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Wintereinbruch Klimaforscher: Mehr Kältewellen wegen der Erderwärmung denkbar

Wintereinbruch in Spanien
Kälteeinbruch in Zentralspanien: Nach dem Sturmtief "Filomena" sinkt die Temperatur in Molina de Aragon morgens bis auf -19,9 Grad Celsius
© Óscar Gil/EUROPA PRESS/dpa
Die Kältewelle, die Europa erfasst hat, ist kein Argument gegen die Klimaerwärmung. Im Gegenteil: Wegen global steigenden Temperaturen kann es sogar häufiger zu Kältewellen in Europa kommen, wie der Klimaforscher Stefan Rahmstorf erklärt

Eisige Temperaturen, starke Winde und ungewöhnliche Schneemassen: Ein Wintereinbruch hat in den vergangenen Tagen Mitteleuropa erfasst. In Spanien wurden Temperaturen von minus 20 Grad gemessen, in Teilen Deutschlands entstand ein Verkehrschaos. Und zumindest der klirrende Frost wird in Deutschland wohl auch noch ein paar Tage anhalten. Wie passt das zu Prognosen von Klimaforschern, dass die Winter in Mitteleuropa im Zuge der Klimaerwärmung wärmer werden? - Die ungewöhnliche Kälte passt ins Bild, meint der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf.

Kältewellen wie derzeit in Europa könnten demnach sogar häufiger werden - obwohl die winterlichen Durchschnittstemperaturen steigen. «Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist», sagte der Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der Deutschen Presse-Agentur. Der Polarwirbel drehe sich normalerweise um die Arktis in der Stratosphäre, der zweiten Atmosphärenschicht, gegen den Uhrzeigersinn und beeinflusse auch das Wetter in der Troposphäre, der unteren Atmosphärenschicht.

Der Polarwirbel schließt die arktische Kaltluft ein - solange er sich nicht abschwächt oder gar umkehrt. «Dann kann die Kaltluft, die normalerweise in diesem Wirbel über dem Pol gefangen ist, auf Abwege geraten und auf die angrenzenden Kontinente wandern.» So kann es nach Angaben des Forschers passieren, dass es in Nordamerika oder Nordeuropa sehr kalt wird. «Dann wird es in der Arktis besonders warm. Die Kaltluft verlagert sich», erklärte Rahmstorf. «Ausnahmsweise reicht das auch mal bis nach Spanien oder in den USA bis nach Florida.»

Erwärmung der Arktis schuld an der Störung des Polarwirbels

Die Auswertungen von Daten der vergangenen Jahrzehnte haben nach Angaben des Potsdamer Forschers gezeigt, dass die Zahl der Tage mit instabilem Polarwirbel stark zugenommen hat. Er geht daher davon aus, dass es künftig möglicherweise mehr Kältewellen geben wird. «Wir rechnen schon damit, dass das Phänomen wahrscheinlich weiter zunehmen wird», sagte Rahmstorf.

Rahmstorf verwies auf Studien, die teils am PIK von der ehemaligen Doktorandin Marlene Kretschmer mit erstellt worden seien. Sie habe gezeigt, dass die Ursache zunehmender Instabilität des Polarwirbels wahrscheinlich die besonders starke Erwärmung der Arktis und die Abnahme des Meereises dort sei, sagte Rahmstorf. In einer neuen Studie sei sie darauf eingegangen, dass sich eine weitere Destabilisierung des Wirbels im Lauf der Jahrzehnte durch fortgesetzte globale Erwärmung erwarten lasse.

dpa

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