GEO Special: Norwegen steht heute für Toleranz, Freiheit und Weltoffenheit, außerdem verbindet man mit Ihrem Land Wohlstand und eine aktive Demokratie. Was haben wir vergessen?
Der Kronprinz: Die Natur. Wenn man über Norwegen spricht, kommt man immer wieder auf das Thema zurück. Wir werden sozusagen von der Natur angetrieben, vom harschen Klima mit Schnee und kaltem Wetter. Im Spannungsfeld zwischen dem, was wir erreichen wollen, und den rauen Bedingungen haben wir die wertvollsten Technologien entwickelt. Und die exportieren wir auch – zum Beispiel Offshore-Technik.
Sie sind bekannt als enthusiastischer Sportler. Können Sie uns ein paar Orte empfehlen für Outdoor-Erlebnisse?
Na klar! Sie sollten natürlich an die Westküste zu den Fjorden fahren. Das geht zum Beispiel gut per Boot – eine sehr schöne Art, sich Norwegen anzusehen. Sie können auch an Land gehen und wandern. Das ist großartig! An den Stränden der Lofoten kann man sogar surfen oder kitesurfen – oberhalb des nördlichen Polarkreises, das ist schon cool. Es ist dort ziemlich kalt, aber mit einem Neoprenanzug im Sommer kann das gehen. Dann ist es geradezu spektakulär. Außerdem könnte man vielleicht in Lyngen, in der Provinz Troms im Norden, Ski fahren – bis zum Fjord hinunter, wunderbar! Man muss natürlich vorsichtig sein. Wenn man kein zertifizierter Ski- oder Bergführer ist, sollte man einen mitnehmen.
Und Oslo?
Das ist meine Heimatstadt – ich liebe sie. Oslo unterscheidet sich unter anderem darin, dass es ziemlich klein ist. Und trotzdem ist es die Hauptstadt, was bedeutet, dass dort viel los ist. Es hat die Energie einer Hauptstadt, ist aber ziemlich gut zu handhaben. Denn natürlich gibt es auch Nachteile, wenn eine Stadt zu groß ist. Und Oslo hat die Nähe zur Natur. Meine Kinder gehen zweimal pro Woche nachmittags Ski fahren, gleich hinterm Haus. Man kann Skilanglauf machen oder einfach im Wald oder in den Hügeln wandern gehen. Die Stadt liegt so nah am Meer, dass man Boot fahren kann. Das machen die meisten Menschen gern im Sommer. Das ist ein großer Vorteil.
Gibt es Schriftsteller, Musiker oder andere Künstler, die Sie Besuchern empfehlen würden?
Gehen Sie in die neue Osloer Oper, auch wenn Sie sich keine Aufführung anhören. Ein wunderschönes und sehenswertes Gebäude.
Ein kühner Bau direkt am Hafen, der wie ein Eisberg aus dem Wasser aufzusteigen scheint . . . Sie selbst besuchen ja oft Musikfestivals. Haben Sie aus dem Bereich auch einen Tipp für uns?
In der Popkultur haben wir im Moment viele gute Musiker wie Kygo oder Sigrid, die letztes Jahr mit »Don’t Kill My Vibe« berühmt wurde. Wenn man sehr harten Rock mag, dann gibt es Kvelertak, die gerade als Vorgruppe mit Metallica auf Tour waren. Ihr Name bedeutet »Würgegriff«, das klingt vielleicht nicht besonders ästhetisch, aber es passt zur Musik (lacht). Eine andere Künstlerin, die gerade an neuen Stücken arbeitet, ist Annie. Ihr Sound ist sehr interessant.
Und jenseits der Musik?
Wir bauen in den nächsten Jahren direkt am Rathausplatz von Oslo ein neues Nationalmuseum, außerdem eine neue Staatsbibliothek sowie ein Edvard-Munch-Museum, das zwölf Stockwerke hoch sein wird. Das wird alles in den nächsten zwei Jahren eröffnet werden.