Entzündung Brennen im Mund: Was hilft bei Aphthen?

Frau vor blauem Hintergrund mit schmerzverzerrtem Gesicht hält sich die Hand ans den Mund
Kleine Stelle, großer Schmerz: Aphthen sind in der Regel harmlos, können das Essen und Trinken aber zur Qual machen
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Aphthen sind extrem schmerzhafte, kleine Entzündungen der Mundschleimhaut. Ihre Entstehung ist Medizinern nach wie vor ein Rätsel. Experten geben Tipps, wie sich die Qual lindern lässt

Was sind Aphthen? Und welche Typen gibt es?

Aphthen sind rötlich entzündete Stellen im Mund mit einem weißlichen Belag. Sie können sich an der Innenseite der Wangen oder der Lippen bilden, am Gaumen oder am Zahnfleisch. Oft ist auch die Zunge befallen. Mitunter können Aphthen immer wiederkehren. Schätzungsweise sind 10-15 Prozent der Bevölkerung betroffen. Meistens sind Aphthen harmlos. Aber sie können brennen und schmerzen. Vor allem beim Essen, Trinken, Sprechen oder Zähneputzen verursachen sie mitunter Qualen, die Betroffenen Tränen in die Augen treiben.

Immerhin: "Aphthen heilen in der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen von allein ab", sagt Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Das ist meistens bei kleinen Aphthen der Fall, den sogenannten Minor-Aphthen. Sie haben einen Durchmesser von zwei bis drei Millimetern, selten bis zu zehn Millimetern. Sind sie abgeheilt, hinterlassen sie keine Narben.

Anders ist das bei den größeren Major-Aphthen. Sie werden bis zu drei Zentimeter groß und sind sehr schmerzhaft. Die Heilung dauert mehrere Wochen – und es entstehen oft Narben. Währen der Körper die Infektion bekämpft können die Lymphknoten anschwellen.

Daneben gibt es herpesartige (herpetiforme) Aphthen, die aber eher selten sind. Dabei treten bis zu 100 stecknadelkopfgroße Aphthen im gesamten Mundraum auf. Nach sieben bis zehn Tagen heilen sie wieder ab. Auch wenn das Symptombild einer echten Herpesinfektion ähnelt, werden diese Aphthen NICHT durch eine Herpesinfektion ausgelöst, sind also nicht ansteckend. Den Unterschied zwischen Herpes und herpesartigen Aphthen kann aber nur ein Arzt sicher festellen. Daher sollten Betroffene bis zur Klärung vermeiden, andere womöglich anzustecken. Treten begleitend hohes Fieber oder Jucken im Mund auf, deutet dies auf eine Herpesinfektion hin.

Was ist die Ursache für Aphthen?

Was genau die Ursachen von Aphthen sind, ist laut Christoph Benz wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. "Diskutiert wird, dass etwa Verletzungen der Mundschleimhaut durch die Zahnbürste oder ein Vitaminmangel Aphthen auslösen könnten", sagt der Zahnmediziner. Mögliche Ursachen könnten aber auch allergische Reaktionen oder Stress sein. Mehr zum Thema Mikronährstoffmangel finden Sie im Abschnitt "Was fehlt dem Körper, wenn er Aphthen hat?" Begünstigt werden Aphthen laut Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer oft auch durch Druckstellen von Prothesen oder Zahnspangen – oder durch scharfe Kanten von Zahnfüllungen.

Frauen sind übrigens laut einigen Erhebungen von Aphthen häufiger betroffen als Männer. Bei älteren Menschen treten Aphthen seltener auf als bei jüngeren. "Die Gründe hierfür sind ebenfalls noch unklar", sagt Benz.

Aphten
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Nervige Stellen im Mund: Wie werde ich Aphthen und co. los?

Zum Thema Rauchen gibt es widersprüchliche Ansichten. Die einen sagen, die verhornte Mundschleimhaut von Rauchern schütze vor Aphthen. Andere sind der Meinung, Rauchen verschlechtere die Durchblutung der Schleimhaut und damit die Heilung von bestehenden Aphthen. Studien deuten darauf hin, dass Aphthen bei Nichtrauchern etwas häufiger auftreten und öfter wiederkehren, wenn Menschen mit dem Rauchen aufhören.

Die Einnahme bestimmter Medikamente wie etwa Cortison, das mitunter auch zur Behandlung von Aphthen eingesetzt wird, kann Aphthen ebenfalls verursachen. Hier lohnt sich gegebenenfalls ein Blick in den Beipackzettel. Ob bestimmte Nahrungsmittel Aphthen auslösen, ist umstritten.

Wie bekomme ich Aphthen schnell wieder weg?

Wer Aphthen im Mund bemerkt, kann zunächst versuchen, die Entzündung mithilfe einer Mundspülung in den Griff zu bekommen – etwa mit einer, die hoch dosierte Kamillenextrakte enthält. Ursula Sellerberg zufolge wirken Mundspülungen mit alkoholischen Kamillenextrakten oder einem Kamillenblüten-Aufguss (10 Gramm Kamillenblüten auf 100 Milliliter Wasser) entzündungshemmend. Akute Beschwerden wie Brennen oder Schmerzen reduzieren sie aber kaum. Und: "Normaler Kamillentee ist zu gering dosiert und wird nur wenig Wirkung entfalten", sagt Ursula Sellerberg. 

In der Apotheke gibt es außerdem verschiedene Präparate, die dem Brennen und Schmerzen etwas entgegensetzen können: Gele, Pasten, Salben, Mundsprays oder Lutschtabletten etwa. Ein Tipp der Apothekerin: Vor dem Auftragen von Gelen, Pasten oder Salben die Aphthe mithilfe eines Wattestäbchens trocken tupfen. "So lässt sich die Verweildauer des Wirkstoffs auf der Schleimhaut verlängern", erklärt Ursula Sellerberg. Präparate, die eine Schmerzlinderung versprechen, nimmt man am besten vor den Mahlzeiten ein, damit die Schmerzen während des Kauens erträglich sind. Alle anderen Präparate wenden Betroffene am besten nach dem Essen und Zähneputzen an. "In den ersten 30 Minuten danach sollte möglichst nichts getrunken werden", so Sellerberg. Ansonsten wird das Präparat weggespült und kann nicht gut wirken. Scharfe Gewürze sowie saure Speisen und Getränke sollte man besser meiden, weil sie die Schmerzen verschlimmern. 

Bei starken Beschwerden kann eine Cortison-Zubereitung lindernd wirken. Bevor Betroffene sie zum ersten Mal anwenden, sollten sie mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.

Wann sollte ich mit Aphthen zum Arzt gehen?

Tritt nach 14 Tagen Selbstmedikation keine Besserung auf, ist es Zeit, damit zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin zu gehen. In der Arztpraxis vorbeischauen sollten auch alle, die öfter als dreimal im Jahr mit Aphthen zu tun haben. Die Hausärztin, der Dermatologe oder die HNO-Ärztin sind zusätzliche Anlaufstellen, wenn Aphthen nicht nur im Mund, sondern auch an anderen Stellen des Körpers auftreten – denn das gibt es auch. Oder wenn weitere Symptome dazukommen: Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Magen-Darm-Probleme zum Beispiel.

Denn hinter Aphthen können auch bestimmte Autoimmunerkrankungen stecken. "Das können etwa Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie sein", sagt Christoph Benz. Oder der Körper hat beispielsweise zu wenig weiße Blutzellen. Denkbar ist auch, dass Leukämien oder Infektionskrankheiten wie eine HIV-Infektion hinter Aphthen stecken (siehe auch nächter Punkt: "Welche Erkrankungen können aphthenähnliche Symptome auslösen?")

Welche Erkrankungen können aphthenähnliche Symptome auslösen?

Manchmal können Schädigungen der Mundschleimhaut, die aussehen wie Aphthen, auf andere Erkrankungen hindeuten. Meist gehen sie mit weiteren Symptomen einher:

  • Herpes: Tritt oft vermehrt auf einer Seite auf, gelegentlich in Verbindung mit Jucken und Fieber. Ist durch eine Vielzahl kleiner Bläschen gekennzeichnet.
  • Chronisch-entzündliche Erkrankungen des Darms: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Zöliakie können sich auch durch Entzüudungen der Mundschleimhaut bemerkbar machen.
  • Autoimmunerkrankungen: Pemphigus vulgaris (zerplatzende Bläschen), Reaktive Arthritis (in Kombination mit Gelenkschmerzen), PFAPA-Syndrom (widerkehrende Fieberschübe und geschwollene Halslymphknoten bei Kindern).
  • Glossitis rhombica mediana: Ist eine angeborene Erkrankung der Zunge. Die Läsionen auf der Zunge sind schmerzfrei.
  • Morbus Behçet: Die schmerzhafte Gefäßentzündung verursacht Geschwüre nicht nur an der Mundschleimhaut, sondern auch an Genitalien und anderen Hautstellen.
  • Sweet Syndrom: Bei dieser sehr seltenen Hauterkrankung kommt es außerdem zu Grippesymtomen und Papeln auf der Haut.
  • Bluterkrankungen: Bei der Neutropenie sind weiße Blutzellen vermindert, bei der Anämie fehlen rote Blutkörperchen. Beides kann zu Schäden an der Mundschleimhaut führen.
  • Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Die Veränderungen an der Mundschleimhaut weisen oft einen schleimigen Belag auf. Charakteristisch tritt ein Ausschlag an den Händen und Füßen sowie Fieber und Halsschmerzen auf. Tritt vor allem im Kindesalter auf.
  • Tuberkulose: Die Krankheit wird durch ein Bakterium ausgelöst, das die Lunge befällt. Symptome können sich auch an der Mundschleimhaut und insbesondere der Zunge zeigen.
  • HIV-Infektion: Die Schwächung des Immunsystems durch das HI-Virus, beziehungsweise durch die Behandlung mit Immunsuppressiva, geht oft mit Entzündungen und Infektionen der Mundschleimhaut einher.
  • Tumor: Tumore auf der Zunge können optisch einer Aphthe ähneln. Im Gegensatz zu dieser wachsen sie und sind meist schmerzfrei.
  • Syphilis: Die sexuell übertragbare bakterielle Erkrankung kann sich durch Schäden an der Zunge äußern, die aussehen, wie kleine "eingeschmolzene" Flecken.

Was fehlt dem Körper, wenn er Aphthen hat? Und wie kann ich vorbeugen?

Besteht der Verdacht, dass die Aphthen durch einen Mikronährstoffmangel begünstigt werden, lohnt es sich, dies zu prüfen und die Ernährung entsprechend umzustellen oder Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Laut Leitlinie kann ein Mangel an folgenden Nährstoffen Aphthen begünstigen: 

  • Eisen
  • Folsäure
  • Vitamin B1
  • Vitamin B2
  • Vitamin B6 
  • Vitamin B12

Doch was lässt sich darüber hinaus tun? "Das ist schwierig, weil ja die Ursachen nicht wirklich feststehen", sagt Christoph Benz. Was aber in jedem Fall von Vorteil ist: "Stress reduzieren, gesund leben - mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung, keinem Nikotin, wenig Alkohol und ausreichend Schlaf", rät Ursula Sellerberg. Oder eine gegebenenfalls falsch sitzende Zahnspange oder Zahnersatz anpassen. Und allemal wichtig: eine gute Mundhygiene. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2019 kommt allerdings zu dem Schluss, dass der Stoff Natriumlaurylsulfat in Zahnpasta die Entstehung von Aphthen begünstigt. Wer öfter darunter leidet, kann ausprobieren, ob ein Wechsel der Zahnpasta möglicherweise Linderung bringt.

Sind Aphthen ansteckend? Zum Beispiel beim Küssen?

Normalerweise sind Aphthen nicht ansteckend. Man muss also beim Küssen, beim Trinken aus demselben Glas oder beim Umgang mit Säuglingen keine Sorge haben. Es gibt jedoch Ausnahmen: wenn aphtenähnliche Entzündungen im Mund infolge einer Infektion, beispielsweise mit dem Herpes-Virus, entstanden sind. Herpesviren sind tatsächlich hochansteckend. Herpesinduzierte Aphthen sind meist daran zu erkennen, dass sie in großer Zahl erscheinen, mitunter kommt es zu Fieber und Jucken im Mund (siehe auch Abschnitt: "Welche Erkrankungen können aphthenähnliche Symptome auslösen?").

mki