Jeder Fünfte ist gefährdet RKI-Studie: Das eigene Herzinfarkt-Risiko wird von vielen drastisch verkannt

Studien zeigen, dass Männer ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als Frauen
Studien zeigen, dass Männer ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als Frauen
© Science Source / Kateryna Kon / mauritius images
Viele Deutsche leben mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall – ohne es zu wissen. Eine neue RKI-Studie zeigt, wie stark die Gefahr unterschätzt wird

Fast jeder fünfte Erwachsene in Deutschland zwischen 35 und 69 Jahren hat ein erhöhtes bis hohes Risiko in den nächsten zehn Jahren erstmals einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Die Hälfte dieser potenziell betroffenen Personen schätzt das eigene Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung allerdings als nahezu nicht vorhanden oder gering ein, wie die Untersuchung "Gesundheit in Deutschland aktuell" des Robert Koch-Instituts (RKI) ergeben hat. Von einem hohen Risiko sprechen die Expertinnen und Experten, wenn die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Ereignisses bei mehr als 10 Prozent liegt, von einem erhöhten Risiko, wenn sie zwischen 7,5 und 10 Prozent liegt.

In die Ergebnisse flossen Daten von rund 3.270 Studienteilnehmenden ein, die am Telefon befragt wurden. Von der Umfrage ausgeschlossen wurden Menschen, die schon mal eine Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Diagnose erhalten haben. Die Interviews fanden zwischen Juni 2022 und Januar 2023 statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten unter anderem Angaben zu Alter, Geschlecht, Ess- und Rauchverhalten, verschiedenen Krankheiten und ihrem Taillenumfang machen. Gefragt wurde zum Beispiel, wie oft sie rotes Fleisch essen und zuckerhaltige Getränke trinken, ob sie eine Diabetes-Diagnose haben oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Eltern oder Geschwistern bekannt sind. 

Diabetes und Adipositas erhöhen das Risiko

Aus den Antworten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe eines Punktesystems das individuelle Risiko berechnet - je höher die Punktzahl, desto höher das Risiko. Wesentliche Risikofaktoren sind Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas sowie Verhaltensweisen wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder körperliche Inaktivität. Studien haben zudem gezeigt, dass Männer ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als Frauen.

Um das eigene Risiko besser einschätzen zu können, empfiehlt das RKI den Online-Selbsttest des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke. Der Test richtet sich an Erwachsene, die bisher keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten. Ziel ist es, das individuelle Risiko zu ermitteln, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Der Online-Fragebogen stellt Fragen zu verschiedenen Risikofaktoren, dessen Berechnungsmodell auf wissenschaftlichen Langzeitstudien (z.B. EPIC-Potsdam-Studie) basiert und in weiteren großen Bevölkerungsstudien überprüft und validiert wurde.

Risikovorsorge ist wichtig

Dazu gibt es auch individuelle Tipps dazu, wie Risiken gesenkt werden können. Dazu zählen eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Rauchverzicht, möglichst wenig bis gar kein Alkoholkonsum, Stressreduktion, ein Körpergewicht im Normalbereich und regelmäßige Bewegung (mindestens 150 Minuten moderates Training pro Woche). Als effektivste Bewegungsformen für die Herzgesundheit gelten Ausdauertraining wie Joggen, Schwimmen oder Nordic Walking und ergänzt dazu moderates Krafttraining, beispielsweise mit Gewichten oder Widerstandsbändern. Ruhige Bewegungsformen wie Yoga, Tai Chi und Qigong fördern zudem Entspannung, reduzieren damit Stress und wirken sich positiv auf den Blutdruck und die Herzfrequenz aus. 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut RKI die Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in Deutschland. Die Verringerung von Risikofaktoren gälten als wichtige Präventionsmaßnahme.

sho