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Bayern Entdeckungstour durch Nürnberg

Restaurant Wanderer, Nürnberg
Der Tiergärtnerplatz ist wohl der schönste in Nürnberg und besonders in lauen Sommernächten beliebt
© Steffen Oliver Rie
Die zweitgrößte Stadt Bayerns steckt so voller Geschichte, dass man dort zum Zeitreisenden wird. Wir haben die besten Tipps für einen Städtetrip

Ansehen

Türme mit roten Dachmützen, haushohe Steinwälle aus Quadern und ein straßenbreiter Graben: Die fünf Kilometer lange Festungsmauer, gekrönt von der Kaiserburg, dem Wahrzeichen Nürnbergs, umringt die Altstadt und drängt sich zwischen fränkischem Fachwerk, plätschernder Pegnitz und Nachkriegsarchitektur immer wieder ins Bild. Wir folgen der Stadtmauer: Vom Kartäusertor sind es nur ein paar Schritte ins Germanische Nationalmuseum – und in die Hölle, die auf dem weltweit ältesten, erhaltenen Globus von 1492 eingezeichnet ist. Dieser nach seinem Nürnberger Schöpfer benannte Beheim-Erdapfel verführt dazu, die damalige Welt staunend abzuscannen, vor allem Afrika, mit den hineingekritzelten Fundstellen von Gewürzen und Gold oder den Zelten von Stammesfürsten. Amerika? Fehlt noch. 1,3 Millionen Exponate zeigt das riesige Museum, darunter frühgeschichtliche Funde, mittelalterliche Goldschmiedekunst und die weltweit größte Sammlung historischer Tasteninstrumente. Neben umfangreichen Ausstellungen zu allen Epochen deutscher Geschichte legen Dürers Kaiserporträt oder die geschnitzte Nürnberger Madonna weitere Fährten in die Blütezeit der Handelsmetropole Nürnberg um 1500 (Kartäusergasse 1, www.gnm.de). Im Mittelalter war die lang gestreckte Burg eine Art Europa-Hauptquartier: Pflichtort des ersten Reichstags eines jeden Kaisers und seiner Fürsten aus ganz Europa. Das hatte Karl IV. in der „Goldenen Bulle“ von 1356 festgelegt.

Wie die Nazis die Burg missbrauchten, sie zerstört und wieder aufgebaut wurde, zeigt eine Ausstellung (Auf der Burg 13, www.kaiserburg-nuernberg.de). Richtung Zukunft geht’s gleich nebenan, mit der U3, die halbe Stadtmauer entlang. Ich frage mich mit Tunnelblick: Fährt Deutschlands erste U-Bahn ohne Fahrer wirklich pannenfrei? Ja, und mit Zwischenstopp an der Kreuzung Plärrer, wo 1835 Deutschlands erste Eisenbahn abfuhr. Gut versteckt hinter der Neutormauer ist der schattige Bürgermeistergarten mit seinen Putten und Efeuwänden ein ideales Pausen-Plätzchen. Übrigens: Nur hier sind ein paar Meter Wehrgang auf der Burgmauer begehbar. Im Kunstbunker, der bis zu 24 Meter tief im Fels des Burgbergs liegt, überstanden ab 1940 Tausende Gemälde, Kirchenfenster und Bücher den Bombenhagel (Obere Schmiedgasse 52, www.museen.nuernberg.de). Eine Tour durch das ehemalige Biergewölbe zeigt, wie engagierte, ideenreiche Nürnberger es zum klimatisierten Depot machten und dafür Baumaterial vom elf Quadratkilometer großen Reichsparteitagsgelände vor den Toren der Stadt klauten. Den dortigen Nazi-Größenwahn erfährt man am besten per Videobustour. Filmclips zeigen Massenaufmärsche, Führerkult und Animationen der Riesenarena, während man durch ihre verwitterten Ruinen rollt (Bayernstr. 110, www.geschichte-fuer-alle.de). Für die Nürnberger Prozesse nutzten die Alliierten den Gerichtssaal 600 im Justizpalast. Da er bis heute als Gerichtsort fungiert, ermöglichen transportable Plakate einen Blick zurück: Göring im Zeugenstand, Nazi-Größen mit Sonnenbrillen auf der Anklagebank – da hält man unwillkürlich Abstand (Fürther Straße 110). Film- und Tondokumente zum ersten internationalen Großprozess und der Weltpremiere im Simultan-Dolmetschen gibt’s in der Ausstellung Memorium (Bärenschanzstr. 72, www.museen.nuernberg.de).

Kaiserburg Nürnberg
Die Kaiserburg ist das Wahrzeichen von Nürnberg und beherbergt viel Geschichte
© Uwe Niklas

Gute Restaurants in Nürnberg

Brotzeitbrettla können Besucher im Marientorzwinger an der Stadtmauer ordern. Zu dem rustikalen, aber modernen Restaurant gehört auch ein Biergarten (Lorenzer Straße 33, www.wirtshaus-marientorzwinger.de). Das winzige Wanderer, eine einstige Fuhrmannstube, schenkt Espresso aus, und das dazu gehörende „Bieramt“ würzige fränkische Craftbiere. Draußen sitzen die Gäste unter einer Schirmkastanie, umrahmt von Fachwerk auf dem schönsten Platz Nürnbergs (Beim Tiergärtnertor 2–6, www.cafe-wanderer.de). Als ehemaliges Wirtshaus hat das Würzhaus noch immer ein schlichtes Kneipenmobiliar, dafür aber edle Menüs, etwa Brennnessel-Maultaschen und Lachs an Papaya (Kirchenweg 3A, Unsere Tipps können Sie gratis auf Ihr Handy laden: Einfach diesen QR-Code scannen! www.würzhaus.info). Lebkuchen? Gibt’s zu Weihnachten überall, sonst nur vereinzelt, etwa bei Lebkuchen Schmidt (Plobenhofstr.6, www.lebkuchen-schmidt.com) oder Lebkuchen Gollmann (Königstr. 65, www.lebkuchenhaus-shop.de).

Würzhaus, Nürnberg
Edle Menüs in schlichter Kneipenkulisse tischt das Würzhaus auf
© Christian Höhn Gonzalez

Unterkünfte in Nürnberg

Die mächtige Kaisergestallung, ein ehemaliger Getreidespeicher, der bei Kaiserbesuchen als Pferdeparkhaus genutzt wurde, ist heute eine moderne Jugendherberge: Helle Zimmer teils mit Balkonen, von denen die Gäste über Nürnberg blicken. Gehobene Kantinenkost gibt es in der Säulenhalle (Burg 2, www.nuernberg.jugendherberge.de, DZ/F ab 87 €).

Das Hotel Elch von 1342 ist die älteste Herberge Nürnbergs, sein Fachwerk mal curryfarben, mal rot getüncht. Die geräumigen Zimmer – manche mit Wanne – sind modern eingerichtet. (Irrerstr. 11, www.hotel-elch.eu, DZ/F ab 105 €).

Im Hotel Drei Raben huldigt jedes Zimmer mit einer Story an der Wand einem Stadt-Mythos, ob Kaspar Hauser, Meistersinger oder samt Kickertisch dem „Club“ (Königstr. 63, www.hoteldreiraben.de, DZ/F ab 135 €): Über ihren Fußballverein spotten die Nürnberger übrigens, der werde von einer Fahrstuhlfirma gesponsert, so oft wie er schon auf- und abgestiegen sei.

GEO SAISON Nr. 11/2016 - Ferien wie bei Freunden

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