Bouldern zählt ohne Zweifel zu den beliebteren Indoor-Sportarten – obwohl man natürlich auch draußen klettern kann. Der Name leitet sich immerhin vom englischen Wort "boulder" ab, was Felsblock bedeutet. In der Natur ist das eher etwas für Könner mit Erfahrung und Ausrüstung. Wer noch nie geklettert ist und Bouldern in der Halle ausprobieren will, sollte auf Folgendes achten:
1. Fallen will gelernt sein
Wer sich zum ersten Mal an die Boulderwand wagt, muss vielleicht ein bisschen Höhenangst überwinden. Es geht zwar "nur" bis zu 4,5 Meter hoch hinaus. Doch ein Sicherungsseil gibt es nicht. Denn beim Bouldern handelt es sich um Klettern in Absprunghöhe.
Wen die Kraft oder der Mut verlässt, der muss wohl oder übel den direkten Weg nach unten nehmen. Ein Fall-Training, beispielsweise im Rahmen einer Anfängergruppe oder einer kurzen Einführung in der Boulderhalle, ist deshalb grundsätzlich eine gute Idee für den Start. "Sollte man fallen oder abspringen, gilt es, mit leicht gebeugten Knien auf der Weichbodenmatte zu landen und sich dann möglichst kontrolliert abzurollen", erklärt Fabian Pelzer, Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). "Entscheidet man sich für ein kontrolliertes Abspringen, muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Matte frei ist."
Einmal oben angekommen, ist es vor allem für Ungeübte nicht ratsam, einfach von der Wand abzuspringen. "Die sicherste Variante nach dem erfolgreichen Absolvieren eines Boulders ist das kontrollierte Absteigen", so Pelzer. "Zum Absteigen können spezielle Griffe, die 'Down Climbers' genutzt werden. Diese sind so konzipiert, dass sie auch bei Vorermüdung der Hände und Arme gut gehalten werden können, und bieten dementsprechend die nötige Sicherheit zum Absteigen."
Bei komplizierten Routen ist es unter Fortgeschrittenen auch üblich, sich zu "spotten" – ein Kletterpartner setzt dann die ausgestreckten Arme ein, um den Sturz etwas abzufedern und beispielsweise zu verhindern, dass man die dick gepolsterte Matte am Fels oder in der Kletterhalle verfehlt. Auch diese Bewegung will gelernt sein, um Verletzungen zu vermeiden.
2. Das passende Schuhwerk
Ohne spezielle Kletterschuhe geht es nicht. In vielen Hallen kann man sie ausleihen. Ihre Besonderheit: Die Schuhe sitzen sehr eng am Fuß, die Sohle ist an den Zehen – insbesondere am großen – verstärkt. So hat man auf den Fußtritten, die manchmal nur sehr klein sind, guten Halt. Straßen- oder Turnschuhe sind dagegen nicht geeignet, auch Anfänger werden damit nicht viel Freude haben.
Denn durch die spezielle Form schafft man es in Boulderschuhen, den notwendigen Druck an die Wand zu bringen, um auch kleine Wandstrukturen als Tritt zu nutzen. Die engen Schuhe halten den Fuß auf Spannung, was Knöcheln und Sehnen Arbeit abnimmt. Eine rutschfeste, stabile Sohle sorgt auf glatten Oberflächen für Sicherheit. Nicht nur an den Zehen, auch an den Fersen ist das Schuhmaterial verstärkt, weil diese Partien beim Bouldern ganz schön viel aushalten müssen.
3. Bequeme, robuste Kleidung
Das richtige Schuhwerk ist eine Sache. "Dazu sollte man Sportkleidung tragen, die die Beweglichkeit nicht einschränkt", rät Fabian Pelzer.
Erlaubt ist, was gefällt und locker sitzt. Die Hose sollte nicht unbedingt aus dünnem, empfindlichem Stoff bestehen, da Knie, Oberschenkel und Schienbeine beim Bouldern häufig mit der rauen Wand sowie den großflächig montierten Griffen und Tritten in Kontakt kommen. Aus demselben Grund ist von zu kurzen Sportshorts abzuraten – sonst drohen Schürfwunden.
Robuste Kletterhosen
Eine klassische Kletterhose ist auch zum Bouldern eine gute Wahl, da die meisten Modelle aus robustem, atmungsaktivem Stoff bestehen und trotzdem viel Bewegungsfreiheit ermöglichen. Wer gerade erst startet, kommt aber auch mit einer lockeren Sporthose oder bequemen Leggins zurecht.
Das Oberteil sollte ebenfalls nicht zu eng sein, um Arme und Schultern nicht einzuschränken. Allerdings: Sitzt Top oder T-Shirt zu locker oder ist übergroß, kann es bei der ein oder anderen Bewegung ungünstig verrutschen oder sogar stören. Wählen Sie für den Anfang ein Oberteil, das nicht zu empfindlich ist und das Schweiß gut nach außen leitet. Nehmen Sie im Zweifelsfall ein Shirt zum Wechseln mit, immerhin verbringt man – mit Pausen – oft mehrere Stunden in der Halle oder am Fels.
4. So viele Griffe: Wo genau soll ich klettern?
So bunt durchmischt die Farben an einer Boulderwand auch sind – den Überblick bekommt man leicht: "Man folgt immer den gleichfarbigen Griffen", erklärt Fabian Pelzer. Sie ergeben das, was im Boulder-Vokabular als Route bezeichnet wird. Griffe in anderen Farben sind beim Hochklettern tabu – auch wenn sie in verlockender Reichweite sind.
Die Routen haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Einige Hallen haben ein Farbsystem dafür, andere versehen die Startgriffe mit Zettelchen, die die Schwierigkeitsstufe verraten. Fabian Pelzer erklärt: „Eine Route ist dann erfolgreich gemeistert, wenn man den obersten Griff drei Sekunden lang sicher mit beiden Händen hält. Dieser Griff wird als Top bezeichnet.“
5. Beinkraft ist gefragt: Die richtige Klettertechnik
Beim Klettern muss die Kraft allein aus den Armen kommen? Falsch. Einfacher wird es, wenn man den Körper aus der Beinkraft heraus nach oben schiebt. Elementar dabei: "Den Schuh mit dem verstärkten Teil der Sohle am großen Zeh stabil auf den Fußtritten aufsetzen", so Fabian Pelzer. Das entlastet die Muskeln in Armen und Händen.
Apropos Arme: Sie sollten beim Klettern so oft wie möglich gestreckt bleiben. Klettert man mit gebeugten Armen, geht viel Kraft verloren. Und das ist ärgerlich, wenn man noch weitere Routen ausprobieren will.
Gerade für Anfänger ist es außerdem wichtig, die Drei-Punkt-Regel zu kennen: Drei von vier Gliedmaßen halten stets den Kontakt zur Wand, lediglich ein Arm oder Bein löst sich. So fühlt man sich sicherer – gerade dann, wenn man dem Ende der Route näher kommt und der Abstand zum Boden einen vielleicht doch stutzen lässt.
6. "What's in my Chalkbag?" Sinnvolles Zubehör für Einsteiger
Wer eine Kletter- oder Boulderhalle betritt, sieht, dass viele einen kleinen Beutel mit sich führen und immer wieder hineingreifen, um die Handlächen mit weißem Pulver zu bedecken: ein Chalkbag. Denn Chalk beziehungsweise Magnesiumkarbonat wird beim Klettern verwendet, um den Schweiß an den Handflächen aufzunehmen. So kann man besser greifen und rutscht weniger ab.
Ausstattung leihen oder gemeinsam nutzen
Wenn man noch kein eigenes besitzt, kann man sich in den meisten Boulderhallen auch eines leihen. In der Regel genügt auch ein Chalkbag pro Bouldergruppe, vor allem bei Einsteigern. Werden später komplexere Routen geklettert, nehmen Fortgeschrittene den Beutel auch gern am Gürtel mit an die Wand, um im Zweifelsfall nachlegen zu können.
Die meisten Chalkbags enthalten kleine Seitentaschen, in denen man praktische Bürsten verstauen kann, mit denen verschmutzte und dadurch rutschige Griffe und Tritte schnell wieder rau geputzt sind. Wer regelmäßig klettern geht, hat außerdem meist ein eigenes Tape dabei, um aufgeriebene Stellen an den Handflächen und Fingern abzukleben.
In der Natur ist die Felswand offensichtlich rau, aber auch in den Kletterhallen sind die Griffe und Wände bewusst griffig, damit man nicht so leicht abrutscht. Das Tape fungiert deshalb als Barriere zwischen Wand und Haut. Für Neulinge kann es sinnvoll sein, eigenes Tape mitzunehmen. Meist sind Handflächen und Finger noch nicht an die Belastung gewöhnt, und sobald die Hände kleine Schnitte und Abschürfungen haben, ist der anfängliche Kletterspaß schnell vorbei.