Nahrung für die Seele Neue Studie: Nüsse könnten das Depressionsrisiko um 17 Prozent senken

Eine halbgeschälte Walnuss liegt inmitten von Nussschalen
Walnüsse haben einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren. Diese hemmen Entzündungen, die vermutlich eine Rolle bei Depressionen spielen
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Nüsse sind vollgepackt mit wertvollen Mineralstoffen, Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren. Das ist gesund für Herz und Hirn. Einer neuen Studie zufolge könnten sie sogar Depressionen vorbeugen

Wer seinem Gehirn etwas Gutes tun will, sollte nach neuesten Erkenntnissen Nüsse in den täglichen Speiseplan einbauen. Nicht umsonst gelten sie als "Nervennahrung" und "Studentenfutter". Möglicherweise schützen sie sogar vor Depressionen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie spanischer und südamerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in der Fachzeitschrift "Clinical Nutrition" erschienen ist.

Um den Einfluss von Nüssen auf das Depressionsrisiko zu untersuchen, analysierte das  Team um Bruno Bizzozero-Peroni von der Universidad de Castilla-La Mancha in Spanien einen biomedizinischen Datensatz der UK Biobank , der 13.504 Personen mittleren und höheren Alters umfasste. Die Teilnehmenden hatten zwischen 2007 und 2012 sowie zwischen 2013 und 2020 Fragebögen ausgefüllt. Darin gaben sie unter anderem an, wie viele Nüsse sie täglich essen und ob bei ihnen eine Depression diagnostiziert wurde oder ob sie Antidepressiva einnehmen.

Bis zu 30 Gramm Nüsse pro Tag wirken anscheinend antidepressiv

Für die Auswertung wurden die Daten um Faktoren wie soziodemografische Herkunft, Lebensstil und allgemeiner Gesundheitszustand bereinigt, die das Depressionsrisiko ebenfalls beeinflussen können. Das Ergebnis: Wer täglich bis zu 30 Gramm Nüsse aß, hatte in den folgenden fünf Jahren ein um durchschnittlich 17 Prozent geringeres Risiko an einer Depression zu erkranken. Die Studie ist Teil des "Nuts4Brain Project", einer Forschungsinitiative, die vom spanischen Ministerium für Wissenschaft und Innovation finanziert wird.

Wichtig zu wissen: Die Studie basiert auf Selbstauskünften. Diese sind naturgemäß weniger zuverlässig als ärztliche Diagnosen und streng kontrollierte Untersuchungsprotokolle. Positiv ist, dass die Forschenden den Verlauf des Depressionsrisikos über einen längeren Zeitraum betrachtet haben. Das hat mehr Aussagekraft als eine reine Momentaufnahme.

Nüsse reduzieren das Schlaganfallrisiko

Letzte Gewissheit, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Nussverzehr und Depression besteht, kann aber nur eine Interventionsstudie bringen. Dabei wird eine große Zahl von Menschen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine bekommt täglich eine bestimmte Menge Nüsse, die andere nicht. Nach einiger Zeit wird gemessen, ob sich der Zustand der Personen verändert hat.

Die großangelegte PREDIMED-Studie von 2018 hat genau das getan. Mehr als 7000 Probanden mit einem erhöhtem Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko wurden einer von drei Gruppen zugeteilt. Sie erhielten entweder eine fettreduzierte Diät (Kontrollgruppe), eine Mittelmeerdiät mit viel Olivenöl oder eine Mittelmeerdiät ergänzt um Nüsse (konkret: 15 Gramm Walnüsse, 7,5 Gramm Haselnüsse und 7,5 Gramm Mandeln).

Im Kern ging es darum, die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System zu messen. Und hier zeigte die Studie einen durchschlagenden Erfolg: Das relative Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte sank in den beiden Gruppen, die auf Mittelmeerdiät mit Olivenöl bzw. Nüssen umgestellt hatten, um 30 Prozent.

Fetthaltige Nüsse sind besser als fettarme Diät

Nach drei Jahren schaute sich das Team auch an, wie es um die psychische Gesundheit der Teilnehmenden stand. Insgesamt 224 hatten in dieser Zeit eine Depression entwickelt. Und in der Nussgruppe waren tatsächlich weniger Menschen erkrankt als in der Gruppe, die sich fettarm ernährte. Statistisch signifikant war das Ergebnis allerdings nicht. Betrachteten die Forschenden dagegen nur die Personen, die außerdem an Diabetes mellitus type 2 erkrankt waren, wurde das Ergebnis plötzlich signifikant.

Was lernen wir daraus? Es ist wahrscheinlich, aber eben doch nicht sicher bewiesen, dass sich Nussverzehr positiv auf das Depressionsrisiko auswirkt. Dafür spricht, dass Nüsse viele Inhaltsstoffe haben, die das Nervensystem braucht.

Ungesättigte Fettsäuren wirken entzündungshemmend

Nüsse haben zum Beispiel einen Fettgehalt von bis zu 73 Prozent und sind auf den ersten Blick kleine Kalorienbomben. Dabei handelt es sich jedoch um hochwertige, zum Teil mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die unter anderem Entzündungen vorbeugen. Chronische Entzündungen stehen schon länger im Verdacht, eine Rolle bei der Entwicklung von Depressionen zu spielen. Insbesondere Walnüssen wird aufgrund ihres hohen Fettanteils und der günstigen Fettsäurezusammensetzung eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und damit auch auf das Gehirn nachgesagt.

Nüsse liefern außerdem hochwertiges Eiweiß, Ballaststoffe sowie Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Letztere bewahren unsere Körperzellen vor Zellschäden und tragen so auch zur Gesunderhaltung der Nervenzellen bei. Eine schützende Wirkung haben auch die B-Vitamine, die in Erdnüssen reichlich vorhanden sind. Cashewkerne wiederum enthalten die Aminosäure L-Tryptophan, die stimmungsaufhellend wirken soll sowie Magnesium. Ein Magnesiummangel kann Depressionen auslösen.

Nuss ist nicht gleich Nuss

Doch Vorsicht: Nuss ist nicht gleich Nuss. Kokosnüsse zum Beispiel enthalten einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Ob sie sich genauso positiv auf das Gehirn auswirken wie andere Nüsse, ist  fraglich.