
Medikamente gegen Depression lassen sich nach ihren Wirkstoffen in mehrere Gruppen einteilen. Gemein ist allen, dass sie die Konzentration wichtiger Botenstoffe (Neurotransmitter)
im Gehirn beeinflussen. Da sich nicht vorhersagen lässt, welches Antidepressivum wem hilft, müssen Patienten oft nach und nach verschiedene Präparate ausprobieren.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (etwa die Wirkstoffe Citalopram, Sertralin, Fluoxetin) erhöhen den Spiegel des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn (zum Mechanismus
der Wiederaufnahmehemmung siehe Seite 58). Sie sind aktivierend, stimmungsaufhellend und angstlösend und gelten als relativ gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen: Übelkeit, Appetitstörungen, Unruhe, Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Sexualstörungen, Mundtrockenheit.
Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (z. B. Venlafaxin, Duloxetin) beeinflussen die Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin. Sie wirken stimmungsaufhellend und leicht antriebssteigernd. Ähnliche Nebenwirkungen wie bei selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern.
Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin) hemmen ebenfalls die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin, verändern aber weitere Stoffwechselvorgänge im Gehirn. Sie wirken stimmungsaufhellend und je nach Substanz antriebssteigernd oder sedierend. Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Gedächtnisstörungen, Erregungsleitungsstörungen am Herzen, Blutdruckabfall. Da diese häufiger und gravierender auftreten als bei neueren Wirkstoffen, werden diese Medikamente speziell für ältere Patienten nur noch selten eingesetzt.

Alpha-2-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Mirtazapin) erhöhen die Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin. Anders als die meisten Antidepressiva wirken sie sedierend, was bei Schlafstörungen und Unruhe genutzt wird.Geringe Nebenwirkungen (aber häufige Gewichtszunahme).
Monoaminooxidase-Hemmer (z. B. Tranylcypromin, Moclobemid) erhöhen die Verfügbarkeit von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn, indem sie ein Enzym blockieren, durch das die Neurotransmitter abgebaut werden. Tranylcypromin wird trotz erheblicher Neben- und Wechselwirkungen (etwa mit vielen Lebensmitteln) bei schwerer Depression verschrieben, wenn kein anderes Medikament anschlägt.
Lithium-Präparate nehmen eine Sonderstellung ein: Sie werden in Kombination mit einem Antidepressivum eingesetzt, wenn dieses allein nicht anschlägt; das führt oft zum Eintritt der gewünschten Wirkung. Zudem reduziert Lithium die Suizidneigung.