Palästina ist ein schmales Land: Der Küstenstreifen mit seinem Korridor zum Roten Meer ist kaum irgendwo mehr als 100 Kilometer breit und besteht zu rund 50 Prozent aus unbewohnbarer Wüste - mittendrin die heiligsten Stätten der Weltreligionen. Und das ist der Kern des Problems. Denn zwei Völker beanspruchen dieses kleine Territorium für sich. Juden und Araber.
Für die einen ist es die verlorene Heimat: das Land der Bibel, Gottesgeschenk und Sehnsuchtsort, dem auch in Zeiten der Diaspora stets die Gebete der Juden galten. Für die anderen ist es die seit Jahrhunderten bewohnte Heimat.
Bis ins späte 19. Jahrhundert leben nur wenige Juden im Gelobten Land. Doch immer neu aufflammender Antisemitismus bedroht die Gemeinden in Europa. Und so entwickelt der Wiener Journalist Theodor Herzl um 1900 einen Plan: Nur in einem eigenen Staat könnten die Juden in Sicherheit leben - und zwar in Palästina, zu jener Zeit noch Teil des Osmanischen Reiches. Diese "zionistische" Idee bewegt bald Tausende Juden zur Auswanderung in den Nahen Osten.
Nach 1918 wird die Immigration zu einem breiten Strom. Denn die Briten haben im Ersten Weltkrieg den Juden eine neue Heimat in Palästina versprochen - allerdings zugleich den Arabern, Verbündeten im Kampf gegen die Osmanen, ein eigenes Reich in Aussicht gestellt, das die Region einschließt.
1920 übergibt eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs Großbritannien das Mandat über Palästina (das vom Völkerbund, der UN-Vorläuferorganisation, 1922 bestätigt wird).
Nun kommen mehr und mehr jüdische Einwanderer ins Land. Die Araber fühlen sich getäuscht. 1936 erheben sie sich gegen Briten und Juden. 1947 beschließt die UN-Vollversammlung, das Land zwischen Arabern und Juden aufzuteilen; die überforderten Briten ziehen sich zurück. Doch nur die Juden stimmen dem Plan zu; am 14. Mai 1948 gründen sie den Staat Israel. Die Führer der Araber indes lehnen die Teilung ab - und setzen ihre Armeen gegen die neue Nation in Marsch.
Israel übersteht den Angriff, geht selber zur Attacke über und kann sein Territorium bis 1949 erheblich ausdehnen. Ein weiterer Waffengang bringt noch größere Gebietsgewinne.
Denn im Sechstagekrieg von 1967 besetzen israelische Truppen Sinai und Gazastreifen, die Golanhöhen, das Westjordanland sowie ganz Jerusalem. Außer der Sinaihalbinsel (die an Ägypten zurückgegeben wird) sind es diese Gebiete, die bis heute zwischen Juden und Arabern umstritten sind.
Das Westjordanland im Detail
Der Siedlungsbau im Westjordanland zählt seit Jahrzehnten zu den größten Streitpunkten zwischen Palästinensern und Israelis. Die ersten Siedlungen im palästinensischen Westjordanland entstanden direkt nach dem Sechstagekrieg 1967. Seither zerfällt das Gebiet in winzige Areale.