GEO.de: Wie bist du auf die Mischung aus Fahrrad und Skateboard gekommen?
Frederick: Mein Skateboard hat mich jahrelang begleitet. Ich fuhr Wettbewerbe mit, bekam Sponsoren, tourte durch Europa. Nach über 20 Jahren Skateboarding trat meine zweite Leidenschaft, der Beruf des Kameramanns, immer mehr in den Vordergrund. Deshalb habe ich mich entschieden, mit dieser großen Tour einen Schluss-Strich unter meine Skateboard-Karriere zu ziehen.
Die Idee der Tour war, Deutschland mit seinen unterschiedlichen Regionen zu porträtieren - immer in Verbindung mit Skateboarding. Ob das idyllische Hafengebiet in Konstanz, die Frankfurter Skyline oder ein Leuchtturm an der Nordsee. Um von Stadt zu Stadt zu reisen, wollte ich mein heissgeliebtes Damenfahrrad mit drei Gängen nutzen. Auf kleinen Fahrradtouren hatte es mich bereits überzeugt. Das Gesamtpaket rundete eine portable und zusammenklappbare Parkbank ab, die ich in den unterschiedlichen Orten für meine Skateboard-Tricks nutzen wollte. Parkbank, Klamotten, Schlafsack und Zelt fanden auf einem klapprigen Anhänger Platz, der am Ende stolze 60 Kilo wog.
Wonach hast du die Eckpunkte deiner Route ausgesucht?
Die Route war eine Reise durch meine Vergangenheit bis zu meiner Zukunft. Ich wollte am südlichsten Punkt Deutschlands starten und entschied mich für den Bodensee. Mein Weg führte mich über Stuttgart, hier habe ich studiert; dann über Hessen, wo ich meine Kindheit verbracht habe, und Köln, wo ich geboren wurde. Den Ruhrpott - denn hier hat meine Familie ihre Wurzeln - bis nach Hamburg, wo ich als Kameramann arbeiten möchte. Das Ziel war Westerhever, damit verbinde ich Klassenausflüge und Schulferien.
Dein Rad hatte nur drei Gänge, warum hast du dich dafür entschieden?
Viele haben den Kopf geschüttelt, als ich ihnen erzählt habe, dass ich mit einem klapprigen Damenfahrrad durch Deutschland fahren möchte. Als sie dann noch erfuhren, dass mein Anhänger 60 Kilogramm schwer sein würde, erklärten sie mich für verrückt. Kaum einer hat daran geglaubt, dass ich es schaffen würde. Für mich war genau das die Herausforderung. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich es durch. Vor der Tour wollte ich das Fahrrad noch einmal durchchecken lassen. Ein Fahrradladen lehnte ab, ein anderer wollte mir lieber ein Mountainbike mit auf die Tour geben. Aber das bequeme Fahrgefühl hatte ich nur auf meinem alten Fahrrad.
Wie hast du unterwegs gelebt?
Auf dem Weg von Stadt zu Stadt habe ich jeden Abend mein Zelt aufgebaut. Meist abgelegen, irgendwo an einem Waldrand, damit mich keiner stört. In den Städten habe ich bei Freunden übernachtet. Sie zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen, war mir wichtig - 40 Tage am Stück Fahrrad fahren und Skateboarden hätte ich sonst nicht überlebt.
Was war dein Lieblingsplatz unterwegs und warum?
Ehrlich gesagt gab es viele schöne Plätze. Jeden Tag auf dem Rad zu sitzen, Musik zu hören, und durch die Landschaft zu fahren, war für mich ein ganz besonderes Gefühl. Deutschland ist sehr facettenreich. Ob es die Täler der schwäbischen Alb sind, das ständige Auf und Ab an der Lahn entlang oder das einsame Niedersachsen mit seinen Windrädern.
Schöne und unerfreuliche Begegnungen - wie haben die Menschen auf dich reagiert?
Viele Menschen sind mir mit einem Lächeln entgegen gekommen. Zum Beispiel Bauerbeiter, die mir zuriefen, ob mich meine Frau rausgeschmissen hätte mit all dem Gepäck, oder eine alte Dame, die mir nach einem Gespräch an der Straßenecke 20 Euro schenkte, damit ich meine Reise gut beenden könne.
Hand aufs Herz, wärst du die Strecke gern auch gern zurück gefahren?
Nach dem letzten Foto am Leuchtturm zu Westerhever und bestandenen 1579 Kilometern Strecke bin ich nur völlig fertig und zufrieden in die Sanddünen der Nordsee gefallen. Länger hätte ich wohl auch nicht mehr durchgehalten. Am Ende habe ich gemerkt, dass die letzten Kraftreserven aufgebraucht waren. Der Gedanke, die Strecke nochmal zu fahren, und das vom flachen ins hügelige Land, wäre für mich unvorstellbar gewesen.
Gibt es Plätze auf der Welt, an denen du gern nochmal skaten würdest?
Letztes Jahr konnte ich einen Film in China als Kameramann drehen. Die Kultur und Architektur sind durchaus spannend für einen Skateboardtrip. Aber ich bin sehr wenig auf meinem Skateboard unterwegs und merke schnell, dass mir die Routine für die gefährlichen "Stunts" mittlerweile fehlt.
Was sind deine Pläne nach der Tour?
Im Februar werde ich alle Bilder und meinen Dokumentarfilm, der während der Reise entstanden ist, auf meiner Webseite veröffentlichen. Wir arbeiten gerade noch an der Vollendung des Films und der finalen Gestaltung der Webseite. Damit wäre das Projekt für mich komplett abgeschlossen und dann hoffe ich auf einen Umzug nach Hamburg.