Vor knapp einem halben Jahrhundert brach in Sachsen-Anhalt ein neues Zeitalter der Schweineproduktion an. In Maasdorf, nur wenige Kilometer südlich von Köthen, errichteten Arbeiter in den Jahren 1969/70 das erste Schweinehochhaus der DDR. Einen 25 Meter hohen Plattenbau, der die Leistungsfähigkeit der sozialistischen Landwirtschaft unter Beweis stellen sollte. Sauen für die Schweinemast wurden hier gezüchtet, auf sechs Stockwerken. Mit zwei Aufzügen, die die Sauen hinein und die Ferkel hinaustransportierten.
Doch das einstige Prestigeprojekt geriet nach der Wende in Verruf. Und in das Visier von Tierschützern. Mehrfach, zuletzt im März 2018, drangen Aktivisten ein und filmten Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Darunter auch illegale Tötungen von Ferkeln. Die grüne Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert zeigte sich schockiert, nannte die Bilder „widerlich“. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Kritische Berichterstattung und Proteste vor Ort erhöhten den Druck auf den Betreiber zusätzlich. Heute steht die Anlage, die Tierschützern als Symbol der industrialisierten Tierproduktion gilt, vor einer ungewissen Zukunft.
Ein Blick nach China zeigt allerdings, dass solchen Anlagen möglicherweise die Zukunft gehört. Nur in viel größerem Maßstab.
"Schweine-Hotels" mit 13 Stockwerken
In den Bergen der Region Yaji in Südchina wird derzeit ein Komplex mit mehreren Gebäuden mit jeweils bis zu 13 Stockwerken errichtet – die weltweit größten Gebäude dieser Art. Auf jeder Etage sollen rund 1000 Sauen leben – und Ferkel gebären, 840.000 jedes Jahr.
Schweinefleisch steht auf der Beliebtheitsskala der Chinesen ganz oben. Die Anlage soll den Bedarf der rasant wachsenden chinesischen Mittelschicht decken helfen.
Der Auftraggeber spricht gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von einem „Schweine-Hotel“ – und wirbt für das Projekt mit dem Umweltschutz. Ein solches Hochhaus, sagte ein Manager des Agro-Unternehmens, spare Energie und Ressourcen. Man könne auf wenig Fläche viele Schweine aufziehen. Der anfallende Mist soll nach der Aufbereitung in den umliegenden Wäldern versprüht oder als Dünger an Bauern verkauft werden.
Sollte sich diese Art der Schweinezucht bewähren, könnte die Anlage zum Modell für den ganzen asiatischen Raum werden.
In Maasdorf, Sachsen-Anhalt, werden derzeit nach Angaben des Betreibers keine neuen Sauen angeliefert. Im September soll die Anlage leer sein. Dann solle geprüft werden, ob die Schweinehaltung "modern, tier- und umweltgerechter" fortgeführt werden könne.
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