Begegnungen mit wilden Tieren sind immer etwas Besonderes. Zumal in einer Großstadt wie Berlin. Und erst recht, wenn die Tiere auffallend gefärbt und unbekannt sind – und irgendwie bedrohlich wirken. Aufgeregte Anrufer berichteten am Wildtiertelefon des Naturschutzbundes (NABU) Berlin von roten „Skorpionen“.
Doch Katrin Koch von der Wildtierberatung konnte sie beruhigen. Denn es handelt sich um Rote Amerikanische Sumpfkrebse(Procambarus clarkii). Die Krebstiere sind nicht nur ungiftig, sondern sogar essbar. Imposant sind die mit roten Stacheln besetzten Scheren der Tiere trotzdem.
Doch was machen die bis zu zwölf Zentimeter langen Krustentiere auf den Straßen Berlins? Der NABU vermutet, dass Aquarianer für die rote Invasion verantwortlich sind.
Denn der aus Nordamerika stammende Sumpfkrebs ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch anspruchslos und leicht zu vermehren. Das machte ihn für den Aquarienhandel interessant. Und es könnte auch dazu geführt haben, vermuten die NABU-Experten, dass ihre Halter überzählige Exemplare in die Freiheit entließen. Aus falsch verstandener Tierliebe.

Warum wandern die Sumpfkrebse?
Nach ersten Erkundungen der zuständigen Berliner Behörden tummelt sich die Art vor allem in den Gewässern des Großen Tiergartens und im Britzer Garten. Doch offenbar haben sie sich dank der vergangenen milden Winter so gut vermehrt, dass ihnen jetzt ihr neuer Lebensraum zu klein wird. Also fangen einzelne Tiere an zu wandern – um neue Gewässer zu erobern.
Und genau das könnte jetzt zu einem echten Problem werden. Denn der Rote Sumpfkrebs ist Überträger einer für einheimische Krebsarten tödlichen Pilzerkrankung, der Krebspest. Zwar gibt es in Berlin keine Flusskrebse, aber wenn es der Sumpfkrebs schafft, in die Havel oder die Spree zu gelangen, könnte er nicht nur heimische Arten gefährden, sondern ganze Ökosysteme verändern.
Denn er ist nicht nur potenzieller Krankheitsüberträger, sondern frisst auch so gut wie alles, was ihm vor die Scheren kommt. Darunter auch Fisch- und Amphibienlaich.
Unter Experten ist die Gefahr, die von dem Krebs ausgeht, schon länger bekannt. Und die Europäische Kommission führt den Krebs seit 2016 in ihrer „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“. Die verpflichtet alle Mitgliedsländer, eine weitere Ausbreitung dieser so genannten Neozoen zu verhindern. Dazu gehört auch ein Vermarktungsverbot. Und ein Verbot der Haltung.
Ein Dilemma für die Halter, die es jetzt noch gibt. Aussetzen sei jedenfalls keine Option, betont der NABU.