Tausende Kilometer weit paddelten sie von kleineren Inseln Polynesiens aus über den Pazifik, in großen, hochseetauglichen Kanus. Und auch in der neuen Heimat zeigten sich die ersten Bewohner Neuseelands hartnäckig: Noch keine 2000 Menschen waren sie – und brauchten doch nur etwa 120 Jahre, um den Moa auszulöschen, einen der größten Vögel, die jemals lebten. In früheren Studien hatten der Biologe Richard Holdaway und sein Team von der University of Canterbury in Christchurch bereits herausgefunden, dass der bis zu 3,60 Meter große und 250 Kilogramm schwere Riesenvogel, dem im Laufe der Evolution die Flügel abhanden gekommen waren, einst in deutlich kürzerer Zeit ausstarb als gedacht.
Die Population zum Zeitpunkt der Inselbesiedlung: 58.000 Moas
Um das zu verstehen, rekonstruierten die Forscher nun die Besiedlung Neuseelands und kamen zu drei Ergebnissen: 1. Die Polynesier siedelten spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts (das bewiesen archäologische Funde auf der Südinsel). 2. Zu Beginn können es nicht mehr als 400 Siedler gewesen sein (das zeigten Analysen der Gene heute lebender Maori, der Nachfahren der Polynesier). 3. Innerhalb der ersten 120 Jahre kann die Bevölkerung auf höchstens 2000 Menschen angewachsen sein (dafür rechneten die Forscher in einer Simulation das Bevölkerungswachstum rückwärts). Zu Fuß, mit Speeren bewaffnet, töteten diese 400 bis 2000 Polynesier alle Moas, deren Population zum Zeitpunkt der Inselbesiedlung auf 58 000 geschätzt wird. Höchstens fünf Moa-Generationen dauerte das – viel zu kurz, als dass die Tiere Überlebensstrategien hätten entwickeln können. Diese neuen Erkenntnisse bringen den Menschen abermals als Haupttäter beim Aussterben auch einer anderen Megafauna ins Spiel: der Mammute.