Rund zehn Meter war die Flügelspannweite des Quetzalcoatlus - aber konnte ein derart riesiger Flugsaurier überhaupt abheben? Das ist seit jeher umstritten. Forschende stellen nun die Hypothese auf, dass die Giganten womöglich mindestens drei Meter in die Höhe sprangen, um dann flügelschlagend abzuheben. Darauf deute die Analyse von Knochen des gigantischen Quetzalcoatlus northropi sowie verwandter Arten hin, berichten die US-Wissenschaftler in mehreren Beiträgen im "Journal of Vertebrate Paleontology".
Zweifel daran, dass Saurier dieser Gruppe überhaupt abhoben, haben die Forschenden nicht: "Pterosaurier haben riesige Brustbeine, an denen die Flugmuskeln ansetzen, so dass es keinen Zweifel daran gibt, dass sie hervorragende Flieger waren", sagte Mitautor Kevin Padian, emeritierter Professor und emeritierter Kurator an der University of California in Berkeley.
Zum Quetzalcoatlus hat die Wissenschaft verschiedene Theorien
Zu den bisherigen Hypothesen, wie Quetzalcoatlus northropi abheben konnte, gehört, dass er ähnliche einem Albatros zunächst durch Laufen und Flattern die nötige Geschwindigkeit aufbaute. Andere Wissenschaftler gehen davon aus, dass Tiere dieser nach verschiedenen Schätzungen 70 bis 250 Kilogramm schweren Art ähnlich wie bestimmte Fledertiere auf Vorder- und Hintergliedmaßen stehend in die Lüfte starteten.
Ein zweibeiniger Start nur mit Hilfe der Hintergliedmaßen erscheine plausibel, heißt es nun von Padians Team. Das Verhältnis von Hintergliedmaßen zu Rumpflänge sei bei Quetzalcoatlus northropi verglichen mit allen anderen bekannten Pterosauriern am größten. Vorstellbar bleibe aber auch ein Start im Laufen oder ein vierfüßiges Abheben. Ein großer Teil des Gewichts habe jedenfalls auf die Flugmuskulatur entfallen müssen, erläutern die Forschenden auch: 14 Kilogramm bei 70 Kilogramm Gewicht, 50 Kilogramm bei 250 Kilogramm Gewicht.
Die Forschenden hatten alle bestätigten und vermuteten Quetzalcoatlus-Knochen sowie andere Pterosaurier-Fossilien aus dem sogenannten Big Bend untersucht, einer Region am Rio Grande im Südwesten von Texas. Dabei machte das Team um Matthew Brown von der University of Texas in Austin auch zwei bisher unbekannte Pterosaurier-Arten ausfindig, darunter einen kleineren Quetzalcoatlus-Verwandten mit einer Flügelspannweite von etwa fünf Metern. Dieser erhielt den Fachnamen Quetzalcoatlus lawsoni - zu Ehren von Douglas Lawson, der im Jahr 1971 als Student den ersten Quetzalcoatlus northropi entdeckt hatte.
Während von der großen Art nur etwa ein Dutzend Knochen bekannt sind, gibt es von der kleineren hunderte Fossilien. Die Forschenden rekonstruierten deshalb zunächst ein fast vollständiges Skelett der kleineren Art und untersuchten, wie sich die Tiere wohl bewegten und wie sie flogen. Diese Erkenntnisse übertrugen sie dann auf den riesigen Verwandten - das größte bekannte wohl flugfähige Tier, das jemals auf der Erde lebte.
Beide Quetzalcoatlus-Arten lebten den Analysen zufolge vor etwa 70 Millionen Jahren, als die Region des Big Bend noch ein immergrüner Wald war, und nicht die heutige Wüste. Forscher um Thomas Lehman von der Texas Tech University vermuten, dass die größere Spezies wie heutige Reiher gelebt haben könnte, die allein an Flüssen und anderen Wasserflächen jagen. Tiere der kleineren Art könnten sich demnach in Gruppen an Seen zusammengefunden haben. Beide Arten hätten mit ihren langen, zahnlosen Kiefern womöglich Krebse, Würmer und Muscheln aus Fluss- und Seeböden herausgesiebt.