Es stinkt zum Himmel. Wie eine Mischung aus Käse und Erbrochenem riecht es in Olivenanbaugebieten, wenn die Reste der Früchte nach dem Auspressen langsam verrotten - sehr langsam verrotten.
Während Mikroorganismen andere organische Abfälle in relativ kurzer Zeit in Kompost verwandeln, tun sie sich mit der Trester genannten Masse denkbar schwer. So war es auch am Institut für Lebensmitteltechnologie der Universität Bonn, als ein Team um Günther Laufenberg versuchte, mithilfe von Schimmelpilzen und Bakterien Aromastoffe aus dem Trester zu gewinnen:
Die nützlichen Mikroorganismen wollten auf der frischen Abfallmasse partout nicht wachsen.
Angesichts dieses Problems überlegte Günther Laufenberg, wie man aus der Not eine Tugend machen könnte. Wenn die Schimmelpilze schon so schlecht auf Oliventrester wachsen, wäre dieser vielleicht zu verwenden, um eben jene und andere Mikroorganismen zu vernichten. In einem Forschungsprojekt, das von der Frankfurter Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Bundesprogramm ökologischer Landbau gefördert wird, soll dies nun näher untersucht werden.
Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: Ein Oleuropein genanntes Polyphenol, mit dem sich Oliven gegen Befall wehren, hemmt oder tötet gezielt bestimmte Arten von Schimmelpilzen und Bakterien. Friert man den Trester ein oder erhitzt ihn, zerfällt das Oleuropein in mehrere Spaltprodukte, von denen jedes sogar erheblich wirksamer als die Muttersubstanz ist. Zur Zeit testen die Forscher verschiedene Methoden - vom Kochen und Durchschütteln mit Ultraschall über Trocknen, Zermahlen und Auflösen in Alkohol oder Wasser bis hin zum Einfrieren -, um aus dem Oliventrester ein effektives Pflanzenschutzmittel für den Ökolandbau herstellen zu können.
Flüssige Trester-Extrakte etwa bremsen im Labor das Wachstum des auf Erdbeeren schmarotzenden Grauschimmel-Pilzes Botrytis cinerea und des Getreideschädlings Fusarium culmorum erheblich. Im Sommer sollen Feldversuche zeigen, ob solche Oliventrester-Extrakte auch die Kartoffelfäule verhindern können, die Mitte des 19. Jahrhunderts manche Ernten vernichtete, was in Irland zum Hungertod von mehr als einer Million Menschen geführt hat.
In einigen Jahren, so hoffen die Bonner Wissenschaftler, können biologische Pflanzenschutzmittel auf den Feldern versprüht werden - wodurch gleichzeitig die Entsorgung von jährlich einigen Millionen Tonnen stinkender Oliven-Abfälle in den Mittelmeerländern gewährleistet wäre.