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Sportpsychologie Erfolg beginnt im Kopf: Wie mentales Training beim Sport beflügelt

Vorstellungen von Bewegungsabläufen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben enormen Einfluss auf den Körper, sagt der Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann. Durch mentales Training lassen sich Leistung und Selbstvertrauen verbessern
Fahrradfahrerin von vorne
Vorstellungskraft kann helfen, auf den letzten Metern Reserven zu aktivieren. Sporttreibenden gelingt es, Selbstvertrauen zu fassen 
© Klaus Vedfelt / Getty Images

GEO: Herr Professor Hermann, was genau ist unter "mentalem Training" zu verstehen?

Prof. Hans-Dieter Hermann: Im Kern geht es dabei um das Durchspielen von Bewegungen und Handlungsabläufen im Kopf, es ist eine Art Vorstellungstraining. Das ist im Prinzip etwas ganz Alltägliches: Wenn ich Sie nach dem Weg frage, dann gehen Sie in etwas komplizierteren Fällen auch erst einmal im Kopf die Strecke durch, um sie mir beschreiben zu können.

Und im Sport?

Bei TV-Übertragungen von Skirennen etwa sehen Sie oft Athleten, die vor ihrem Lauf im Schnee stehen, mit an­gewinkelten Knien, schulterbreit, und mit geschlossenen Augen die Strecke quasi "abfahren", jede Kurve und jeden Sprung nehmen, dabei den Körper leicht bewegen. Diese imaginierte Abfahrt entspricht bei erfahrenen Sportlern oftmals auf die Sekunde genau der realen. Rennrodler und Bobfahrer nutzen diese Technik ebenso wie Skispringer. Man kann Beispiele in fast allen Sportarten finden.

Was erreicht der Sportler damit?

Er automatisiert seine Bewegungsabläufe und kann sich auf Wettkampfsituationen einstellen. Das ermöglicht ihm, die optimale Leistung abzurufen, selbst wenn es zu Störungen kommt, wie bei Skiläufern durch eine Verzögerung beim Start oder bei Tennisspielern vor dem Aufschlag durch Zwischenrufe aus dem Publikum.

Welche Wirkung hat es, wenn Bewegungsabläufe automatisiert sind?

Durch praktisches, aber auch durch mentales Training verinnerlichte Handlungsmuster stärken das Selbstvertrauen der

Erschienen in GEO Wissen 07/2018