Ganz Europa hat in diesem Sommer eine Dürre erlebt, wie sie seit 500 Jahren nicht vorgekommen ist. Auch in Deutschland gehen Monate der Trockenheit zu Ende, ergiebigere Regenfälle sind in Sicht. Doch noch bietet der Wald vielerorts einen traurigen Anblick. Das Laub mancher Bäume ist schon am Ende des Sommers braun, manche haben ihre Blätter ganz abgeworfen.
Wie steht es um die Bäume? Und wie werden sie sich erholen? Diesen Fragen geht Deutschlands bekanntester Förster, Peter Wohlleben, in der neuen Folge seines Podcasts "Peter und der Wald" nach.
Heimische Baumarten im Vorteil
Alte Laubwälder mit heimischen Baumarten, so Wohlleben, seien erstaunlich gut durch den trockenen Sommer gekommen. Gründe dafür gibt es viele: Zum einen kann alter Laubwald sich im Vergleich zu einer Kiefernplantage um acht Grad Celsius stärker herunterkühlen. Er bildet mehr Schatten und wächst auf humusreichem Boden, der viel Wasser speichern kann.
Hinzu komme, so Wohlleben, dass Bäume lernen. In der Eifel hätten viele Bäume in den Dürrejahren 2018, 2019 und 2020 schon Anfang August ihre Blätter abgeworfen – ein deutliches Zeichen für extremen Trockenstress. "In diesem Jahr ist das anders", sagt Wohlleben.
"Bäume können lernen, ihr Wassermanagement zu ändern. Sie treten dann früh auf die Bremse und teilen sich das verfügbare Wasser besser ein." – Ein Verhalten, dass die Bäume für den Rest ihres Lebens beibehalten.
Entscheidend sei in jedem Fall, wie stark die Forstwirtschaft eingreift, wie viele Bäume gefällt werden. Selbst alte Laubwälder hätten teilweise nur noch 10 bis 20 Prozent der Biomasse eines natürlichen alten Laubwaldes, seien also stark ausgedünnt. "Da kommt Sonne rein, da kommt Wind rein. Die Bäume geraten in Stress." Zudem verdichten tonnenschwere Maschinen den Boden so, dass er kaum noch Wasser speichern kann.
Buchen und Eichen haben den trockenen Sommer "ganz gut" überstanden, so Wohlleben – auch die ältesten Eichen Deutschlands, die rund 1000 Jahre alten Ivenacker Eichen in Mecklenburg.
Die Zitterpappeln beeindrucken Wohlleben besonders durch ihre Vitalität. Schon sechs Wochen nach einem Waldbrand stehen sie schon wieder einen halben Meter hoch, berichtet Wohlleben.
Die Vogelbeere hat es lange gut ausgehalten, aber ganz zum Schluss der Dürreperiode seien doch viele vertrocknet.
Sorgen macht sich Peter Wohlleben um die Birke. Sie kommt eigentlich mit Trockenheit zurecht, "schwächelt aber massiv". Birken seien teilweise sehr schlecht durch den Sommer gekommen – oder sogar abgestorben.
Rosskastanien leiden schon seit Jahren unter der Kastanien-Miniermotte, deren Raupe die Blätter befällt. Wenn dann noch Trockenheit dazukommt, so Wohlleben, sieht sie besonders schlecht aus – und wirft schon früh im Jahre ihre Blätter ab.
Je weiter weg vom heimischen Ökosystem, so Wohlleben, desto schlechter seien die Baumarten durch den Sommer gekommen. Die Fichte etwa liebt Kälte und kurze Vegetationszeiten. Hohe Temperaturen und Trockenheit setzen ihr im Flachland weiter zu. Und geschwächte Bäume sind dem Borkenkäfer ausgeliefert.
Auch die Douglasie, oft als Ersatz für die Fichte gehandelt, "schwächelt massiv", sagt Wohlleben. Sie stammt aus den Kaltregenwäldern im pazifischen Nordosten Nordamerikas.
Bäume können auch im Herbst noch Nährstoffe sammeln
Doch auch, wenn die Dürre vielen Bäumen zugesetzt hat: "Bäume, die ihr Laub noch nicht abgeworfen haben, können jetzt hintenraus noch mal richtig Gas geben", sagt Wohlleben. Seine Prognose: Wo es nicht genug geregnet hat, werden die Bäume ihre Blätter besonders lange behalten, um durch Photosynthese Nährstoffvorräte für den Baum anzulegen.
Das Resümee des Försters: Nicht die Dürre ist das eigentliche Problem. "Der trockene Sommer zeigt nur Defizite auf in der Art, wie wir unsere Wälder behandeln."