Am kommenden Samstag werden wieder Zehntausende in den Straßen Berlins für eine andere Landwirtschaft protestieren. Der Anlass, wie jedes Jahr: die Grüne Woche, die Leistungsschau der modernen Agrarwirtschaft. Nicht nur Tierschützer, sondern auch Klimaschützer werden für eine bessere Tierhaltung und eine klimaschonendere Landwirtschaft demonstrieren. Denn die Bio-Landwirtschaft führt bislang noch ein Nischendasein, laut Greenpeace tierquälerische Haltungsbedingungen wie etwa die Kastenstandhaltung bei Muttersauen sind weiterhin die Regel. Zudem ist die Landwirtschaft mit mehr als sieben Prozent an den Emissionen in Deutschland beteiligt.
Gleichzeitig machen immer mehr Bauern und Tierzüchter mobil – weil sie durch höhere Tierschutz- und Umweltstandards ihre Existenz gefährdet sehen.
Dass alle drei Ziele – ein besserer Tier- und Klimaschutz und die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft – vereinbar sind, zeigt jetzt eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace.
Lenkungswirkung durch Abgaben und Steuern
Der Lösungsansatz ist im Wesentlichen eine Steuerreform: Fleisch, so die Experten, soll demnach teurer werden – um maximal 50 Cent pro Kilogramm, die als "Tierwohlabgabe" direkt in die Verbesserung der Haltungsbedingungen fließen soll. Klima- und umweltschädliche Subventionen könnten gestoppt werden, wenn zugleich der Mehrwertsteuersatz erhöht wird, so die Autoren der Studie. Schon früher hatten Umweltverbände gefordert, auf Fleisch nicht den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent für Grundnahrungsmittel, sondern die üblichen 19 Prozent zu erheben.
Auf einen durchschnittlichen Haushalt könnte so eine zusätzliche Belastung von maximal zehn Euro im Monat zukommen. Der tatsächlichen Mehrausgaben hängen allerdings vom Fleischkonsum ab. Wer wenig oder gar kein Fleisch isst, würde von der neuen Preisgestaltung sogar profitieren: Denn parallel soll der Steuersatz für pflanzliche Nahrungsmittel sinken.
Laut den Autoren der Studie ist das Klimapotenzial enorm: Tierwohlabgabe und Steuerreform zusammen könnten jährlich rund 8,8 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht dem Ausstoß von 3,5 Millionen PKW. Und mit den Einnahmen von rund vier Milliarden Euro jährlich aus der Tierwohlabgabe könnte der Bund die Landwirte beim Umbau ihrer Ställe unterstützen.
"Wenn wir als Gesellschaft ein schnelles Ende der quälerischen Tierhaltung wollen, müssen wir Landwirte, die in mehr Tierwohl investieren wollen, mit öffentlichen Mitteln unterstützen", sagt Martin Hofstetter, Agrarexperte bei Greenpeace, in einer Presseerklärung.