Ray Holland traute seinen Augen nicht, als er im Herbst 2015 diesen Vogel in der Nähe von Ottawa, Ontario, erspähte: einen Bullock-Trupial (Icterus bullockii). Eine Vogelart, die hier, im Osten Kanadas, nicht vorkommt. Wohl aber im Westen, in British Columbia – in mehr als 4000 Kilometer Entfernung. Das Tier musste sich – vielleicht im Sturm – verflogen haben.
Das Problem: Während seine Verwandten im Osten des riesigen Staates im Herbst in den Süden ziehen, wusste das Singvogel-Weibchen nicht, wohin. Und verhungerte fast. Das war der Moment, in dem der Hobby-Ornithologe eingriff. Er brachte das völlig entkräftete Tier in das Ottawa Valley Wild Bird Care Centre, wo es sich dank liebevoller Pflege schnell erholte.
Da das Tier offenbar nicht wusste, wie es in seine Heimat zurückkommen sollte, musste eine motorisierte Lösung her. Schließlich erklärte sich Air Canada bereit, den Singvogel in den Westen zurückzufliegen. Es musste nur noch ein treu sorgender Vogelliebhaber als Reisebegleitung gefunden werden.
Wildtiertransporte in Kanada streng reglementiert
Nachdem die Formalien geklärt waren – Wildtiertransporte über die Grenzen von Bundesstaaten hinweg sind in Kanada streng reglementiert – konnte die Vogeldame durchstarten.
Am Mittwoch landete sie mit ihrer Begleitung in British Columbia. Und soll nun in einer Außenvoliere der Wildlife Rescue Association of British Columbia an das Klima gewöhnt werden.

Nach rund einer Woche soll die Vogeldame dann in die Freiheit entlassen werden. Und wird dann hoffentlich mit ihren Artgenossen die jährliche Reise in den Süden der USA oder nach Mexico antreten.
Es wird ein emotionaler Moment für viele kanadische Vogelliebhaber, die seit Monaten das Drama um die verwehte Vogeldame in den lokalen Medien verfolgen.
Der Entdecker und Retter der entzückenden Vogeldame wird nicht unter ihnen sein. Er starb – eine Woche zuvor – 73-jährig an einem Herzinfarkt.
Wenn Sie für das Ottawa Valley Wild Bird Care Centre spenden wollen, können Sie dies hier tun.
