Schnecken haben keinen allzu guten Ruf, besonders unter Gärtnern gelten sie als Schädlinge. Das könnte vielleicht damit zu tun haben, dass die Tiere Zähne auf der Zunge tragen und ein Vielfaches ihres Körpergewichts verdrücken können. Außerdem beschert ihr die schleimige Erscheinung einen eher niedrigen Kuschelfaktor - trotz niedlicher Fühler und mobiler Wohnung.
Die sanftmütigen Kriecher haben aber noch andere erstaunliche Talente, die ihnen vielleicht etwas mehr Respekt im Garten verschaffen. Wir stellen sie Ihnen vor.
Schnecken haben nicht nur frisches Grünzeug auf dem Speiseplan
Und das macht sie geradezu zu Nutztieren. Die meisten Schnecken sind regelrechte Aasfresser, vertilgen mit Vorliebe Hinterlassenschaften von Tieren, rottendes Holz, beschädigte und welke Pflanzen, Pilze, Fallobst - kurz: Sachen, die eh schon Kompost sind. Schneckenskeptiker sollten also genau hinschauen. Womöglich ist der Salat, der gerade von Schnecken befallen ist, ohnehin schon faul.
Schnecken sind nicht nur Pflanzenfresser
Der Große Tigerschnegel (Limax maximus) frisst nicht nur Pflanzen, sondern auch schwächere Lebewesen wie Würmer, Maden, Larven, Insekten. Also durchaus Gartenbewohner, die unter die Kategorie Schädlinge fallen können. Selbst vor Kannibalismus schreckt der Schnegel nicht zurück, auch kleinere Schnecken können so zu seiner Beute werden.
Schnecken haben mehr Auswahl bei der Partnersuche
Die Landlungenschnecke und einige Süßwasserschnecken sind sogenannte Hermaphroditen und somit nicht in Geschlechter unterteilt. Die Fortpflanzungsorgane sitzen in einem gemeinsamen Genitalapparat an der Seite des Kopfes. Die Tiere tauschen bei der Paarung Samenpakete aus. Besonders praktisch macht es sich die südostasiatische Prachtsternschnecke Chromodoris reticulata. Der Zwitter kann sich bei Bedarf innerhalb von 24 Stunden einen Penis wachsen lassen, der nach dem Akt wieder abgeworfen wird. Das sei laut den Meeresforschern von der Osaka City University im bislang bekannten Tierreich einzigartig.
Schnecken haben eine faszinierende Art der Fortbewegung
Der Begriff Schneckentempo kommt nicht von ungefähr. Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) schafft mit ihrer Kriechsohle drei Meter pro Stunde - was für diese Art der Fortbewegung allerdings noch recht schnell ist. Dafür können die Tiere senkrecht oder über Kopf kriechen, dabei sogar scharfe Kanten unbeschadet überwinden. Exemplare ohne Gehäuse können sogar durch enge Fugen und in lockeren Boden schlüpfen. Beobachtet man eine Schnecke durch Glas, lässt sich der hydraulische Mechanismus in Form der Fußwellen gut beobachten, bei denen die Muskeln rhythmisch angespannt werden. Kurios: Der Kopf geht nahtlos in den Fuß über (Cephalopodium).
Schnecken können ganz schön groß werden
Die größte Landlungenschneckenart der Welt ist die Afrikanische Riesenschnecke, bei der allein das Gehäuse bis zu 20 Zentimetern messen kann. Im Süden Floridas erschreckte sie im April 2015 die Menschen, als sie sich dort schlagartig ausbreitete. Beim Anblick dieses Giganten ist man doch froh über die kleinen Verwandten im Garten.