Stammgäste auf seinem Anwesen

Vor zehn Jahren hat Andrea Bizarro seine Mfuwe-Lodge am Rande des South-Luangua-Nationalparks im Nordosten Sambias errichten lassen. Seither weiß er, was es heißt, mitten auf einem alten Wanderweg der Elefanten zu bauen. Die Dickhäuter haben sich nämlich als ausgesprochene Gewohnheitstiere erwiesen: Bei Einsetzen der Regenzeit, sobald der Mangobaum im Garten der Hotelanlage Früchte trägt, spielt sich jedes Mal die gleiche bizarre Szene ab: Neun Elefanten marschieren zur Lodge, auf direktem Wege zum Mangobaum, und machen sich über die reifen Früchte am Boden her. Anschließend trottet die Gruppe in Richtung Hotelrezeption. Mit den Vorderbeinen stemmt sich zuerst die Leitkuh auf die oberste Stufe der Treppe zur Lobby, nimmt mit dem Hinterteil Schwung und wuchtet ihre rund 3500 Kilo auf die Veranda.

Die acht anderen Familienmitglieder machen es ihr nach und ziehen der Reihe nach einmal quer durch das Gebäude, vorbei an den erstaunten Hotelgästen, und verschwinden im angrenzenden Wald. Stunden später kehrt die Gruppe zurück, durchquert die Rezeption, macht Picknick am Mangobaum, rutscht die Böschung hinab und nimmt ein Bad im Fluss. Bis zu viermal am Tag wandern die Tiere so durchs Hotel. Gewohnheit wirkt bei Elefanten offenbar stärker als die Scheu vor Menschen, sagt Joyce Poole, Biologin und Leiterin des Amboseli Elephant Research Project in Kenia. Unklar ist, wie die Elefanten den Weg wiederfinden. Poole hält es für möglich, dass sie Drüsen an den Füßen haben und damit Duftmarken setzen.

Spuren hinterlassen die neun Dickhäuter natürlich auch in der Hotellobby. Zum Amüsement der Touristen sehen sich die Tiere gern auch hinter dem Tresen um, halten ihre Rüssel in herumstehende Kühlboxen, räumen Papierkörbe aus oder fegen Flaschen vom Tisch. Da die Tiere ihre Scheu verloren haben, ist besondere Vorsicht geboten. Aus diesem Grund hat Bizzaro einen Zaun errichtet, der die Schlafkabinen der Hotelgäste sicherheitshalber von der Lobby trennt.

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GEO Nr. 05/97

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