Leicht wie eine Wasserflasche, klein wie ein Brotlaib – Ultraleichtzelte sind die Favoriten auf langen Trekking- und Bikepacking-Touren. Unter 1000 Gramm schwer, verschwinden sie mühelos im Rucksack und sparen Kraft für den nächsten Anstieg. Doch worauf sollte man beim Kauf achten? Und wie viel Komfort bleibt, wenn das Zelt nur noch das Nötigste bietet, um Gewicht und Packmaß zu sparen?
Ultraleichtzelte: Das unterscheidet sie von normalen Campingzelten
Im Unterschied zum klassischen Campingzelt zählt beim Ultraleichtzelt jedes Gramm. Denn wer mehrere Tage mit Rucksack zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs ist, merkt schnell: Gewicht ist alles. Doch der Preis dafür sind Kompromisse. Ultraleichtzelte bieten meist nur wenig Platz, verzichten in der Regel auf extra Stauraum, haben oft nicht einmal ein Gestänge – Hauptsache, das Zelt kommt mit möglichst wenig Material aus.
Was sie trotzdem leisten müssen, ist Schutz vor Wind und Wetter. Die Rechnung geht schließlich nur auf, wenn das Leichtgewicht am Ende auch stabil bleibt.
Eine feste Norm, wie viel ein Ultraleichtzelt wiegen darf, gibt es übrigens nicht. Unter Outdoor-Fans hat sich aber eingebürgert: Ein echtes Ultraleichtzelt bringt maximal 1000 Gramm auf die Waage.
Ultraleichte Zeltvarianten: Vom minimalistischen Biwaksack bis zum luftigen Tarp
Biwaksäcke sind wohl die pragmatischste Variante, unterwegs zu nächtigen: ein flaches Stoffzelt aus wasserdichtem Stoff oder luftigem Mesh-Gewebe, das im Liegen über den Körper gespannt wird. Schutz ja, Komfort eher wenig – in der Regel hat diese Zeltvariante nicht einmal Sitzhöhe. Im Fokus stehen hier vor allem der nötigsten Schutz vor Wetter und Insekten sowie das sehr geringe Packmaß.
Tarps sind Zeltplanen ohne Wände und Boden. Sie werden zwischen Bäumen oder an anderen natürlichen Objekten befestigt. Sie sind leicht und flexibel, minimalistisch – dabei allerdings auch offen für Wind und Wetter.
Zelte sind die komfortabelste Ultraleicht-Variante. Kuppelzelte stehen stabil, Tunnelzelte sind flach und windschnittig, Pyramidenzelte sparen Gewicht, weil sie statt Gestänge oft nur einen Trekkingstock in der Mitte brauchen. Trekkingstöcke? Hat man beim Marsch sowieso dabei.
Dazwischen liegen Mischformen wie Tarptents (halb Zelt, halb Plane), die Wetterschutz mit geringem Gewicht kombinieren.
Ultraleichte 1- oder 2-Personen-Zelte: Die gängigen Varianten
Kuppelzelt – stabil und flexibel
Kuppelzelte gehören zu den Klassikern – ob auf Trekkingtour oder beim Bikepacking. Die rechteckige Grundfläche wird mit zwei Stangen überspannt, die sich diagonal kreuzen. Das sorgt für hohe Windstabilität. Ein Nachteil: Die schrägen Wände verkleinern den nutzbaren Innenraum. Gut, dass viele Modelle eine Apside haben – also einen kleinen Vorraum zum Kochen oder für Gepäck. Kuppelzelte sind meist freistehend. Man kann sie deshalb auch auf Fels oder in einer Schutzhütte aufstellen – ganz ohne Heringe.
Tunnelzelt – viel Platz, wenig Gewicht
Tunnelzelte sind beliebt, weil sie in der Regel trotz minimaler Größe verhältnismäßig viel Raum bieten. Mindestens zwei Gestängebögen in U-Form bilden den Tunnel. Die steilen Wände schaffen viel Platz, machen das Zelt aber windanfälliger. Das Gewicht ist gering, doch es braucht eine straffe Abspannung – meist mit zusätzlichen Heringen, die das Gesamtgewicht leicht erhöhen. Freistehend ist ein Tunnelzelt fast nie.
Pyramidenzelt – leicht und windschnittig
Pyramidenzelte sind beim Ultraleicht-Trekking populär. Meist wird nur ein Trekkingstock oder eine Mittelstange aufgestellt, die Seiten werden mit Heringen abgespannt. Der Vorteil: Wind wird durch die geneigten Flächen gut abgeleitet. Der Haken: Bei starkem Wind lasten hohe Kräfte auf der Spitze. Außerdem sorgt die für den Zeltaufbau notwendige Stange in der Mitte des Innenraums für weniger Liegefläche im ohnehin schon minimalistischen Zelt.
Tarptent – Minimalismus mit Extras
Tarptents verbinden Tarp und Zelt. Eine zugeschnittene Plane wird mit Trekkingstöcken, Zeltstangen oder an einem Ast aufgespannt. Sie sind nicht freistehend, dafür sehr leicht. Flexibilität ist die Stärke des Tarptents: Sie können ein Außenzelt allein wählen für maximale Gewichtsersparnis oder in Kombination mit Innenzelt als Insektenschutz. Der kleine Nachteil: Mit Innenzelt kann es schnell eng werden.
Merke: Jede ultraleichte Trekkingzeltvariante hat Fans – und Kompromisse. Kuppelzelte punkten mit Stabilität und Flexibilität, Tunnelzelte mit Raum, Pyramidenzelte mit Gewichtsvorteil, Tarptents mit Vielseitigkeit. Die Wahl hängt von der gewählten Tour, dem Komfortanspruch und vom Wetter ab.
Auf einen Blick:
Zelttyp | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
Kuppelzelt | Sehr stabil, freistehend, flexibel aufstellbar, oft mit Vorraum (Apside) | Weniger nutzbarer Innenraum durch schräge Wände | Touren mit unebenem Untergrund, wechselnde Stellplätze |
Tunnelzelt | Viel Innenraum, geringes Gewicht | Windanfällig, braucht straffe Abspannung, meist nicht freistehend | Große Personen, längere Camps |
Pyramidenzelt | Sehr leicht, windstabil, schneller und einfacher Aufbau | Liegefläche eingeschränkt durch Stange in der Mitte, nicht freistehend | Ultraleicht-Trekking, windige Regionen |
Tarptent | Extrem leicht, flexibel (nur Außenhaut oder mit Innenzelt) | Eng bei Nutzung mit Innenzelt (Insektenschutz), nicht freistehend | Gepäck-Minimalisten |
Tipp für Einsteiger:

Allgemeine Tipps: Darauf sollten Sie beim Kauf eines ultraleichten Trekkingzelts achten
Wer ein Ultraleichtzelt kauft, will Gewicht sparen – aber nicht um jeden Preis. Diese Punkte entscheiden, ob das Zelt auf Tour begeistert oder nervt.
1. Einwandig oder doppelwandig?
Einwandige Zelte sind leichter. Dafür bildet sich innen Kondenswasser, das heruntertropft. Helfen kann eine gute Belüftung, komplett verhindern kann man etwas Feuchtigkeit im Einwandzelt jedoch nicht. Doppelwandige Modelle haben deshalb ein Innenzelt, das vor Kondensation schützt, in der Regel für etwas mehr Windschutz und Wärme sorgt und Insekten abhält. Nachteile sind ein etwas höheres Gewicht und ein komplizierterer Aufbau.
2. Das richtige Material: Gängige Varianten
- Polyester (PES): leichter als Baumwolle, reißfest, trocknet schnell
- Polyamid (Nylon): noch leichter, oft als Ripstop-Gewebe verarbeitet, aber trotzdem etwas weniger reißfest als Polyester
- Dyneema Composite Fabric (DCF): etwas hochpreisiger, dafür wasserdicht ohne Beschichtung, dehnt sich nicht bei Nässe und sackt deshalb (im Gegensatz zu beispielsweise Nylon) auch bei Regen nicht ein
Vorsicht beim Campen an belebteren Orten: DCF ist halbtransparent, also relativ lichtdurchlässig – man kann leicht ins Innere sehen.
Achten Sie beim Material auf gute Belüftung, Reißfestigkeit und geringes Gewicht.
3. Für welche Jahreszeit soll das Zelt geeignet sein?
- Drei-Jahreszeiten-Zelt: reicht in Europa meist auch im Winter. Ideal für Sommer- und Herbsttouren
- Vier-Jahreszeiten-Zelt: nötig bei extremer Kälte, Sturm oder hoher Schneelast
Faustregel: Wer im Winter in den Alpen biwakiert und starke Schneelast erwartet, wählt natürlich besser die robuste Vier-Jahreszeiten-Variante. Für normale Trekkingtouren genügt hierzulande aber meist ein Drei-Jahreszeiten-Zelt.
4. Wasserdicht
Entscheidend sind Stoff und Beschichtung des Zelts. Die Wasserdichtigkeit wird hier in Millimetern Wassersäule angegeben: Ab 1500 Millimetern gilt ein Zelt als wasserdicht – das reicht bei einem Trekkingzelt aus, um bei normalem Dauerregen nicht nass zu werden. Beim Zeltboden darf der Wert gern ungefähr doppelt so hoch sein, denn: Das Körpergewicht übt Druck auf den Zeltboden aus, so findet Wasser leichter den Weg durch das Material.
Wofür steht das D bei Angaben zum Zeltmaterial?
Die Angabe "D" bei Zeltmaterial steht für Denier. Das ist eine Maßeinheit für die Dicke des Garns, aus dem der Stoff gewebt wird. Genauer gibt der Wert an, wie viel 9,000m des verwendeten Fadens wiegen. Beispiel: Beim "30D"-Stoff wiegen 9,000m Garn 30 Gramm; beim "15D"-Stoff sind es nur 15 Gramm.
Niedrige D-Werte stehen für leichte, feinere Stoffe – und hier wird es im ultraleichten Trekkingbereich interessant. Höhere D-Werte bringen dafür mehr Reißfestigkeit mit sich, was beispielsweise für einen robusten Zeltboden wichtig ist.
Kurz: Das "D" in der Materialangabe eines Zeltes zeigt das Verhältnis zwischen Stabilität und Gewicht an und hilft somit, das richtige Modell für Ihren Einsatzzweck zu wählen.
Empfehlung für ultraleichte Trekkingzelte:
- Bodenstoff: robuster, dichter, z. B. 30D
- Zeltstoff: leichter, z. B. 15D
So bleibt das Zelt dicht – von oben und unten.
5. Freistehend oder nicht?
Klassische Trekkingzelte brauchen Heringe. Freistehende Modelle dagegen kann man auch aufstellen, wenn der Boden ungeeignet für eine Befestigung ist – etwa in Schutzhütten. Vorteil eines freistehenden Modells: Sollte das ausgesuchte Fleckchen Erde aus irgendwelchen Gründen ungeeignet sein, können Sie das Zelt einfach anheben und woanders hinstellen.
6. Aufbauen ohne Frust
Wer tagelang unterwegs ist, will kein Zelt, das kompliziert aufzubauen ist. Denken Sie daran, dass Sie ihre Wanderbehausung auch bei Nässe, Dunkelheit oder Erschöpfung nach einem langen Marsch hochziehen müssen. Ein einfacher und schneller Aufbau kann ein etwas höheres Packgewicht deshalb durchaus rechtfertigen.
7. Ein- oder Zwei-Personen-Zelt?
Allein unterwegs? Ein Zwei-Personen-Zelt kann sich trotzdem lohnen – vor allem für große Menschen oder etwas mehr Gemütlichkeit. Der Gewichtsunterschied zwischen Ein- und Zwei-Personen-Zelten beträgt oft nur ungefähr 150 bis 200 Gramm. Als Faustregel gilt: Die Zeltlänge sollte 10 bis 20 Prozent mehr als die Körpergröße betragen und idealerweise Sitzhöhe haben, sodass beispielsweise das Umziehen und Ausruhen im Zelt nicht zu umständlich wird.
Deshalb lautet unser Tipp zum Schluss:
Etwas mehr Gewicht kann sich lohnen – für mehr Komfort. Gerade Anfänger quälen sich sonst unnötig mit harten Nächten und fummeligem Zeltaufbau. Passen Sie das Trekkingzelt aber in jedem Fall an die Gegebenheiten (Wetter, Dauer, Untergrund) Ihrer geplanten Touren an. So steht einem tollen Outdoor-Erlebnis mit minimalem Gepäck nichts mehr im Weg!