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Rohstoff-Abbau Die verseuchtesten Orte der Erde

Norilsk
Norilsk liefert traurige Rekorde in Sachen Umweltverschmutzung. Die russische Stadt ist bekannt für seine Nickelförderung 
© Constantine Vladimirovich / Shutterstock
Die Organisation »Pure Earth« listet die schlimmsten Giftorte der Welt. Bergwerksgegenden sind besonders oft betroffen

Schon der Steinzeitmensch hat erkannt, dass in der Erdkruste kostbare Rohstoffe stecken, mit denen sich die Lebensqualität gewaltig steigern lässt. So gruben unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren metertiefe Löcher, um an Feuerstein heranzukommen. Inzwischen hat der menschliche Rohstoffhunger unseren Planeten längst geformt.

Großes Verseuchungspotenzial bei Bergbau und Verhüttung

Löcher, Furchen und weitläufige Abraumhalden sehen aber nicht nur trostlos aus. Zahllose Abbaustätten sind Epizentren der Umweltverseuchung, wo giftige Säuren, Schwermetalle und radioaktive Stoffe in Böden und Grundwasser sickern oder mit Gesteinsstaub in die Luft gepustet werden. Die US-Umweltorganisation »Pure Earth« (vormals Blacksmith Institute) befindet: Bergbau und Verhüttung gehören zu jenen Industrien mit dem größten Verseuchungspotenzial überhaupt.

Entsprechend häufig tauchen Bergwerksgegenden auf der »Pure Earth«-Liste mit den schlimmsten Giftorten weltweit auf. Ob die Anlagen noch in Betrieb sind, spielt dabei kaum eine Rolle. Die Bleimine in Kabwe (Sambia) etwa ist seit 1994 geschlossen, doch das Blei in Boden und Wasser ist noch allgegenwärtig. Besonders Kinder nehmen es auf, wenn sie draußen spielen.

Auch in Kirgisistan ist die Bedrohung »ererbt«: In der Region um Mailuusuu wurden während des Kalten Krieges Uranerze abgebaut und verarbeitet. Bis heute gibt es 23 gefährliche Deponien in dem erdbebengefährdeten Gebiet, manche davon an den Ufern eines Flusses, der ein dicht besiedeltes Gebiet mit Trinkwasser versorgt.

Norilsk beheimatet einen der größten Nickelförderer

Traurige Rekorde in Sachen Umweltverschmutzung liefert Norilsk. In der russischen Schwermetallhauptstadt in Mittelsibirien liegt die Lebenserwartung der Arbeiter zehn Jahre unter dem Landesdurchschnitt. Dort sitzt einer der größten Nickelförderer der Welt. Die Firma gilt als größter Einzelluftverschmutzer überhaupt, sie pustet Schwefeldioxid und andere Schadstoffe in die Luft.

Bergbau in den Anden
Giftiger Schlamm: Die Anden bei La Oroya sind vom Bergbau gezeichnet
© mauritius images / Westend61 / Florian Kopp

Der Bergbau hat auch die peruanischen Anden gezeichnet. Eines der ältesten Abbaugebiete Perus befindet sich bei La Oroya. Untersuchungen zufolge enthält die Luft in der Stadt 85- mal so viel Arsen, 41-mal so viel Kadmium und 13-mal so viel Blei wie erlaubt.

Die Aufzählung lässt sich fortführen – mit Tianying, dem chinesischen Bleizentrum, oder mit Indien, wo die Chromit-Minen von Sukinda exponiert in einem typischen Überflutungsgebiet liegen. Und es kommen neue Problemorte hinzu. Nach dem Willen der aktuellen Regierung Brasiliens soll das Amazonasgebiet in Zukunft viel stärker ausgebeutet werden – es locken Kupfer, Zinn, Nickel, Bauxit, Mangan, Eisenerz und Gold.

Dieser Beitrag stammt aus "P.M. Fragen & Antworten 04/2020". Das Heft können Sie hier bestellen.

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