Keine schärfere Waffe hat die Evolution uns Menschen mit auf den Weg gegeben als die Kognition – die Fähigkeit zu denken. Ein Virus, das normalerweise Süßwasseralgen befällt, scheint nun aber in der Lage zu sein, diese Waffe für einige von uns etwas stumpfer zu machen. Neurovirologen aus Baltimore haben im Mundraum von 40 der 92 Teilnehmer einer Studie DNS-Sequenzen des Virus ATCV-1 gefunden. Die Entdeckung war Zufall, eigentlich hatten die Wissenschaftler es bloß auf eine Art viralen Komplett-Scan der 92 Untersuchten abgesehen.
Kognitive Leistungsfähigkeit signifikant schlechter
Doch die ganz große Überraschung folgte erst noch: Mit dem Virus infizierte Testpersonen schnitten bei einer Reihe von standardisierten Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit signifikant schlechter ab als der Rest der Untersuchten – zogen etwa langsamer Linien zwischen zufällig auf einem Blatt verteilten Zahlen. In einer Folgestudie hatten auch 30 von den Virologen infizierte Mäuse deutlich größere Probleme, sich in einem ihnen unbekannten Labyrinth zu orientieren, als Artgenossen ohne ATCV-1. Unklar ist noch, warum sich manche Menschen mit dem Algenvirus anstecken. Auch ob der Befall durch eine andere Krankheit oder Umweltgifte hervorgerufen wird, die letztlich für die Verdummung verantwortlich sind, muss noch herausgefunden werden.