Bei vielen Menschen kommt Langeweile im stressigen Alltag eher selten vor und wird sogar als Luxusgut betrachtet, als Müßiggang des Nichtstuns. Während man im eng getakteten Tagesablauf zwischen Haushalt und Arbeit, Familie und Freunden, Sport und Hobbys hin und her springt, vergessen manche Hundehalterinnen und Hundehalter schnell, dass die vierbeinigen Mitbewohner meistens eher zu wenig als zu viel Beschäftigung erfahren.
Mit dem Hund täglich nur durch die Nachbarschaft zu gehen oder den Vierbeiner in den Garten zu schicken, in der Hoffnung, dass dieser sich dort alleine beschäftigen möge, reicht nicht aus. Selbst, wenn der tägliche Spaziergang zwei Stunden dauert: Es gibt nichts Langweiligeres und Artfremderes für einen Hund, als immer dieselben Wege in Schrittgeschwindigkeit neben seinem Menschen herzutrotten. Wer sich vorstellt, man selbst dürfte nur noch durch die Wohnung und den Garten spazieren, kann erahnen, wie sich ein Hund fühlt: Abwechslung und Spaß sehen anders aus.
Hunde lieben es, zu laufen und wechselnde Gerüche zu schnuppern, Dinge zu lernen und gemeinsam mit ihren Bezugspersonen neue Orte zu erkunden. Ein Garten kann diese Bedürfnisse definitiv nicht bedienen. Je nach Alter, Rasse und Charakter brauchen manche Hunde mehr körperliche und andere mehr geistige Auslastung. Mangelt es einem Hund an Beschäftigung, beginnt er zu leiden. Er langweilt sich. Woran Herrchen und Frauchen erkennen, ob ihr Hund unterfordert ist und wie sich dann gegensteuern lässt:
Zerstörungswut durch Langeweile
Dass ein Hund unterfordert ist und unter Langeweile leidet, lässt sich an verschiedenen Merkmalen erkennen. Jeder Vierbeiner reagiert anders auf Unterforderung, zu den auffälligsten zählt die Zerstörungswut. Beginnt ein Hund, Möbel und Wände anzuknabbern, den Mülleimer auszuleeren oder Kissenfüllungen aus den Bezügen zu rupfen, ist die Sache schnell klar: das Tier ist keineswegs böswillig, sondern ihm ist langweilig und es sucht deshalb nach Beschäftigung.
Je nach Rasse artgerecht auslasten
Um solche Übersprungshandlungen zu verhindern, ist die einzige Lösung, das Tier genügend auszulasten. Wie bei uns Menschen, gilt auch bei Hunden: Jedem gefallen andere Beschäftigungen und jeder kann unterschiedliche Dinge unterschiedlich gut. Wer seinen Liebling artgerecht auslasten möchte, sollte die Rasse berücksichtigen. Viele Hunderassen wurden ursprünglich zu einem bestimmten Zweck gezüchtet. Windhunde beispielsweise brauchen sehr viel Auslauf. Hunderassen mit Jagdtrieb, Dackel oder Schnauzer zum Beispiel, apportieren gerne, wohingegen für Hütehunde-Rassen wie Schäferhund oder Australian Shepherd das Spielen mit einem Treibball passend sein kann.
 
    Für viele Hunde, die sehr bewegungsfreudig sind, ist das Toben mit ihren Artgenossen der liebste Zeitvertreib. Aber auch Hundesportarten sind eine tolle Möglichkeit – von Dog Dancing über Agility bis Mantrailing. In den eigenen vier Wänden eignen sich Suchübungen oder Intelligenzspielzeuge hervorragend, um die Vierbeiner auch geistig zu beschäftigen.
Hunde, die gerne schnüffeln, freuen sich über Leckerchen, die im Wohnzimmer versteckt werden. Hunde, die Herausforderungen mögen, lassen sich mit Intelligenzspielzeugen, an denen sie eine Weile knobeln müssen, um ans Ziel zu kommen, beschäftigen. Und wieder andere Hunde sind glücklich, wenn sie einen Snack bekommen, auf dem sie lange herumkauen können. Alles in allem, und zwar unabhängig von Rasse oder Alter, gilt jedoch: Ein gesunder Mix an Beschäftigungen ist für Hunde ideal.
Autoaggression als Zeichen von Unterforderung
Ein anderes Zeichen von Unterforderung kann die Autoaggression sein, auch Selbst-Aggression genannt. Manche Hunde beginnen bei quälender Langeweile, sich an unterschiedlichen Köperstellen auffällig oft zu lecken und zu knabbern. Der Unterschied zur normalen Körperpflege besteht darin, dass der Hund beim Putzen meist mit verschiedenen Stellen am Körper beschäftigt ist. Bei Langeweile hingegen beleckt oder beknabbert er nur bestimmte Stellen intensiver.
In extremen Fällen führt dieses Verhalten zu wundgeleckten Pfoten. Da wunde Pfoten aber auch ein Zeichen für Krankheiten sein können, lohnt es sich im Zweifel, einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate zu ziehen. Länger andauernde Magen-Darm-Probleme können zum Beispiel ständiges Pfotenlecken verursachen.
Forderndes Verhalten
Viele Hunde reagieren auf Unterforderung mit allgemeiner Unruhe. Steht ein Hund nach einer ganzen Weile der Ruhe immer wieder von seinem Platz auf, läuft auf und ab, kommt zu seiner Bezugsperson, starrt diese an, bringt vielleicht noch sein Lieblingsspielzeug, so ist die Sache klar: dem Tier ist langweilig. Es möchte beschäftigt werden. Beim Anstupsen von Herrchen und Frauchen können die Vierbeiner sehr ausdauernd sein. Andere Hunde fangen vermeintlich grundlos an zu bellen, um sich so die Langeweile zu vertreiben.
Lethargie und Lustlosigkeit
Eine weitere typische Reaktion von Hunden auf Langeweile, die viele sicherlich auch von sich selbst kennen, ist allgemeine Lustlosigkeit und Lethargie. Wenn ein Hund gelernt hat, dass er bei Langeweile nichts damit erreicht, bei Herrchen und Frauchen um Aufmerksamkeit zu bitten oder sie zum Spielen zu animieren, kann die Reaktion darauf der Rückzug sein.
Wirkt der Hund lustlos und lethargisch, genießt auch Aufenthalte im Garten oder Spaziergänge an der Leine nicht, so kann dies ein Zeichen der Unzufriedenheit und Frustration sein. Der unglückliche Vierbeiner versucht aufgrund fehlender Alternativen, sich mit der wenigen Beschäftigung abzufinden.
Herumstreunen zur Selbstbeschäftigung
Wird der Vierbeiner beim Spaziergang von der Leine gelassen, wird sein Beschäftigungsdrang wieder geweckt. Er wittert die Chance auf ein Abenteuer und weil der Hund gelernt hat, dass er von Herrchen oder Frauchen nicht genug unterhalten wird und sich selbst beschäftigen muss, wird er aktiv.
Das führt häufig dazu, dass Hunde, sobald sie von der Leine gelassen worden sind, auf Rückrufe nur unwillig bis gar nicht reagieren. Stattdessen streunen sie auf der Suche nach spannenden Erlebnissen allein durch den Wald oder Park. Zurück bleiben frustrierte Hundehalterinnen und Hundehalter, die genervt versuchen, ihre Vierbeiner wieder zurückzurufen.
Da Langeweile als Ursache für dieses Verhalten häufig nicht direkt erkannt wird, reagieren manche Hundehalter darauf mit Leinenzwang. Sie lassen den Vierbeiner wegen seines "ungehorsamen Verhaltens" noch seltener von der Leine – ein Teufelskreislauf der Unterforderung entsteht, aufgebaut auf Missverständnissen.
Hunde unterwegs beschäftigen
Wer seinen Hund auf Spaziergängen auslasten möchte, baut unterwegs am besten kleine Aufgaben und Spiele mit ein. Im Wald bieten sich zum Beispiel Baumstümpfe oder umgekippte Baumstämme zum Springen und Balancieren an, an einem Fluss oder See lässt es sich hervorragend schwimmen.
Hunde mit Jagdtrieb lassen sich schwerer auslasten. Hier können Suchspiele eine gute Beschäftigungsmethode sein, um den Jagdtrieb zu befriedigen und einen Ausgleich zu schaffen. Das Spurenlegen mit Anis oder das Verstecken von Leckerli-Beuteln, die der Hund suchen und apportieren muss, sorgt für geistige Auslastung. Beherrscht der Hund Kommandos wie "Bleib" oder "Warten", so können Herrchen und Frauchen sich auch selbst verstecken und ihren Vierbeiner beim Versteckspiel die Suche schicken.
Auch das Einüben von Kommandos und Tricks ist unterwegs eine gute Möglichkeit der Beschäftigung. Kleinere Trainingseinheiten lassen sich beim Spazieren zwischendurch immer wieder einbauen, zum Beispiel für Kommandos wie "bei Fuß" oder "Stop" oder "Slalom laufen". Das Gute dabei: Derlei Übungen lassen sich immer nur als Team durchführen und wenn Herrchen und Frauchen sich aktiv mit ihrem Vierbeiner beschäftigen, so ist das immer die beste Art der Auslastung. Der Hund wird auf diese Weise nicht nur beschäftigt, sondern die gemeinsame Aktivität wirkt sich auch positiv auf die Hund-Mensch-Bindung aus.
Schleppleine als Hilfsmittel
Tipp: Wer schlechte Erfahrungen mit dem Ableinen gemacht hat, für den oder die ist eine Schleppleine zu Anfang ein gutes Hilfsmittel, um dem Hund genügend Bewegungsfreiraum zu bieten und trotzdem stets die Möglichkeit zu haben, das Tier an der langen Leine wieder zu sich zurück zu holen.
Je nach Körpergröße und Muskulatur des Hundes, sollten Herrchen und Frauchen bei der Wahl der Leine aber auf das Gewicht achten. Je länger und breiter die Leine ist, desto mehr Gewicht muss der Vierbeiner hinter sich her ziehen. Auch das Material spielt eine Rolle: Hundeleinen, sie sich zum Beispiel materialbedingt schnell mit Wasser vollsaugen können, sollten besser nicht gewählt werden, da sie bei Regenwetter schnell sehr schwer werden.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
