Anzeige
Anzeige

Israel Die Wurzeln des Nahost-Konflikts

Mit der zionistischen Einwanderung nach Palästina im späten 19. Jahrhundert beginnt die Auseinandersetzung zwischen Juden und Arabern um den Besitz des Gelobten Landes. Sie dauert bis heute an

Palästina ist ein schmales Land: Der Küstenstreifen mit seinem Korridor zum Roten Meer ist kaum irgendwo mehr als 100 Kilometer breit und besteht zu rund 50 Prozent aus unbewohnbarer Wüste - mittendrin die heiligsten Stätten der Weltreligionen. Und das ist der Kern des Problems. Denn zwei Völker beanspruchen dieses kleine Territorium für sich. Juden und Araber.

Israel 1914
Seit dem 16. Jahrhundert gehört Palästina zum Osmanischen Reich. Auch Ägypten ist formal bis zum Ersten Weltkrieg im Besitz des türkischen Sultans, de facto aber unter der Kontrolle Großbritanniens. London hat das Land 1882 besetzt und 1914 zum Protektorat erklärt. Das Interesse der Briten gilt vor allem der Sicherung des Suezkanals, der Seeverbindung nach Indien
© GEO EPOCHE/Stefanie Peters

Für die einen ist es die verlorene Heimat: das Land der Bibel, Gottesgeschenk und Sehnsuchtsort, dem auch in Zeiten der Diaspora stets die Gebete der Juden galten. Für die anderen ist es die seit Jahrhunderten bewohnte Heimat.

Bis ins späte 19. Jahrhundert leben nur wenige Juden im Gelobten Land. Doch immer neu aufflammender Antisemitismus bedroht die Gemeinden in Europa. Und so entwickelt der Wiener Journalist Theodor Herzl um 1900 einen Plan: Nur in einem eigenen Staat könnten die Juden in Sicherheit leben - und zwar in Palästina, zu jener Zeit noch Teil des Osmanischen Reiches. Diese "zionistische" Idee bewegt bald Tausende Juden zur Auswanderung in den Nahen Osten.

Nach 1918 wird die Immigration zu einem breiten Strom. Denn die Briten haben im Ersten Weltkrieg den Juden eine neue Heimat in Palästina versprochen - allerdings zugleich den Arabern, Verbündeten im Kampf gegen die Osmanen, ein eigenes Reich in Aussicht gestellt, das die Region einschließt.

1920 übergibt eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs Großbritannien das Mandat über Palästina (das vom Völkerbund, der UN-Vorläuferorganisation, 1922 bestätigt wird).

Israel 1923
Im Auftrag der Völkergemeinschaft übernimmt Großbritannien nach dem Ersten Weltkrieg die Verwaltung Palästinas und des späteren Transjordaniens; Frankreich bekommt das Mandat über Syrien und den Libanon. Schnell brechen in Palästina Unruhen zwischen Juden und Arabern aus – die die Briten immer weniger kontrollieren können
© GEO EPOCHE/Stefanie Peters

Nun kommen mehr und mehr jüdische Einwanderer ins Land. Die Araber fühlen sich getäuscht. 1936 erheben sie sich gegen Briten und Juden. 1947 beschließt die UN-Vollversammlung, das Land zwischen Arabern und Juden aufzuteilen; die überforderten Briten ziehen sich zurück. Doch nur die Juden stimmen dem Plan zu; am 14. Mai 1948 gründen sie den Staat Israel. Die Führer der Araber indes lehnen die Teilung ab - und setzen ihre Armeen gegen die neue Nation in Marsch.

Israel übersteht den Angriff, geht selber zur Attacke über und kann sein Territorium bis 1949 erheblich ausdehnen. Ein weiterer Waffengang bringt noch größere Gebietsgewinne.

Israel 1949
Am 14. Mai 1948 ruft David Ben Gurion den Staat Israel aus. Der neuen Nation sind von der Uno rund 55 Prozent des palästinischen Territoriums zugesprochen worden – obwohl die arabische Bevölkerung fast doppelt so groß ist wie die jüdische. Im arabischisraelischen Krieg 1948/49 besetzen die Israelis weitere Gebiete
© GEO EPOCHE

Denn im Sechstagekrieg von 1967 besetzen israelische Truppen Sinai und Gazastreifen, die Golanhöhen, das Westjordanland sowie ganz Jerusalem. Außer der Sinaihalbinsel (die an Ägypten zurückgegeben wird) sind es diese Gebiete, die bis heute zwischen Juden und Arabern umstritten sind.

Israel
Der Sechstagekrieg von 1967 bringt große Veränderungen: Unter anderem besetzt Israel den Sinai, die Golanhöhen, den Gazastreifen und das Westjordanland. Die Gebiete dienen fortan als Pufferzone. Zudem wird dort später gezielt jüdische Bevölkerung angesiedelt – auch um die biblischen Landschaften zurückzugewinnen dersetzung zwischen Juden und Arabern um den Besitz des Gelobten Landes. Sie dauert bis heute an
© GEO EPOCHE/Stefanie Peters

Das Westjordanland im Detail

Der Siedlungsbau im Westjordanland zählt seit Jahrzehnten zu den größten Streitpunkten zwischen Palästinensern und Israelis. Die ersten Siedlungen im palästinensischen Westjordanland entstanden direkt nach dem Sechstagekrieg 1967. Seither zerfällt das Gebiet in winzige Areale.

Westjordanland
Die A-Zone wird von Palästinensern allein verwaltet. B-Gebiete stehen unter israelisch-palästinensischer Gemeinschaftsverwaltung. Die C-Gebiete, in denen israelische Siedlungen liegen, werden von Israel kontrolliert. Einen Teil der Grenze hat Israel mit Mauern befestigt (rote Linie), die weit über die „Grüne Linie“ hinaus ins Palästinenserland reichen. Die Grüne Linie markiert seit dem Sechstagekrieg 1967 die offizielle Grenze zwischen Israel und den besetzten Gebieten.
© GEO (Quelle: UNO
GEO EPOCHE Nr. 61 - 06/13 - Israel

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel