Wie wäre es, in einer Welt zu leben, in der nicht mehr die Natur die Schöpferin neuer Lebewesen ist, sondern der Mensch? In der wir Nutzpflanzen erschaffen können, die gegen jedes Insekt gefeit sind und auch in Wüsten oder in Salzwasser gedeihen. In der Tiere von skurriler Gestalt leben und ausgestorbene Spezies wieder auferstehen. Und in der sich Menschen nicht durch natürliche Evolution weiterentwickeln – sondern von eigener Hand.
Es mag verrückt klingen, aber die moderne Gentechnik ermöglicht heute schon, was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien: Forschende können mit einem neuartigen Verfahren das Erbgut von Pflanzen und Tieren nahezu beliebig verändern – und damit immer besser auch deren Eigenschaften.
Sie können zum Beispiel Gene von einer Spezies auf eine andere übertragen. Dabei machen sie sich zunutze, dass die DNA eines jeden Lebewesens, ob Maus, Fliege oder Darmbakterium, aus der gleichen Art von biochemischen Bausteinen zusammengesetzt ist.
So ist man bereits in der Lage, das Gen zur Herstellung eines Gifts aus dem Erbgut eines Bakteriums zu kopieren und in das Erbgut eines anderen einzufügen. Das zweite Bakterium kann das Gift nun selbst produzieren: Es hat also eine weitere Fähigkeit erlangt.
Nach dem gleichen Prinzip können Fachleute sogar Erbgut zwischen gänzlich unterschiedlichen Spezies austauschen: Sie nehmen beispielsweise ein Gen aus einem Bakterium und verpflanzen es in eine Maus. Auch von Pflanzen zu Tieren oder von Menschen zu Pflanzen lassen sich Gene übertragen. Daraus ergeben sich unendliche Möglichkeiten, die Eigenschaften von Lebewesen maßgeblich zu verändern – indem man sie miteinander kombiniert.