Wer große Säugetiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten möchte, muss dafür heute am besten nach Afrika reisen. Ganz anders sähe es aus, wenn sich der Homo sapiens nicht ausgebreitet hätte. Auf einer Erde ohne Menschen würden in Nordeuropa nicht nur Elche und Wölfe leben, sondern auch Elefanten und sogar Nashörner. Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher Jens-Christian Svenning und Soren Faurby von der Universität Aarhus.
"Nordeuropa ist längst nicht der einzige Ort, an dem der Menschen die Vielfalt der Säugetiere dezimiert hat – es ist ein weltweites Phänomen", so Svenning. "An den meisten Orten gibt es ein großes Defizit in der Artenvielfalt der Säugetiere verglichen mit der, die es eigentlich von Natur aus dort geben müsste".
Der Studie zufolge seien nicht Klima- oder Umwelteinflüsse für den Artenreichtum Afrikas verantwortlich, sondern die Tatsache, dass dort viele Lebensräume für diese Tiere erhalten geblieben sind. "Afrika ist heute nicht deshalb so artenreich, weil es das von Natur aus war, sondern weil es einer der wenigen Orte auf der Erde ist, an dem die menschlichen Aktivitäten die großen Tiere noch nicht ausgelöscht haben", sagt Faurby.
Dies sei auch der Grund, weshalb viele Großsäuger heute häufig nur noch in den Bergen vorkommen. "Ein Beispiel in Europa ist der Braunbär", so Faurby. "Er lebt heute fast nur noch in den Gebirgsregionen, weil er in den zugänglicheren und meist dicht bevölkerten Flachlandgebieten ausgerottet wurde."