Unbedingt ernst nehmen Das steckt hinter dem Broken-Heart-Syndrome

Traurige Frau schaut zur Seite
Großer seelischer Stress kann das Herz in Mitleidenschaft ziehen
© Maria Korneeva / Getty Images
Verlieren wir einen geliebten Menschen, bricht uns sprichwörtlich das Herz. Zeigen sich tatsächlich Brustschmerzen und Luftnot, sollte man das unbedingt ernst nehmen – das Herz ist in Gefahr

Eine Trennung aus heiterem Himmel, die Diagnose einer schweren Krankheit, ein schlimmer Konflikt: Reißt uns das Leben den Boden unter den Füßen weg, stehen wir unter enormem Stress. 

Der kann auch unseren Herzmuskel in Mitleidenschaft ziehen, sodass er nicht mehr richtig pumpen kann. Betroffen ist die linke Herzkammer. In der Medizin spricht man dann von einem Broken-Heart-Syndrom. Das Krankheitsbild macht sich bemerkbar durch Beschwerden, die uns erst einmal an einen Herzinfarkt denken lassen, so die Deutsche Herzstiftung. 

Konkret sind das: plötzlich auftretende Brustschmerzen, Luftnot oder sogar Bewusstlosigkeit. Übelkeit, Schwindel und Schweißausbrüche können diese Symptome begleiten. Es gilt: Wer entsprechende Anzeichen bemerkt, sollte den Notarzt rufen, rät "gesund.bund.de", ein Informationsangebot des Bundesministeriums für Gesundheit. 

Was der Unterschied zum Herzinfarkt ist

Auch wenn sich die Symptome stark ähneln: Beim Broken-Heart-Syndrom sind die Herzkranzgefäße –  anders als beim Herzinfarkt – weder verengt noch verschlossen. Weil im EKG beide Erkrankungsbilder gleich aussehen, führen Ärztinnen und Ärzte eine Herzkatheteruntersuchung durch, um festzustellen, was genau mit dem Herzen los ist.

Harmlos ist ein Broken-Heart-Syndrom aber keinesfalls: Bei bis zur Hälfte der Betroffenen können laut Herzstiftung lebensbedrohliche Komplikationen auftreten - etwa Herzrhythmusstörungen, eine Herzinsuffizienz oder ein Kreislaufschock. Daher ist eine schnelle Behandlung wichtig. 

Welche Gruppe besonders betroffen ist

80 bis 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen, meist im Alter zwischen 65 und 75 Jahren, heißt es von der Deutschen Herzstiftung. Männer trifft das Broken-Heart-Syndrom also deutlich seltener. 

Psyche und Körper sind über das Stresshormonsystem gekoppelt. Die Wechselwirkungen sind vielfältig. So können Depressionen Symptome am Herzen nach sich ziehen, so wie Herzdiagnosen nicht selten mit psychologischen Reaktionen einhergehen  

Psychokardiologie Wenn die Psyche das Herz aus dem Takt bringt

Die Psyche spielt bei Herzleiden eine bedeutende Rolle. Stress und Depressionen können Herzerkrankungen auslösen, schwere Herz-Diagnosen wiederum seelischen Stress und eine psychische Abwärtsspirale bewirken. Professor Dr. Kai Kahl erklärt, wie die noch junge Disziplin der Psychokardiologie Patienten helfen kann

Auch bei den Auslösern sind Unterschiede zu beobachten: Während bei Frauen ein "gebrochenes Herz" häufiger auf emotionalen Stress zurückgeht, sind bei Männern körperliche Auslöser typisch. Beispiele sind ungewohnte Anstrengungen, Operationen oder auch Lungenerkrankungen. 

Wie das Broken-Heart-Syndrom behandelt wird

Gefährliche Komplikationen vermeiden: Darauf kommt es an, wenn ein Broken-Heart-Syndrom vorliegt. Patientinnen und Patienten werden daher auf der Intensivstation für bis zu 72 Stunden am Monitor überwacht. Um Blutgerinnsel in der linken Herzkammer zu verhindern, bekommen sie blutverdünnende Medikamente. 

Nach vier bis fünf Tagen pumpt das Herz in aller Regel wieder normal, es kann aber auch länger dauern. 

Hoffnungsvolle Nachricht: Herzmuskelzellen, so zeigen Studien, können sich in größerem Umfang regenerieren als vermutet - durch Bewegung 

Prävention Über die Fähigkeit des Herzens, sich selbst zu regenerieren

Ein internationales Team hat an der Uniklinik Heidelberg an Mäusen untersucht, ob sich das Herz durch ein Bewegungsprogramm verjüngen lässt – und herausgefunden: Das Herz ist weitaus fähiger, sich zu regenerieren als bisher angenommen. Medizinerin Carolin Lerchenmüller erläutert, was jeder für die Herzgesundheit tun kann 

Ein "gebrochenes Herz" überstanden? Nun tut man gut daran, Stress - soweit es eben geht - zu reduzieren. So lässt sich das Risiko senken, dass es erneut zu einem Broken-Heart-Syndrom kommt: Zwischen vier und zehn Prozent der Betroffenen erleben der Herzstiftung zufolge Rückfälle. 

Was all das mit einer japanischen Tintenfischfalle zu tun hat

Das Broken-Heart-Syndrom wird auch als Takotsubo-Syndrom bezeichnet. Dieser Name spielt auf die dabei typische Silhouette der linken Herzkammer an, so die Deutsche Herzstiftung. Sie erinnert an eine japanische Tintenfischfalle (Takotsubo). 

Das liegt vor allem daran, dass sich die Form der Herzspitze beim Broken-Heart-Syndrom verändert. Für alle, die kein Bild einer Tintenfischfalle vor Augen haben: Die Form der linken Herzkammer ähnelt einem Ballon, in den wenig Luft gepustet wurde.