Numismatik Diese Münze dürfte es nicht geben – jetzt haben Forschende ihr Rätsel gelöst

Freiheitsgöttin auf Münze
Äußerlich ist die Zehn-Cent-Münze aus Peru kaum von anderen Münzen um 1900 zu unterscheiden. Von der offiziellen Münzanstalt in Lima geprägt wurde sie aber nicht
© Luis Ortega/PUCP
Ein peruanisches Geldstück von 1899 galt lange als ominös, denn in jenem Jahr wurden in Peru derartige Münzen gar nicht hergestellt. Nun haben Forschende in Lima die Münze untersucht – mit einem erstaunlichen Ergebnis

Unscheinbar sieht die Münze aus: Die eine Seite zeigt eine sitzende Frau, die Göttin der Freiheit – die andere das peruanische Wappen. Es handelt sich um ein silberfarbenes Zehn-Cent-Stück, einen Dinero. Durchmesser: 17,95 Millimeter. So weit, so normal. 

Als Prägejahr steht jedoch 1899 auf der Münze – und das ließ Sammler aufhorchen. Denn im Jahr 1899 wurden in Peru überhaupt keine Zehn-Cent-Stücke geprägt. Eigentlich dürfte die Münze also gar nicht existieren. Vor einigen Jahren landete sie in der Sammlung der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru (PUCP) in Lima. Dort haben sich der Chemiker Dr. Luis Ortega und die Doktorandin Fabiola Bravo Hualpa den Dinero genauer angeschaut – und sein Rätsel gelöst.

Die ominöse Münze besteht aus einer Neusilber-Legierung

Die Forschenden beschossen die Münze mit Röntgenstrahlen, die Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal "Heritage Science". Danach besteht der Dinero zum größten Teil aus Kupfer, Zink und Nickel. Diese als Neusilber bekannte Legierung wird etwa für die Herstellung von Essbesteck, Musikinstrumenten und Schmuck verwendet. Die Münzanstalt in Lima dagegen prägte ihre Geldstücke mit einem Silbergehalt von 90 Prozent. 

Handelt es sich also um eine moderne Fälschung? Produziert als vermeintliche Sammler-Rarität? Die weitere Materialanalyse legt einen anderen Schluss nahe. Denn Ortega und Bravo Hualpa konnten Spuren von Eisen, Kobalt und Blei nachweisen – solche Verunreinigungen sprechen dafür, dass die Münze bereits vor vielen Jahrzehnten hergestellt wurde. Spätestens im Jahr 1917, vermuten die Forschenden.

Da Neusilber im Peru jener Zeit kaum verbreitet war, gehen Ortega und Hualpa davon aus, dass die Münze aus Nordamerika oder Mexiko stammt. Dort unterlief den Fälschern jedoch ein Fehler: "Möglicherweise war ihnen nicht bewusst, dass von 1899 keine Dineros existierten", schreiben die Forschenden. Und die Menschen, die die Münze in Peru nutzten, haben dieses Detail wohl schlicht übersehen.

Tatsächlich fiel die Verbreitung der gefälschten Münze in eine Zeit schwerer wirtschaftlicher Turbulenzen: Peru war gebeutelt aus dem sogenannten Salpeterkrieg (1879-1884) hervorgegangen, den es zusammen mit Bolivien gegen Chile geführt und verloren hatte. 

Mit Fälschungen ließen sich wohl reichlich Profite erzielen

Um internationale Kredite zu tilgen, ließ die peruanische Regierung Banknoten mit großen Nennwerten drucken. Dagegen ging die Produktion von Silbermünzen um 90 Prozent zurück. Bald herrschte ein so großer Mangel an Münzen, dass Peruanerinnen und Peruaner schon mit Geldstücken aus Nachbarländern bezahlten – es lohnte sich also, Fälschungen in Umlauf zu bringen.  

Luis Ortega und Fabiola Bravo Hualpa wollen nun weitere gefälschte Dinoros aufspüren. Denn wahrscheinlich ist das von ihnen untersuchte Stück längst nicht die einzige Münze aus einem Jahr, in dem in Peru keine offiziellen 10-Cent-Stücke geprägt wurden.

mop