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Persönlichkeit "Mein Ex ist ein krasser Narzisst" – warum dieser Vorwurf meistens Unsinn ist

von Jens Schröder und Jochen Metzger
Kaum ein Begriff wird so leichtfertig benutzt wie "Narzissmus". Weshalb die Diagnose meist mehr über uns selbst sagt als über andere – und was die Psychologie wirklich weiß
Illustration eines Paares, das sich voneinander abwendet
Viele Beziehungen scheitern nicht an pathologischem Narzissmus, sondern an ganz normalen menschlichen Enttäuschungen, auch wenn der Begriff oft als Erklärung herhalten muss
© Marta Lebek / Stocksy

"Narzissmus" ist derzeit ein Lieblingswort der Küchenpsychologie. Fast alle glauben, einen Narzissten zu kennen und unter ihm oder ihr auch enorm gelitten zu haben. Und tatsächlich lassen sich mit dem Etikett "Narzissmus" viele zwischenmenschliche Konflikte einfach und bequem wegerklären. Dabei hat der Vorwurf "Du Narzisst!" mit den psychologischen Erkenntnissen über den Narzissmus nur ganz am Rande etwas zu tun. 

Buchcover von "Bullshit Binog Psychologie"
Dieser Text ist ein leicht gekürztes Kapitel aus Jens Schröders und Jochen Metzgers neuem Buch über populäre Psycho-Mythen, erschienen bei Komplett Media (208 Seiten, 24 Euro)

Natürlich ist nicht jedes Narzissmus-Urteil falsch. Man denkt dabei an Donald Trump und liegt damit vollkommen richtig. Solche Treffer bleiben eher die Ausnahme. Im Alltagsverständnis stellt man sich Narzissmus zum Beispiel wie einen Lichtschalter vor: Bei den meisten steht er auf "Aus" – und bei wenigen, ganz schlimmen Psycho-Monstern leider auf "An". Und natürlich sind das immer die "fiese Chefin" oder der "eiskalte Ex".

Die Persönlichkeitspsychologie hat jedoch ein völlig anderes Verständnis.