GEOplus: Es gibt derzeit viel Aufregung über den Kinder- und Jugendsport. Der DFB ersetzt den klassischen Ligabetrieb im Kinderfußball durch Spielenachmittage mit kleineren Teams auf kleineren Feldern, um die Motivation der Kinder zu erhöhen. Und die Bundesjugendspiele werden reformiert, die genauen Weiten und Zeiten nicht mehr in jedem Fall erfasst. Ein Sturm der Entrüstung brach los: Bald werde der Fußball wohl eckig, hieß es, damit er langsameren Kindern nicht wegläuft. Deutschland leide an einer Leistungsallergie, Morbus Mittelmaß halte Einzug. Was ist da los?
FILIP MESS: Sportpädagogische Erkenntnisse, die schon seit längerem unumstritten sind, finden endlich Anwendung in der Praxis. Aus meiner Sicht sind die Reformen absolut sinnvoll. Die starke, zu einseitige Leistungsbezogenheit wird etwas zurückgedrängt, man schaut nicht mehr nur auf Tabellen, sekundengenaue Zeiten und zentimetergenaue Weiten. Leistung wird durch die Reformen nicht abgeschafft, sondern der Begriff von Leistung wird erweitert.
Was bedeutet das konkret für die Bundesjugendspiele, was ändert sich, wenn der Wettkampf künftig durch einen Wettbewerb ersetzt wird?
Statt an einer festgelegten Punktetabelle orientiert sich die Leistung eines Kindes an den Mitschülern innerhalb der Klasse. Auch können Schulen neben den klassischen Disziplinen in Leichtathletik, Turnen und Schwimmen weitere Sportaufgaben anbieten, etwa Hürdenlauf oder kooperative Bewegungsspiele. Beim Weitsprung etwa wird nicht mehr das Maßband angelegt, sondern es gibt mehrere Zonen, in denen bestimmte Punkte vergeben werden. Es soll vor allem darum gehen, sich zu bewegen, Freude zu haben, aber auch sein Bestes zu geben. Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden bekommen die Kinder auch weiterhin. Ohnehin ändern sich die Regeln nur für die dritte und vierte Grundschulklasse. In den ersten beiden Klassen werden die Neuerungen schon lange praktiziert.