Inhaltsverzeichnis
- 1. Was ist die Afrikanische Schweinepest?
- 2. Gibt es die Afrikanische Schweinepest in Deutschland?
- 3. Wie wird die Afrikanische Schweinepest übertragen?
- 4. Ist die Tierseuche für Menschen gefährlich?
- 5. Was wird gegen die Ausbreitung unternommen?
- 6. Warum ist es so wichtig, eine Einschleppung zu verhindern?
- 7. Ist es sinnvoll, einen Großteil des Wildschwein-Bestandes vorsorglich zu erschießen?
- 8. Warum gibt es überhaupt so viele Wildschweine in Deutschland?
1. Was ist die Afrikanische Schweinepest?
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung bei Wildschweinen und Hausschweinen. Wie der Name schon sagt, kommt die Afrikanische Schweinepest vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara vor. Infizierte Tiere leiden unter Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen – und sterben in der Regel innerhalb einer Woche. Einen Impfstoff gegen den Erreger gibt es zur Zeit nicht.
2. Gibt es die Afrikanische Schweinepest in Deutschland?
In Deutschland ist im September 2020 zum ersten Mal die Afrikanische Schweinepest in Brandenburg aufgetreten. Der Kadaver eines Wildschweins aus dem Spree-Neiße-Kreis, wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt, wurde von Experten des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) untersucht - und positiv getestet. Seitdem wurden laut Landesministerium fast 1270 Fälle der Afrikanischen Schweinepest allein in Brandenburg nachgewiesen. Die zuständigen Behörden vor Ort versuchen seitdem, die Seuche in Brandenburg und an der polnischen Grenze einzudämmen.
Im Juli dieses Jahres wurde in Deutschland die Afrikanische Schweinepest erstmals auch bei Hausschweinen in Nutzbeständen nachgewiesen. Labore haben das Virus bei einem Bio-Betrieb im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße mit rund 200 Schweinen sowie bei einem Kleinsthalter mit zwei Tieren im Landkreis Märkisch-Oderland im selben Bundesland nachgewiesen. Das teilten das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das brandenburgische Ministerium für Gesundheit und Verbraucherschutz mit.
Der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest in Mecklenburg-Vorpommern ist seit dem 15. November dieses Jahres amtlich. Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – habe die Tierseuche in entsprechenden Proben nachgewiesen, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Zuvor hatte das Landes-Agrarministerium mitgeteilt, dass in einer Schweinemastanlage mit mehreren Tausend Tieren im Landkreis Rostock mehrere Tiere verendet seien, und ein Test habe den Verdacht ergeben, dass sie mit dem ASP-Erreger infiziert gewesen sein könnten.
Damit liegen auch die Fälle bei Hausschweinen in den bereits von der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen betroffenen Landkreisen nahe der polnischen Grenze. Um die Betriebe wurden Schutzzonen und Überwachungszonen eingerichtet. Sämtliche Tiere in den Beständen werden getötet und unschädlich beseitigt.
Die Tierseuche breitet sich seit einigen Jahren über Russland und das Baltikum nach Europa aus. Im Jahr 2007 wurde der Erreger nach Georgien eingeschleppt. Seither verbreitet sich die ASP im Osten Europas. Bislang ist der Erreger schon bis Litauen, Lettland und Polen vorgedrungen. Im Nachbarland Polen wurden Anfang September 2020 mehr als 3000 Infektionen mit der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen und 82 Infektionen bei Hausschweinen gemeldet. Das Risiko einer Einschleppung auch nach Deutschland schätzte das FLI schon früher als "sehr hoch" ein.
3. Wie wird die Afrikanische Schweinepest übertragen?
Der Virus wird vor allem von Tier zu Tier übertragen. Genau wie bei menschlichen Infektionskrankheiten können aber auch mit Speichel oder Blut benetzte Gegenstände oder Nahrungsmittel die Krankheit übertragen. Aber auch andere Übertragungswege sind denkbar. Das FLI warnt: "Unter ungünstigen Bedingungen kann ein unachtsam entsorgtes Wurstbrötchen ausreichen, um die Tierseuche einzuschleppen."
Nämlich dann, wenn das Wurstbrötchen mit Fleisch von infizierten Tieren hergestellt wurde – und von wild lebenden Tieren, zum Beispiel Wildschweinen, gefressen wird. Denn auch in totem Schweine-Gewebe bleiben die Erreger der Afrikanischen Schweinepest monatelang aktiv.
Auch Menschen, die mit erkrankten Tieren in Kontakt kommen, etwa Veterinäre oder Jäger, kommen als Überträger in Betracht. Für sie gelten besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen. Raubtiere und Aasfresser wie Wölfe, Füchse und Raben spielen dagegen bei der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest offenbar keine Rolle.
4. Ist die Tierseuche für Menschen gefährlich?
Nein. Das ASP-Virus ist für Menschen vollkommen ungefährlich. Auch für Tierarten ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich. Für Wildschweine und Hausschweine endet eine Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest jedoch tödlich. Eine Impfung gegen die Tierseuche gibt es bislang nicht.
5. Was wird gegen die Ausbreitung unternommen?
In Brandenburg haben die Behörden einen "gefährdeten Bezirk" festgelegt und eine sogenannte Pufferzone eingerichtet. Aus diesem Gebiet dürfen weder Hausschweine noch Schweinefleisch heraustransportiert werden. Treten Infektionsfälle in Schweinebetrieben auf, muss der komplette Bestand getötet werden; um den betroffenen Betrieb wird ein Sperr- und ein Beobachtungsgebiet eingerichtet.
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen haben zudem bislang einen rund 670 Kilometer langen ASP-Schutzzaun nach Polen und Osteuropa gebaut. Ein zweiter Zaun ist schon in Planung.
Um einer Ausbreitung zuvorzukommen, fordern Politiker, Jäger und Bauernverband außerdem schon länger, den Wildschweinbestand vorsorglich zu dezimieren. Der Bauernverband plädierte sogar dafür, den Schwarzwild-Bestand um 70 Prozent zu reduzieren. Um einen zusätzlichen Anreiz für Jäger zu schaffen, haben einige Bundesländer eine Abschussprämie von bis zu 50 Euro für jedes erlegte Tier ausgelobt.
Das Friedrich-Loeffler-Institut empfiehlt dagegen eine Reduktion um 70 Prozent nur für den Seuchenfall – also erst dann, wenn die Schweinepest nachweislich aufgetreten ist. Und dann nur in der sogenannten Pufferzone, einem Areal von 12.000 Quadratkilometern – das entspricht fast der Hälfte von Mecklenburg-Vorpommern – rund um die Fundorte von infizierten Wildschweinen. Da es keinen wirksamen Impfstoff gegen das Virus gibt, sind Verhaltensmaßnahmen besonders wichtig. Verendete Tiere müssen außerdem gemeldet werden.
6. Warum ist es so wichtig, eine Einschleppung zu verhindern?
Wenn es nur um Leben und Gesundheit von Wildschweinen ginge, würde der Bauernverband nicht fordern, dass 70 Prozent des kompletten Schwarzwild-Bestandes vorsorglich erschossen werden. Aber da die ASP auch für Hausschweine ansteckend ist, ist der potenzielle wirtschaftliche Schaden immens. Zwar sind moderne Schweinezucht- und Mastställe meist mit speziellen Sicherheitsschleusen ausgestattet, um die Einschleppung von Infektionen zu verhindern.
Doch gelangt der Erreger der Afrikanischen Schweinepest trotz aller Sicherheitsmaßnahmen in einen Zucht- oder Mastbetrieb, kann im schlimmsten Fall behördlich angeordnet werden, dass der gesamte Bestand getötet und entsorgt wird. Schweinehalter befürchten zudem, dass Deutschland seinen Status als "seuchenfrei" verliert - und z.B. China seine Importe stoppt.
7. Ist es sinnvoll, einen Großteil des Wildschwein-Bestandes vorsorglich zu erschießen?
Kritiker halten die massive Bejagung von Wildschweinen für überzogen. So sagte der Wildtierökologe Sven Herzog im Interview mit der ZEIT: „Die Jagd darf nicht zu einer Art radikaler Schädlingsbekämpfung verkommen.“ Es sei eine Illusion, verstärkte Jagd könne die Schwarzwild-Bestände nachhaltig reduzieren. Besonders kritisch sehen Tierschützer – neben der Intensivierung der Jagd –, dass etwa in Baden-Württemberg sogar weibliche Wildschweine erschossen werden dürfen, die noch Junge säugen. Auch der Wald könnte Schaden nehmen. Denn verängstigte Tiere würden dann nicht mehr auf Freiflächen Nahrung suchen – sondern im Wald Knospen und Triebe von jungen Bäumen abknabbern.
8. Warum gibt es überhaupt so viele Wildschweine in Deutschland?
Wildschweine fühlen sich wohl in Deutschland – und niemand weiß genau, wie viele es von ihnen gibt. Nur die toten wurden gezählt: 2019 wurden knapp 600.000 Wildschweine erlegt. Eine Ursache der dichten Population ist die Landwirtschaft, vor allem der Mais– und Rapsanbau in großen Monokulturen. Wildschweine lieben die beiden Pflanzen, aus denen mit hohen Subventionen Biogas und Biosprit hergestellt werden.