Stadtentwicklung Trend mit Vor- und Nachteilen: Städte wachsen weltweit vor allem in die Höhe

Wolkenkratzer in Hongkong: Nicht nur in den Megacitys der Welt wachsen Städte seit einigen Jahren mehr in die Höhe als in die Breite
Wolkenkratzer in Hongkong: Nicht nur in den Megacitys der Welt wachsen Städte seit einigen Jahren mehr in die Höhe als in die Breite
© Pavel Losevsky / Adobe Stock
Satellitendaten zeigen: Städte auf dem ganzen Globus wachsen seit einigen Jahren nicht mehr nur in die Breite – sondern vor allem in die Höhe. Das entlastet die Umwelt, macht die Ballungsräume aber in den Sommermonaten heißer

Jahrzehntelang wuchsen die Städte der Welt mit atemraubenden Tempo in die Breite: Dörfer wurden erst zu Vororten, dann zu Stadtteilen. Doch nun scheint sich dieser Trend abzuschwächen. Statt immer mehr Fläche einzunehmen, wachsen Städte nun in die Höhe, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Das Forschungsteam der University of New Hampshire in Durham, USA, nutzte Daten verschiedener Erdbeobachtungssatelliten, die bis in die 1990er-Jahre zurückreichten. Und machte sich dabei zunutze, dass die Menge der elektromagnetischen Strahlung, die die Erdoberfläche reflektiert, Rückschlüsse auf die Höhe der Bebauung zulässt. Für mehr als 1550 Städte konnte das Team bestimmen, wie sich die Bebauung in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt hat.

Das Ergebnis: Während es noch in den 90er-Jahren durchschnittlich nur auf sieben Prozent der Stadtflächen ein Höhenwachstum gab – vor allem in Metropolen wie New York, Tokio oder Schanghai –, waren es nach der Jahrtausendwende schon neun Prozent. In den Jahren nach 2010 steigt das Höhenwachstum dann sprunghaft an – auf 28 Prozent. Dabei sind die Zuwachsraten global nicht gleich verteilt. In Afrika etwa ist der Trend zur Breite im weltweiten Vergleich nur schwach rückläufig. In Russland hat sich das Breitenwachstum seit den 1990er-Jahren sogar vervierfacht.

Kombiniertes Wachstum in die Breite und in die Höhe

Doch auch mit neuen Hochhäusern können viele Metropolen den Bedarf an neuem Wohnraum nicht decken – und wachsen darum in beide Richtungen: in die Breite und in die Höhe. Weltweit registrierten die Forschenden knapp 67.000 Quadratkilometer kombiniertes Breiten- und Höhenwachstum, bei 100.000 Quadratkilometern reinem Höhenwachstum. Besonders deutlich zeigt sich der Trend etwa in Europa. Seit 1990 wuchsen die Metropolregionen hier auf "nur" 100 Quadratkilometern in beide Richtungen. Und auf 1700 Quadratkilometern ausschließlich in die Höhe.

Überwiegend positive Effekte des Höhenwachstums

Den Forschenden zufolge hat der Trend zur Höhe mehrere positive Nebeneffekte: Dort, wo Menschen auf relativ wenig Raum zusammenleben (und arbeiten), wird der Verkehr entlastet; Transportwege sind kurz, und viele Strecken lassen sich im Idealfall zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Personennahverkehr bewältigen. Zudem entlastet der Höhenwuchs knapper werdende Natur-, Weide- oder Ackerflächen. Und wo Flächen nicht versiegelt oder bebaut werden, verringert sich die Gefahr von Überschwemmungen oder eines Absinkens des Grundwasserspiegels.

Auf der anderen Seite heizen sich in den Sommermonaten besonders die baumlosen Häuserschluchten der Megacitys durch Sonnenstrahlung auf. Für hitzeempfindliche oder gesundheitlich geschwächte Menschen wird das in den Sommermonaten zur einer Gefahr. Zudem verschlingt die Konstruktion besonders hoher Wolkenkratzer nach wie vor Ressourcen und Energie – was seinerseits den Klimawandel befeuert.

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