Vielleicht war es wie in der Informationstechnologie heutiger Zeit. Da gab es ein Betriebssystem, das zwar immerzu verbessert wurde – doch dann kamen eines Tages ein paar junge Wilde mit ganz neuen Ideen. Tüftelten, programmierten. Und erfanden eine Benutzeroberfläche, die auch Laien intuitiv handhaben können.
So ähnlich stellt sich die Altorientalistin Eva Cancik-Kirschbaum von der Freien Universität Berlin vor, was sich vor rund 4500 Jahren in Mesopotamien ereignete, als im Land Sumer erstmals eine Schrift nach Lauten entstand. Damit wurde es mehr oder weniger möglich, Gesprochenes festzuhalten. Doch das war bereits der zweite Schritt in der frühen Datenverarbeitung, wie Genies sie vor Menschengedenken entwickelten – gewissermaßen die Version 2.0.
Version 1.0 ist noch 1000 Jahre älter. Sie stammt aus jener Zeit, als die Bewohner des Landes zwischen Euphrat und Tigris anfingen, Kanäle anzulegen und ihr fruchtbares Land zu bewässern. Sie parzellierten die Felder, produzierten einen Überschuss an Gerste und Emmer – und begannen, die Produkte zu lagern und damit zu handeln. Um ihre wachsende Gesellschaft zu organisieren, schufen sie eine Verwaltung. Doch wie sollten sie die vielen Vorgänge im Blick behalten, die Erntemengen und den Wasservorrat, die Arbeitskräfte, den erwirtschafteten Gewinn wie auch die Verluste?