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Nackt wandern Deutschland: Nacktwandern in den Bergen

Den Rucksack schultern und nackt über Stock und Stein - das zelebrieren FKK-Anhänger in ganz Deutschland. Warum Nacktwandern so besonders ist, erklärt der passionierte Anhänger Horst Kehm im Interview
Nackt wandern: Nacktwanderer auf Tour
Nacktwanderer auf Tour
© Horst Kehm

Sie sind bekennender Nacktwanderer – was ist der besondere Reiz daran?

Bei mir ist es zur Lebenseinstellung geworden. Dazu gekommen bin ich durch das Nacktbaden, was ich sehr gerne mag. Letztlich ist das Wandern so wie Nacktbaden, nur eben nicht im Badesee, sondern draußen in der Natur. Und ich wandere einfach gerne, und dachte mir dann, warum nicht das eine mit dem anderen verbinden.

Macht es einen großen Unterschied, ob man nun bekleidet wandert oder nackt?

Die wärmenden Sonnenstrahlen und der kühle Wind, die Frische im Wald nimmt man einfach viel intensiver wahr. Eine gute Möglichkeit, die Natur auf unmittelbare Art und Weise zu erleben. Wer einmal nackt baden war, der will auch nie wieder mit Badehose ins Wasser gehen. Es werden einfach mehr Sinne angesprochen. Wenn man bekleidet wandert, dann schwitzt man zum Beispiel leicht und kühlt schnell aus. Wenn man nackt ist, passiert das nicht. Der gesamte Körper reguliert sich selbst gut bei warmer oder eben auch bei kühler Witterung.

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Kleidung, die auf die Bedürfnisse von Sportlern ausgerichtet ist, etwa schnell trocknet. Ist das keine Alternative?

Nein. Ich möchte dieses Gefühl der Nacktheit nicht mehr missen. Und wenn man mal unterwegs etwa in einen See springen möchte, macht man das einfach und ist ganz schnell wieder trocken.

Wie viele Leute sind eigentlich bei solchen Wanderungen dabei?

Die größte Gruppe hatten wir an Pfingsten, da waren wir 50 Leute. Im Schnitt besteht die Gruppe jedoch aus 15 Leuten, meist eine eingeschworene Truppe, aber es kommen häufig auch neue Leute dazu. Früher fanden drei, vier Wanderungen im Jahr statt, heute sind es manchmal zwei Aktivitäten an einem Wochenende. Die meisten Teilnehmer sind so zwischen 40 bis 50 Jahre alt. Aber es wandern auch Jüngere und Kinder mit.

Mal ganz praktisch nachgefragt: Scheuert man sich nicht den Rücken mit dem Rucksack auf?

Ich habe einen recht rückenfreundlichen Rucksack. Da scheuert man sich nichts auf. Ich habe mir extra einen ausgesucht, der nicht direkt am Rücken anliegt. Ohne Rucksack geht es leider nicht, man braucht schon ein wenig Proviant.

Nackt wandern: Passionierter Nacktwanderer: Horst Kehm
Passionierter Nacktwanderer: Horst Kehm
© Horst Kehm

Was macht man, wenn es plötzlich wie aus Eimern regnet. Hat man so etwas wie eine Notfalljacke dabei?

Es kommt auf die Jahreszeit an. Im Sommer kann es ganz angenehm sein, mal einen Gewitterschauer abzubekommen. Und grundsätzlich haben wir natürlich immer Kleidung im Gepäck, falls man später einkehren will. Ab September ist auch eine Regenjacke dabei.

Wann ziehen Sie sich denn an, fünf Minuten bevor Sie auf einer Hütte ankommen, oder eine Minute vorher?

Das können mal 100 Meter vorher sein, mal 50 Meter, das kommt auf das Gelände an. Und wie stark die Umgebung frequentiert ist. Wenn ein Restaurant etwa im Ort liegt, dann ziehen wir uns vorher auf einem Parkplatz um und gehen dann weiter.

So alltäglich ist die Begegnung mit nackten, wandernden Menschen ja nicht – wie reagiert man auf Sie?

Grundsätzlich ist es so, dass wir auf wenig frequentierten Wegen laufen. Und wenn man wirklich mal andere Wanderer trifft, sind es erstaunte, überraschte Reaktionen, aber durchweg positiv. Dann ergibt sich schon manchmal das ein oder andere nette Gespräch mit anderen Wanderern.

Und das ein oder andere nicht so nette?

Das war vielleicht vor sechs bis sieben Jahren der Fall. Aber es ist so, dass sich die Gesellschaft seitdem sehr verändert hat. Eigentlich ist es eher nett. Und die Leute, die man unterwegs trifft, sind in aller Regel Menschen, die die Natur schätzen und gerne draußen sind. Die haben dann auch mehr Verständnis für uns.

Langsam werden die Temperaturen empfindlich kühl. Wann ist denn Ihre Schmerzgrenze erreicht?

Im Oktober hat man oft eine stabile Wetterlage, da kann man bei 15 Grad noch unbeschwert nackt wandern. Wir machen dann einfach weniger lange Picknicks, aber wandern kann man auf jeden Fall.

Werden Sie eigentlich manchmal belächelt?

Das kann ich nicht so sagen. Ich glaube eher, dass mancher auch gerne nackt wandern würde, aber vielen fehlt einfach der Mut.

Infos über das Nacktwandern

Unter www.nacktwandern.de finden Sie weitere Informationen über die FKK-Wanderergruppe. Interessierte finden hier auch Termine und können Kontakt zu den Veranstaltern aufnehmen. Die Touren finden beispielsweise im Pfälzer Wald, Harz, Taunus, Bayern und im Thüringer Wald statt. Den Ursprung fanden die Wanderungen im Rothaargebirge.

In diesem Blog wird ebenfalls über die Erfahrungen beim Nacktwandern berichtet.

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