Vogel des Jahres Das Rebhuhn: Ein Symboltier für artenreiche Agrarlandschaften

Einst fand das Rebhuhn (Perdix perdix) in unserer Kulturlandschaft ideale Bedingungen vor. Heute fehlen ihm Nahrung und Rückzugsorte
Einst fand das Rebhuhn (Perdix perdix) in unserer Kulturlandschaft ideale Bedingungen vor. Heute fehlen ihm Nahrung und Rückzugsorte
© drakuliren / Adobe Stock
Das Rebhuhn gilt an vielen Orten in Deutschland als bedroht. Nun ist es zum Vogel des Jahres gekürt worden. Abgestimmt haben so viele Menschen wie noch nie

Orange-brauner Kopf und graue Brust: Das örtlich vom Aussterben bedrohte Rebhuhn ist zum Vogel des Jahres 2026 gewählt worden. Insgesamt habe sich eine Rekordzahl von 184.044 Menschen an der bundesweiten Online-Abstimmung beteiligt, teilten der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit. Hinter dem Rebhuhn kamen die Amsel, die Waldohreule, die Schleiereule und der Zwergtaucher auf die nächsten Plätze. 

Rebhuhnbestand stark eingebrochen

"Mit dem Rebhuhn ist ein stark bedrohter Vogel gewählt worden", sagte Martin Rümmler, Vogelschutzexperte beim NABU. Europaweit ist der Bestand seit 1980 um mehr als 90 Prozent eingebrochen. Bereits 1991 wurde das Rebhuhn wegen des damals starken Rückgangs zum Vogel des Jahres gekürt. 

Dabei profitierte es einst von unserer Kulturlandschaft, denn hier entstanden ideale Bedingungen, die dem natürlichen Lebensraum des Rebhuhns ähnelten. Ursprünglich in Steppen und Heidelandschaften zu Hause, ist das Rebhuhn auf offene, aber strukturreiche Landschaften angewiesen. An Feld- und Wegrändern wuchsen Gräser, Wildkräuter, kleine Gebüsche und Hecken. Auch auf parzellierten, abwechslungsreich bebauten Äckern fanden die Hühnervögel noch in den 1950er-Jahren Deckung, Schutz vor der Witterung sowie Insekten als Nahrung für ihre Jungen – etwa zwischen Kartoffeln, Zuckerrüben und Futterklee. Heute sind solche Felder zu einer Seltenheit geworden. Durch den Einsatz von Pestiziden sind kaum mehr Insekten zu finden, und in hektarweiten Monokulturen aus Mais, Raps oder Weizen fehlen überlebenswichtige Strukturen.

Rebhühner fressen an Distel
Der Speiseplan des Rebhuhns ist abwechslungsreich: Während die Jungtiere viel tierisches Protein in Form von Insekten, Spinnen und Weichtieren benötigen, ernähren sich erwachsene Tiere zumeist vegetarisch, zum Beispiel von Wildkräutersamen, Blattspitzen, Knospen, Beeren und Getreidekörnern
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Es fehlt an geschützten Nistplätzen

Auch auf den meisten Wiesen findet das Rebhuhn keine idealen Bedingungen vor. In der Regel brüten die Hennen einmal im Jahr. Frühe Gelegeverluste können die Tiere mit einer zweiten Brut kompensieren. Allerdings finden zahlreiche maschinelle Bearbeitungsgänge während der Brutzeit statt, zum Beispiel die Mahd von Grünland. Dabei geraten nicht nur Gelege sondern auch ausgewachsene Tiere unters Messer.

Das Brutgeschehen findet am Boden statt, wodurch Gelege und Küken für Fuchs und Co. eine leichte Beute darstellen können. Wenn möglich, legt die Henne jedoch ein Nest in dichter Deckung an, wo es schwer zu finden ist. Über mehr als vier Wochen hinweg legt sie etwa jeden zweiten Tag ein Ei, sodass sich im Schnitt 15 Eier im Gelege befinden. Erst dann beginnt sie zu brüten. Die Jungen schlüpfen zwischen Juli und August. Schon wenige Wochen später können sie kurze Strecken fliegen. Die Rebhuhnfamilie, auch Volk genannt, bleibt bis zum nächsten Frühjahr zusammen, manchmal überwintern sogar mehrere Familien gemeinsam.

Rebhuhn-Familie im Schnee
Rebhühner sind Standvögel, die hierzulande in Gruppen überwintern. Liegt viel Schnee, graben sie Höhlen hinein und verbringen dort die meiste Zeit des Tages
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Kurze Flügel, flinke Beine, markanter Ruf

Fressfeinde haben in allzu aufgeräumten Landschaften leichtes Spiel, denn das Rebhuhn ist kaum in der Lage, zu fliehen. Lieber geht es dem Kontakt aus dem Weg, indem es ein sicheres Versteck aufsucht oder sich flach auf den Boden drückt. Mit seinen kurzen Flügeln ist das Rebhuhn ein Kurzstreckenflieger und ein Laufvogel. Wenn nötig, kann es schnell laufen. Droht unausweichliche Gefahr, hebt es nicht sehr weit vom Boden ab und flattert zur nächstbesten Deckung.

Namensgebend sind die lauten Alarmrufe ("repreprep"), mit denen aufgeschreckte Vögel auf Gefahren reagieren. Im Frühling stoßen männliche Tiere am frühen Morgen und am späten Abend einen markanten Revierruf aus ("girr-häää"). Mit dem Balzruf ("grriweck") locken sie darüber hinaus Hennen an. Ähnlich klingt es, wenn Henne und Hahn im Herbst ihre Jungen sammeln. Den Ruf des Rebhuhns können Sie im Artenporträt vom LBV hören.

Rebhuhn: Bekannt für seine markanten Rufe
Als Hühnervögel sind Rebhühner äußerst ruffreudig
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Steckbrief: Das Rebhuhn auf einen Blick

  • Art: Rebhuhn (Perdix perdix)
  • Gattung: Rebhühner (Perdix)
  • Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
  • Größe: ca. 30 cm
  • Gewicht: ca. 300 bis 450 g
  • Lebensraum: Steppen, Heidelandschaften, Kulturlandschaften
  • Nahrung: Insekten, Spinnen, Gräser, Kräuter, Samen, Kerne, Knospen, Blätter
  • Nistplätze: am Boden
  • Brutzeit: Mai bis August
  • Zugverhalten: Standvogel
  • Merkmale: kompakter Körper, kurzer Stoß, kurze Flügel, rostroter Kopf, grauer Brust- und Rückenbereich, graubraune Flügeldecken, dunkelbrauner Brustfleck
  • Feinde: Fuchs, Dachs, Marder, Greifvögel
  • Verwechslungsgefahr: Wachteln oder Fasane

Für Felder voller Leben

Das Rebhuhn steht laut NABU symbolisch für eine artenreiche Agrarlandschaft. Diese mithilfe von Extensivierungsmaßnahmen zu fördern, sei für den Schutz des Vogels unumgänglich. Entsprechende Schutzprojekte gibt es bereits: So ist die Deutsche Wildtierstiftung gemeinsam mit der Universität Göttingen am internationalen Rebhuhn-Projekt PARTRIDGE beteiligt.

mit dpa