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Selbstbewusstsein Die Stärke, die von innen kommt: Was unseren Selbstwert beeinflusst

Manche Menschen lassen sich selbst von großen Herausforderungen nicht verängstigen, widerstehen höchsten Belastungen und ­zer­brechen sogar an schweren Krisen nicht. Was zeichnet sie aus und woraus schöpfen sie ihre Kraft? Forschende ergründen die Quellen unseres Selbstbewusstseins
Innere Stärke, sagen Forschende, kommt aus der Stabilität unseres Selbstbewusstseins 
Innere Stärke, sagen Forschende, kommt aus der Stabilität unseres Selbstbewusstseins 
© mauritius images / Westend61 RF / Florian Küttler

Manchen Menschen scheint das Leben leichter zu fallen als anderen: Mühelos knüpfen sie neue Kontakte, nie haben sie Schwierigkeiten, ihren Standpunkt zu vertreten, von Freunden und Kol­legen erhalten sie ein hohes Maß an Aufmerk­samkeit. Und kommt es mal zu Fehlschlägen, verkraften sie die bes­ser, stellen sich Herausforderungen mit Zuversicht, haben mehr Mut als andere, vertrauen auf ihre Stärken.

All dies, so die gängige Meinung, verdanken sie einer fast unerschütterlichen Gewissheit – einer Überzeugung, die so tief ankert, dass sie alle Zweifel besiegt: dem Glauben an die eigene Per­son, an das eigene Selbst.

Ein hohes Selbstwertgefühl zu haben scheint vielen Menschen heute wie ein Garant für ein besseres Leben, den meisten gilt es als durchweg erstrebenswertes Merkmal. Längst ist ein ganzer Markt um die Arbeit am Ich entstanden: mit der Verheißung, sich unter Zuhilfe­nahme von Ratgeberliteratur und Coaches endlich loszusagen von der Unzufriedenheit, dem Hadern, den Zweifeln. Und den "inneren Kritiker" zu besiegen, das eigene Selbst bedeutend zu stärken.

Auch Psychologen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Thema: Zehn­tausende wissenschaftliche Artikel haben Vertreter des Fachs in den vergangenen Jahrzehnten dazu verfasst. Doch im Gegensatz zu den Versprechen vieler Coaches und Persönlichkeitstrainer zeichnen sie ein zunehmend differenziertes Bild des Selbstwerts.

Erschienen in GEO Wissen Nr. 66 (2019)