
Lichtverschmutzung ist kein Luxusproblem westlicher Industrienationen: Eine Gruppe von Forschern um den Doktoranden Daniel Lewanzik vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) konnte nun nachweisen, dass künstliches Licht die Regeneration von tropischem Regenwald beeinträchtigt - weil nachtaktive Fledermäuse sich gestört fühlen.
In den Tropen breiten sich Siedlungen rund um die Ballungszentren rasch aus. Für landwirtschaftliche Nutzung werden Waldflächen gerodet. Und schon nach wenigen Jahren, wenn der Boden ausgelaugt ist, wieder aufgegeben. Soll hier neuer Wald entstehen, sind Ökosystemdienstleister wie Fledermäuse gefragt. Einige Arten, wie die Kurzschwanz-Blattnasenfledermaus (Carollia sowelli), die sich von Früchten ernährt, leisten hier unschätzbare Dienste. Denn sie verteilen mit ihrem Kot massenweise Pflanzensamen in der Nachbarschaft. Ihre Lieblingsspeise sind die Früchte von Pfeffergewächsen der Gattung Piper, die als Pionierpflanzen beim Wiederbesiedeln von Brachflächen eine wichtige Rolle spielen.
In Experimenten in Costa Rica konnten Lewanzik und seine Kollegen nun zeigen, dass Carollia sowelli von beleuchteten Bäumen rund ein Viertel weniger Früchte fraß als von unbeleuchteten.
Dass Fledermäuse künstliches Licht meiden, ist von europäischen Insektenfressern bekannt. Doch den IZW-Wissenschaftlern gelang zum ersten Mal der Nachweis, dass auch tropische Vegetarier bei der Futtersuche lichtscheu sind. Und so die Regeneration ganzer Ökosysteme durch Lichtverschmutzung beeinträchtigt werden kann.
Daniel Lewanzik plädiert darum für einen effizienteren Einsatz von künstlichem Licht und die Schaffung eines Netzes aus "dunklen Korridoren" als Rückzugsgebiet für Fledermäuse.
Die Studie ist Teil des interdisziplinären Forschungsprojekts "Verlust der Nacht": www.verlustdernacht.de
Originalstudie: Artificial light puts ecosystem services of frugivorous bats at risk
