Etwas mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, bis zum Jahr 2030 wird dieser Anteil schätzungsweise bei 60 Prozent liegen. Häuser, Straßen, Parkplätze und weite Flächenversiegelung haben die Natur in diesen urbanen Räumen zurückgedrängt.
Die Lärmbelastung ist hoch, die Luftverschmutzung an manchen Orten immens. Allein in der EU lebte im Jahr 2020 gut 96 Prozent der städtischen Bevölkerung mit Feinstaubwerten, die die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO überstiegen.
Parks und Grünflächen sollen in solchen Ballungsräumen einen Ausgleich bieten. Sie sollen die Natur in die Städte holen, die Luftqualität verbessern und Hitzeinseln abkühlen, Erholungsräume schaffen und die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner erhöhen.
Stadtgrün wirkt positiv auf Körper und Geist
Der Aufenthalt in der Natur tut der körperlichen und seelischen Gesundheit nachweislich gut. Fragt man Menschen, wo sie sich gut entspannen können und ihnen neue Ideen kommen, hört man immer wieder: im Grünen!
Tatsächlich haben in der Vergangenheit zahlreiche Untersuchungen und Studien den positiven Effekt von Stadtgrün beweisen können. So dokumentierte ein Forschungsteam aus Leipzig im Jahr 2021 beispielsweise, dass in Städten lebende Menschen weniger depressiv waren oder wurden, wenn sie Bäume in der Nähe ihrer Wohnung hatten.
Und dass Naturgeräusche - insbesondere Vogelgezwitscher - entspannend wirken und auf diese Weise Körper und Geist beruhigen, konnten Forscherinnen in den USA nachweisen. Dieser Effekt ist auch im Gehirn messbar, denn wir organisieren unsere Denkvorgänge neu, wenn wir biologischen Tönen lauschen.
Weniger Straftaten bei vielen Grünflächen
Eine neue statistische Auffälligkeit fand nun ein britisch-amerikanisches Forschungsteam heraus: Im Rahmen einer Studie, in die Daten aus etwa 60.000 Wohngegenden in den 301 größten US-amerikanischen Großstädten eingeflossen sind, zeigte sich, das die Anzahl von Straftaten in einem Stadtbezirk sank, je mehr Grünflächen dort vorhanden waren.
Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team um Dr. Scott Ogletree von der University of Edinburgh in der Dezemberausgabe von CITIES, einem internationalen Journal für Stadtplanung und Städtepolitik.
Die Ergebnisse sind eindrücklich: Bei Eigentumsdelikten wie Einbruch und Diebstahl, gingen mehr Grünflächen in 300 der 301 untersuchten Städte mit weniger Straftaten einher. Bei Gewaltdelikten wie Körperverletzung, Totschlag oder sogar Mord, waren es 289 von 301 Städten, wo sich diese Auffälligkeit feststellen ließ.
Zwar lässt sich daraus nicht der kausale Zusammenhang schließen "Weil es mehr Grünflächen gibt, geschehen weniger Straftaten". Doch zumindest eine deutliche statistische Korrelation, nämlich dass bei einem höheren Grünflächenanteil in einer Stadt weniger Straftaten geschehen, lässt sich daraus ableiten.
Möglicherweise, so folgern die Autorinnen und Autoren der Studie, wäre mehr Grün in der Stadt eine einfache Art und Weise zur Bekämpfung von Verbrechen und gleichzeitig zur Verbesserung der Stadtökologie. Entscheidungsträger sollten die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung und verwandten Studien zukünftig in der Stadtplanung und Stadtentwicklung nutzen und mehr Grünflächen in urbanen Räumen planen. Und das nicht nur in den USA, sondern international.