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Geschichte Wie der Kaffee nach Italien kam - und das Land veränderte

Caffè Florian
Italiens ältestes Kaffeehaus: Das Caffè Florian auf der Piazza San Marco in Venedig
© mauritius images / Steven gillis hd9 imaging / Alamy
Die Anbaugebiete liegen weit entfernt und dennoch: Wer Italien sagt, sagt auch Kaffee, Cappuccino, Espresso. Warum ist das so und wie konnte sich die Bohne in dem Genießerland durchsetzen? Ein historischer Rückblick

Kaffeetrinken ist in Italien ein beinahe heiliges Ritual, das vehement verteidigt wird. Italien befindet sind im Widerstand gegen To-Go-Kultur, Star Bucks durfte erst 2018 seine erste italienische Filiale eröffnen, Filterkaffee existiert in der italienischen Welt des Kaffees nicht und Espresso wird perfekt temperiert serviert.

Aber warum ist das so? Warum ist ausgerechnet in Italien Kaffee ein Kulturgut, wo dessen Bohne doch Hunderte und Tausende Kilometer entfernt angebaut wird?

Wie die Menschheit darauf kam, die kleinen, am Strang der Kaffeepflanze grün hängenden Kaffeekirschen zu ernten, rösten, zerstäuben und mit heißem Wasser zu aufzubrühen, wird wohl ein Rätsel bleiben.

In Äthiopien, einem der wichtigsten Anbauländer der Welt, besonders in der Region Kaffa, erzählt man sich die Legende des Hirten Kaldi: Er habe beobachtet, wie seine Ziegen die Früchte des Kaffeebaumes fraßen, also probierte er auch und kam auf den Geschmack. Von Kaffa aus soll sich die Kaffeebohne in Nordafrika und dem arabischen Raum ausgebreitet haben. Zumindest dieser Teil der Geschichte ist belegt.

Doch wie kam die Kaffeebohne nach Europa?

Prospero Alpini war ein bekannter Mediziner und Botaniker im Venedig des 16. Jahrhunderts - er gilt heute als unfreiwilliger Begründer der italienischen Kaffeekultur. Alpini hatte es zum Hausarzt Giorgio Emos, des venezianischen Konsuls für Beziehungen nach Kairo, gebracht und begleitete ihn ins Land der Pharaonen. Alpini studierte die ägyptische Fauna, fasste sie in seinem Hauptwerk De plantis Aegypti zusammen. Dort sind 57 verschiedene Pflanzen beschrieben, die meisten mit detaillierten Zeichnungen versehen und in Europa völlig unbekannt. Mit dabei: die Kaffeepflanze. Schüler Alpinis sollen die ersten Kaffeebohnen nach Venedig gebracht haben, dort verbreitete sich die Kunde vom neuen, aromatischen Heißgetränk unter den Schönen und Reichen der Stadt.

Prospero Alpini
Prospero Alpini beschrieb in seinem bekanntestem Werk "De plantis Aegypti" viele exotische Pflanzen, darunter auch: die Kaffeepflanze
© mauritius images / History and Art Collection / Alamy

Anfang des 17. Jahrhunderts landeten erste Schiffsladungen voller Kaffeebohnen in Venedig an. Heute gilt der Vorgänger des berühmten Caffè Florian, das in den 1640er Jahren eröffnet worden ist, als das älteste in Europa. Und: Noch heute können Venezianer und Touristen dort ihren Espresso genießen.

War der Kaffeegenuss anfangs noch vor allem der aristokratischen Klasse vorbehalten, breitete sich der Trend dennoch rasant über die Halbinsel aus, drang bis nach England vor, wurde über die Jahre immer erschwinglicher für die gesamte Gesellschaft und schlussendlich zu einem italienischen Kulturgut. Einen gehörigen Anteil daran hatte auch der Puritanismus, der Kaffee als das Getränk der Arbeitstüchtigen und Nüchternen anpries - im Gegensatz zum Bier, das bei großen Teilen der Bevölkerung ganz selbstverständlich zum Alltag dazugehörte.

Insofern hat der Botaniker Alpini den Europäern ein neues Genussmittel verschafft, der Arzt Alpini der Leber ganzer Generationen eine Verschnaufpause.

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