Die Wissenschaftler hatten die Bedeutung geahnt - und die Grabungsstätte mehrere Jahre lang vor ungebetenen Gästen geschützt. Nun hat das Team um den Paläontologen Jerzy Dzik vom Warschauer Institut für Paläobiologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) die Sensation offiziell bestätigt: Auf dem Gelände einer Zementfabrik im polnischen Krasiejów stießen sie auf umfängliche Relikte von Amphibien, frühen Reptilen und Dinosauriern. Deren Alter wird auf rund 225 Millionen Jahre geschätzt. Das von Karl Ferdinand Roemer 1870 in seiner "Geologie Oberschlesiens" beschriebene Gebiet befand sich vor etwa 230 Millionen Jahren im Küstenbereich des flachen Germanischen Beckens, das sich bis nach Frankreich und an die Nordsee erstreckte und ein Randbereich des Tethys-Urmeeres war.
In den Sedimenten eines Sees und eines ausgedehnten Flussdeltas haben sich damals Unmengen an Gebeinen von über 20 Arten in zwei Schichten angesammelt. Die See-Sedimente befinden sich acht Meter unter der Erdoberfläche und enthalten überwiegend Fossilien von Amphibien, während eine Ablagerungslinse des Flusses Knochen von Reptilien und den ersten Dinosauriern der Trias birgt.
Die kostbaren Funde sind Überreste von Fleischfressern wie den Riesenamphibien Metoposaurus und Cyclotosaurus, den krokodilähnlichen Phytosauriern (der Gattung Paleorhinus) und Rauisuchiern (der Gattung Postosuchus) sowie ihres vegetarischen Zeitgenossen, des gepanzerten Aetosauriers Stagonolepis.
Diese Tiergruppen besiedelten die Erde schon vor den Dinosauriern, und noch in der späten Trias gehörten sie zur üblichen Fauna. Erst in den darauf folgenden Jahrmillionen übernahmen allmählich die Dinosaurier die Vorherrschaft.
In Krasiejów fand man drei fast vollständig erhaltene Exemplare des möglicherweise ältesten Dino-Vertreters - die wissenschaftliche Artbeschreibung dieser "schlesischen Saurier" wird erst demnächst veröffentlicht. Sie gehören der Linie Ornithischia an, liefen auf vier Beinen, wurden circa 1,4 Meter lang und ernährten sich hauptsächlich von Pflanzen.
Der Fundort in Krasiejów ist nach Dzik "der erste Massenfriedhof mit einer so komplexen Ansammlung gut erhaltener großer Wirbeltiere". In Polen ist man sich des bedeuten- den Erbes bewusst und versucht, die Funde vor Ort zu schützen. Eine hitzige Diskussion ist darüber entbrannt, wie sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Die Vorschläge reichen von einem Museum mit Forschungszentrum bis hin zu einem Dinosaurierpark nach deutschem Vorbild, wie etwa in Münchehagen bei Hannover.