Lefkada: Die Schönste der ionischen Inseln
Hier unten muss der Mensch gesessen haben, der die Poolfarbe erfunden hat. Dieses helle, blaue Türkis, das so leicht wirkt, so unbeschwert. Eine Farbe, bei der ich sofort "Mrs Robinson" im Ohr habe, den Luftmatratzen-Song von Simon & Garfunkel. In Egremni, zu Füßen einer 150 Meter hohen Kreideküste, spielt das Meer Infinity-Pool. Nur ab und zu schubst es sachte Wellen an den hellen, feinen Sand und geht erst weit draußen langsam in dunklere Nuancen über.
Ganze 347 Stufen führen zum Glück, auf einer Holztreppe, die sich steil zum Meer hinab windet. Wer sie nimmt, muss leider auch wieder hinauf. Oben, auf einer strohfransig verhangenen Meerblick- Terrasse mit Bob-Marley-Poster neben dem Tresen, gönne ich mir zur Belohnung für den atemraubenden Aufstieg einen köstlichen Joghurt mit Honig.
Urige Bergdörfer und zauberhafte Strand-Abschnitte prägen die Insel
Auf dem Weg nach Egremni, zu einem der zauberhaften Strände an der Westküste, passierte ich Zypressenwäldchen, Olivenhaine, Johannisbrotbäume, Feigen, Ginster, Büsche von Katzenminze und Thymian. Und viele kleine Stände von Imkern, deren Bienenvölker in bunten Holzkisten am Wegesrand hausen und eben jenen Honig produzieren.
Lefkada mit den verschlafenen Bergdörfern, der flachen grünen Ostküste, den hohen Kreidefelsen im Westen, denen sie ihren Namen "die Weiße" verdankt, und dem ins Ionische Meer ragenden Kap an der Südspitze, wo sich die antike Dichterin Sappho aus Liebeskummer von den Klippen gestürzt haben soll, liegt südlich von Korfu und nördlich der bekannteren Nachbarn Kefalonia und Ithaka, letztere angeblich Odysseus’ Heimateiland. Sie ist die einzige mit dem Festland verbundene griechische Insel.
Ein Damm führt nahe Preveza zur Hauptstadt Lefkadastadt, einer intakten Altstadt mit sandfarbenen Fassaden, einem Hafen voller Segelboote und einer Lagune, an deren windiger Meerseite Kite-Surfer über die Wellen hüpfen. Über allem thront das Bilderbuch-Kloster Panagia Faneromeni mit seiner goldgeschmückten Kirche, der Ikonensammlung, Mönchsklausuren hinter Palmen und einem Garten, durch den Pfauen und Auerhähne stolzieren.
Ich bin schon einmal auf Lefkas gewesen, wie die Insel Lefkada früher hieß. Als Studentin, da war ich so arm wie das Land heute. Weil ich mir keinen Flug leisten konnte, reiste ich mit dem Zug nach Süditalien, nahm die Fähre nach Igoumenitsa und von dort den Bus. Die Familie meiner Freundin hatte ihr altes Segelboot ausgemustert und im Fischernest Nydri an der Westküste in den Ruhestand geschickt. Zwei wunderschöne Wochen lang lebten wir auf dem Schiff.
Nidri: Beliebter Touristen-Ort auf Lefkada
Einmal enterten wir Skorpios, die kleine Privatinsel der Onassis-Familie in der fjordartigen Bucht vor Nydri. Hier hatte Aristoteles die Asche von Maria Callas ins Meer gestreut und später Jacky Kennedy geheiratet, hier liegen er und seine Kinder begraben. Vom Reeder-Clan war zwar niemand vor Ort, trotzdem kamen Leibwächter im Jeep angerauscht und verscheuchten uns vom einsamen Strand, auf dem wir barbusig in der Sonne lagen.
Heute gehört Skorpios angeblich einem reichen Russen, und Nidri ist der touristische Ort der Insel mit einer Shoppingmeile und einer Hafenpromenade, an der sich Cafés an Restaurants reihen und Ausflugsboote, die mir so hoch vorkommen wie die Tanker, mit denen Onassis reich geworden ist, Touren rund ums Promi-Inselchen anbieten. In Nydri bleibe ich nur zwei Nächte. Vom Balkon meines Zimmers im "Porto Galini" blicke ich auf die kargen, faltigen Rücken des Festlandmassivs, das zum Greifen nahe scheint.
Ich döse am Strand zu Füßen des Resorts, wandere hinauf zu dem Wasserfall, esse in der Strandtaverne von Desimi, der von Hügeln umstellten wunderschönen Kiesbucht im Südosten, und besuche schließlich nahe Vasilki, dem rummeligen Windsurfing-Spot im Süden, das zauberhafte Kloster Agios Nikolaos Niras. Vier Nonnen leben hier vom Verkauf ihrer Produkte: Wein, Olivenöl, Schnaps. Obwohl ihnen eigentlich alles Weltliche fern sein sollte, zeigen sie aufs Kap Doukato und erinnern mich daran, dass Sappho, die Unglückliche, dort den Tod fand.
Die meiste Zeit verbringe ich in Agios Nikitas, einem kleinen Badeort im Norden, nicht mehr als eine von Tavernen gesäumte Fußgängerzone zum Meer. Auf einem Plätzchen oberhalb des Dorfstrands scheint sich die namengebende, winzige weiß getünchte Kirche mit den blau umrandeten Rundbogen-Fenstern und dem Miniatur-Glockenturm, dessen Seil aufs Pflaster hängt, vor den Blicken der Badenden wegzuducken. Zur Kreideküste und nach Egremni ist es nicht weit.
Und dann ist da noch Rachi, ein auf 600 Meter Höhe an den Felsen klebendes Restaurant im nahen Bergdorf Exanthia. Während sich neben mir Paraglider in die Tiefe stürzen, bekomme ich auf der riesigen Terrasse, die über dem Abgrund zu schweben scheint, zu Linsensalat und Zucchinibällchen den schönsten Sonnenuntergang meines Lebens serviert.
Die wichtigsten Orte: Das Insel-Alphabet zu Lefkada
- Anreise: Aegean (www.aegeanair.com) fliegt via Athen den nahen Festland-Airport Preveza an. Von Patras sind es 200 Kilometer nach Lefkada, von Thessaloniki etwa 400.
- Agios Nikitas: Mein Lieblingsort im Norden von Lefkada nahe der Inselhauptstadt. Hier vermieten Panos und seine Familie einfache, saubere Apartments und Zimmer, viele mit Balkon zum schattigen Patio (Afroditi Pansion, DZ ca. 30 €).
- Desimi: Wunderschöne Kiesbucht mit Strand-Taverne auf Lefkada, ein paar Ferienwohnungen und einem komfortablen Campingplatz.
- Egremni: Der schönste Strand auf Lefkada! Keine Beach-Bar, kein Sonnenliegen-Parcours.Nichts buhlt um die Aufmerksamkeit des Betrachters außer der Natur.
- Karya: Bergdorf auf Lefkada mit Handwerkerläden, traditionellen Stickereien und einem malerischen Platz unter riesigen Platanen.
- Nydri: Im Hafen starten Touren nach Skorpios und Fähren zu den Nachbarinseln Kefalonia und Ithaka.
- Poros Beach: Segelboote ankern in der tief ins Land geschnittenen Bucht im Südosten. Die einzige Taverne vermietet einfache Zimmer.
- Porto Galini: Komfortables Resort nahe Nydri mit Suiten und Apartments in einem Ensemble aus weiß getünchten zweigeschossigen Kuben. Spa, großer Pool und eigener Strand.
- Porto Katsiki: Der berühmteste Strand vom Lefkada am Südende der Kreideküste prangt auf jeder Postkarte. Keine 100 Stufen zum Meer, und die schafft selbst der Lieferservice des nahen Restaurants, weshalb es in der Hochsaison nach Gyros duften kann statt nach salziger Meerluft.
- Rachi: Hammerschönes Meerblick-Sonnenuntergang-Restaurant im Bergdorf Exanthia.
- Taverna Dimitris: Luftiges Plätzchen in Geni mit Blick auf die fjordartige Bucht vor Nydri.
- Taverna Nikitas: Empfehlung meines Vermieters für Agios Nikitas: blau-weiß karierte Tischdecken, weinumrankte Veranda und authentische Küche. Schwertfisch, Oktopus und Sardinen kommen vom eigenen Fischerboot.
Die Tipps wurden im Januar 2020 aktualisiert.