Informationsseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Bio boomt. Mit einem jährlichen Wachstum von 10 bis 15 Prozent ist die Branche der Öko-Lebensmittel ein rasant wachsender Markt. Immer mehr Menschen sind die Methoden der industriellen Landwirtschaft suspekt. Sie wollen keine Massentierhaltung oder chemisch-synthetische Pestizide - und dafür mehr Artenvielfalt auf Wiesen und Feldern.
Wo "bio" draufsteht, ist auch bio drin
Ob βιολογικό, luonnonmukainen, organic oder öko: Die Begriffe "bio/biologisch" und "öko/ökologisch" sind in allen Sprachen der EU gesetzlich geschützt. Sie bezeichnen alle dasselbe: nämlich, dass die so gekennzeichneten Produkte nach den verbindlichen EU-Richtlinien zur ökologischen Landwirtschaft erzeugt wurden. Seit 1993 sind genaue Standards für pflanzliche Bio-Lebensmittel definiert, seit dem Jahr 2000 auch für biologische Tierhaltung.
Das bedeutet konkret: Im Pflanzenanbau sind Gentechnik, chemisch-synthetischer Dünger oder Pestizide tabu, Tiere haben mehr Platz und Auslauf - und damit die Möglichkeit, ihre artspezifischen Verhaltensweisen auszuleben. So muss sich etwa eine Legehenne im Stall eines Biohofs einen Quadratmeter Stallboden mit höchstens fünf Artgenossen teilen. In der konventionellen Bodenhaltung kommen dagegen insgesamt neun Hennen auf einen Quadratmeter. Außerdem hat die Bio-Henne Zugang zu Freiflächen zum Scharren und Sandbaden.
In der Bio-Tierzucht ist Geschwindigkeit nicht alles. Einem Huhn werden mindestens 81 Tage Lebenszeit gewährt. Konventionelle Masthähnchen leben oft nicht einmal halb so lang - sie werden nach spätestens sechs Wochen geschlachtet.
Bei herkömmlichen Zuchtmethoden werden dem Futter Antibiotika beigemischt, um Krankheiten vorzubeugen. Bio-Tiere hingegen dürfen mit solchen Medikamenten nur im Krankheitsfall und ausnahmsweise behandelt werden - und mit Wachstumshormonen gar nicht. Für ihr Futter gilt: Es muss ökologisch erzeugt sein und soll zumindest zum Teil direkt auf dem Biohof produziert werden.
Dioxinskandale sind auf Biohöfen unwahrscheinlich
Skandale wie die Dioxinverseuchung von Hühnereiern sind damit für die Bio-Höfe unwahrscheinlich. Denn isolierte Fettsäuren, im aktuellen Fall die Quelle der Dioxinbelastung, seien im Ökolandbau nicht erlaubt, sagt Alexander Gerber, der Geschäftsführer des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Unter den im Januar 2011 gesperrten Betrieben ist darum kein Hof eines deutschen Anbauverbandes.
Was nicht bedeutet, dass Bio-Eier garantiert dioxinfrei sind. Denn das Umweltgift kommt in geringsten Mengen fast überall im Boden vor, wie die Lebensmittelexpertin Brigitte Ahrens von der Verbraucherzentrale Niedersachsen betont. Durch den Kontakt mit dem Erdreich gelangt das Gift in kleinsten Dosen in den Körper der Henne. In sehr seltenen Fällen können so auch die Eier von frei laufenden Bio-Hühnern erhöhte Werte aufweisen.
Bio mit Wiedererkennungswert
Um dem Käufer die Übersicht zu erleichtern, wurde 2001 das sechseckige EU-Biosiegel eingeführt. 2010 wurde es ersetzt durch ein neues Siegel, ein Blatt, geformt aus den Sternen der EU-Flagge. Das neue Siegel ist nun für verpackte Bio-Lebensmittel Pflicht.
Unterhalb des neuen EU-Bio-Logos müssen sowohl der Code für die staatlich anerkannte Öko-Kontrollstelle, als auch die Herkunft der Zutaten angegeben werden. Für Deutschland sieht die Kennzeichnung der Kontrollstelle so aus: DE-ÖKO-XXX. Der geografische Ursprung wird durch den Hinweis "EU-Landwirtschaft" oder "Nicht-EU-Landwirtschaft" kenntlich gemacht.
Verwirrende Vielfalt
Neben dem neuen EU-Siegel können auch weiterhin das alte EU-Siegel und die Siegel der nationalen Verbände, wie etwa Bioland oder Demeter, verwendet werden (siehe die Übersicht in der Fotostrecke). Die deutschen Erzeugergemeinschaften, in denen fast die Hälfte der rund 21.000 deutschen Bio-Höfe zusammengeschlossen ist, haben in vielen Punkten strengere Richtlinien als die EU. So dürfen Ökobauern nach den EU-Ökovorschriften auch Spinosad verwenden, ein aus Bakterien gewonnenes Insektizid. Der Wirkstoff ist tödlich für Kartoffelkäfer, gilt aber auch für Bienen als schädlich. Deswegen lehnen die deutschen Anbauverbände es ab und verbieten ihren Bauern die Anwendung.
"Etwas verwirrend" findet Lebensmittelexpertin Brigitte Ahrens die Vielfalt der Siegel. Dennoch ist sie überzeugt, dass die Konsumenten von der Kennzeichnung profitieren. "Die Bio-Siegel garantieren genau definierte Produktionsbedingungen. Und da die Betriebe regelmäßig kontrolliert werden, sind die Kennzeichnungen verlässlich."
Informationen über mehr als 400 Siegel vom Bundesverband Verbraucherinitiative