GEO: Herr Professor Glaubrecht, Ihr neues Buch trägt den Titel "Das stille Sterben der Natur. Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten". Es handelt aber auf knapp der Hälfte von Klimaforschung und Klimaschutz, die Ihrer Meinung nach zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Sind Sie als Biologe neidisch auf die Kollegen von der Klimafront?
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht: Überhaupt nicht. Das Klimathema ist wahnsinnig wichtig. Allerdings glauben die meisten Leute, das Artensterben sei eine Folge des Klimawandels. Das ist wissenschaftlich falsch. Die wichtigste Ursache des Artensterbens ist die Landnutzungsänderung, also die Abholzung von Wäldern oder die Trockenlegung von Feuchtgebieten. Das hat mit dem Klimawandel nichts zu tun. Sie fragen ja auch nicht einen Herzspezialisten, ob er neidisch auf den Nierenspezialisten ist, wenn viele Menschen mit Nierenproblemen ins Krankenhaus kommen. Natürlich ist er nicht neidisch. Um im Bild zu bleiben: Ich will, dass der Patient gesund das Krankenhaus verlässt. Und dazu zählt, dass ich eine saubere Diagnose stelle.