Obwohl ich evangelisch bin, spreche ich gerade das katholischste aller Gebete: den Rosenkranz. Vaterunser, Glaubensbekenntnis, zehnmal das Ave Maria, stets im Wechsel. Die Nachmittagssonne sickert durch die bleiverglasten Fenster der kleinen Hauskapelle und malt Muster auf den Teppich. Über dem Holzaltar hängt der griechische Buchstabe Tau, daran der gekreuzigte Jesus.
Um mich herum sitzen drei Brüder in braunen Kutten. Brüder im Geiste natürlich, Ordensbrüder, Franziskaner. Den Kopf gesenkt, murmeln sie die alten Verse. Das Ave Maria schenkt mir Ruhe wie ein Mantra, dessen Worte der Meditierende nicht begreifen muss. Im Rhythmus der Verse versinken meine Gedanken, verlieren sich in den gleichmäßigen Sätzen.